Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
seitens Vaskania natürlich. Vermutlich wird Crydeol niemals aufhören ihn zu jagen und wenn er dafür eines Tages sogar ganz Andular bereisen müsste. Aber schlaf jetzt Durandi. Die Nächte hier unten können sehr kurz sein, obwohl, wenn man genauer darüber nachdenkt, ist es hier unten ja eigentlich immer Nacht.“ Das war das letzte, was Varsil von sich gab, bevor er sich wieder auf seine Pritsche legte und sich mit seinem löchrigen und viel zu kurzen Laken zudeckte.
„Varsil warte!Kannten sich Crydeol und Renyan?Und wo vermutet man Renyan jetzt? Ich mein, es ist doch merkwürdig, dass er noch nicht geschnappt wurde, oder? …Varsil? Du kannst doch unmöglich schon schlafen! Und den Grund für
deinen Aufenthalt hier unten hast du mir auch noch nicht erzählt. Varsil? Hey!“
Aber Varsil blieb stumm und so kehrte Jesta dem Gitter enttäuscht den Rücken zu. Varsil hatte ihn neugierig gemacht und nun wollte er noch mehr über Noiril, Renyan und Crydeol erfahren. Doch am Ende tat er es Varsil gleich, und versuchte zu schlafen.
Er wusste nicht, wie spät es war, als ihn plötzlich jemand unsanft weckte und ihm die Decke vom Körper riss. Schlaftrunken richtete er sich auf und setzte sich taumelnd auf die Pritsche. Im Dunkeln erkannte er die Umrisse zweier Gestalten, eine direkt vor ihm, die andere etwas abseits an der Zellentür.
„Aufstehen Durandi, der Große Rat erwartet dich!“, rief die Gestalt vor ihm, und nun wusste er, wer da vor ihm stand. Er hatte Crydeols Stimme wieder erkannt und nun, da die Wache an der Tür ihre Fackel in die Zelle hielt, sah er das finstere Gesicht des Generals vor sich. Jesta streckte seine Arme seitlich aus und gähnte mit weit aufgerissenem Mund, als Crydeol ihn plötzlich energisch an beiden Armen packte und ihn unsanft in die Höhe riss, sodass er beinahe eine Maulstarre bekommen hätte.
„Au! Nicht so grob, Herr General!“, fuhr ihn Jesta zornig an. „Der Große Rat legt bestimmt großen Wert darauf, dass ich in einem Stück vor ihm stehe!“
„Beweg dich und achte vor dem Großen Rat lieber auf deine Manieren!“, entgegnete Crydeol im harschen Ton und schob Jesta vor sich aus der Zelle heraus in den dunklen Gang, den die Wache sogleich mit ihrer Fackel erhellte.
Die Katakomben unter der großen Halle schienen kein Ende zu nehmen, und es dauerte eine ganze Weile, bis sie die breiten Stufen, die zur großen Halle führten, erreicht hatten.
Oben angekommen, kniff Jesta seine Augen zusammen. Das helle Licht blendete ihn und so musste er sich erst einmal an die Helligkeit in der Halle gewöhnen. Schließlich sah er, wie Crydeol auf ein großes Tor zuging und den Wachen, die vor dem Tor standen, zunickte. Die großen Flügel des Tores wurden geöffnet und Crydeol ging hindurch. Die Flügel versperrten Jesta jedoch die Sicht, sodass er nicht sehen konnte, was sich im dahinter liegenden Raum befand. Doch schon nach kurzer Zeit kam Crydeol wieder zum Vorschein und winkte der Wache, die bei dem Durandi geblieben war, kurz zu. Dadurch aufgefordert, packte die Wache Jesta am Arm und ging mit ihm dem großen Tor entgegen.
In dem Raum, der weit kleiner war als die Halle zuvor, saßen sieben Männer um einen großen, halbkreisförmigen Marmortisch. Jeder von ihnen war in eine dunkelrote Robe gekleidet und sie alle sahen den Durandi mit ernster Miene an. Durch ein großes Buntglasfenster hinter ihnen fielen die Strahlen der Sonne und fluteten den Raum mit gleißendem Licht. Das Fenster zeigte die sieben Könige Vaskanias, die von links nach rechts in einem Halbkreis über den Klingentürmen in der Mitte abgebildet waren. An den Seiten des Raumes standen jeweils drei Wachen und über ihren Köpfen prangte das Banner Vaskanias in den bekannten Farben: Silber und Gold. Und in diesen Farben war auch das Fenster gehalten, ebenso ein langer Teppich, der von dem Tor zu dem großen Tisch führte.
Und über diesen Teppich führte Crydeol nun Jesta bis kurz vor den Tisch, sodass er sich genau in der Mitte des Großen Rates befand. Crydeol schritt nun langsam wieder dem Tor entgegen, das gerade von den Wachen geschlossen wurde. Mit verschränkten Armen verfolgte er von dort den weiteren Ablauf.
Jesta fühlte sich unwohl in seiner Haut. Von allen Seiten konnte er die Blicke der Männer spüren, die ihn aufmerksam musterten.
Dann erhob sich der Mann in der Mitte, der ihm genau gegenübersaß. Er hatte langes, ergrautes Haar und einen grauen Bart, der Oberlippe und Kinn bedeckte. Sein
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