Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
Haustier noch in ihr befindet?“
“Dein Haustier?“
„Ja! Mein Wullom. Sein Name ist Taykoo. Ich mache mir Sorgen um ihn.“
„Von mir aus. Ich werde nachsehen und mich darum kümmern, dass für ihn gesorgt wird“, antwortete der General und ging.
Jesta ließ sich auf einen der beiden Stühle nieder, legte seinen Kopf in die Hände und fuhr sich durch die Haare. Eine kleine Ewigkeit verharrte er in dieser Position und grübelte nach. Noch nie in seinem Leben hatte er Vaskaan verlassen. Überhaupt wusste er nur wenig über die anderen Ländereien Andulars. In Winhol hatte man nur selten über andere Länder und deren Völker gesprochen, und das Wenige, das er wusste, waren Geschichten, die er auf den Straßen Vaskanias aufgeschnappt hatte. Von großen, wilden und kalten Regionen war da die Rede. Von den Weiten der Meere und den schneebedeckten Spitzen der Berge. Diese Welt schien ihm in seiner Vorstellung so unendlich groß, und je mehr er darüber nachdachte, desto kleiner fühlte er sich. Er sehnte sich nun mehr als zuvor nach seinem kleinen Häuschen in der Nähe des Neng, wo er bis vor Kurzem noch ein recht ruhiges und für ihn zufriedenstellendes Leben geführt hatte, fernab von Gefahren und Abenteuern, deren Ausgang ungewiss war. Und nun stand ihm sein eigenes Abenteuer kurz bevor.
Ein ungleiches Gespann
Am nächsten Morgen wurde Jesta schon früh geweckt, doch er beschwerte sich nicht und stand zügig auf, obwohl ihm alle Glieder schmerzten. Das Bett war seiner Ansicht nach viel zu weich und ironischerweise hatte er die Nacht zuvor auf der alten Pritsche besser geschlafen. Er massierte sich leicht den Nacken, als Crydeol herein trat. In seinen Händen hielt er Jestas Tasche. Die müden Augen des Durandi erwachten schlagartig bei diesem Anblick und so ging er freudestrahlend auf Crydeol zu.
„Ist er noch da drinnen? Wie geht es ihm?“
Der General konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen und öffnete die Tasche vorsichtig. Einen Moment später kam Taykoos Kopf zum Vorschein, und als er Jesta erblickte, sprang er ihm quiekend entgegen.
„Ein putziger kleiner Geselle, den du da hast. Inoel fiel es schwer, ihn wieder von sich zu geben. Die Zwei scheinen sich gut zu verstehen“, sagte Crydeol und legte die Tasche auf den Tisch.
„Inoel hat sich persönlich um ihn gekümmert?“
„Das hat sie. Sie liebt Tiere sehr und ich soll dir ausrichten, dass ihr beiden sie nach unserer Rückkehr besuchen sollt“, erwiderte Crydeol und sein Gesicht hatte nun endgültig jedes Anzeichen von Unfreundlichkeit verloren.
„Die Tochter des Königs legt Wert darauf einen Dieb kennenzulernen?“ fragte Jesta überrascht.
„Nun, ich zog es vor, das nicht zu erwähnen. Ich wurde gebeten, ihr den Grund unserer Reise nicht zu erzählen, und habe lediglich erwähnt, dass wir zwei im Auftrag des Rates unterwegs sein werden, um Panjan über Neuigkeiten bezüglich der weiteren Zurückhaltung der Garlan auf Merelon zu berichten. Zu lügen entspricht normalerweise nicht meiner Natur und Inoel anzulügen, fällt mir besonders schwer.“
„Und sie hat euch geglaubt? Ihr kam es nicht sonderbar vor, dass ein Durandi euch bei eurer Reise begleitet?“ Jesta fand die Lügengeschichte des Generals nicht besonders glaubwürdig.
„Ich habe ihr einfach erzählt, du wärst ein Kundschafter deines Volkes und hättest auf deiner letzten Seefahrt merkwürdige Aktivitäten seitens Merelon festgestellt.“
„Was habt ihr?“, erwiderte Jesta empört. „Noch nie hat ein Durandi sich auf eine Seefahrt begeben und schon gar nicht als eine Art…Kundschafter!“
„Inoel ist nicht gerade vertraut mit der Lebensweise und den Bräuchen deines Volkes, Jesta. Glaub mir, das hat sie mir schon abgekauft.“
„Wie ihr meint, Herr General. Und wann habt ihr gedacht aufzubrechen?“
„Gleich nach dem Frühstück. Doch zuvor muss ich letzte Vorbereitungen treffen. Eine Wache wird bald kommen und mit dir zu Bockelmanns Mühle reiten, westlich der Stadt. Dort werde ich euch erwarten.“
Etwa eine halbe Stunde nachdem Crydeol gegangen war, kam die Wache um Jesta abzuholen. Sie hatte ein glänzendes, rundes Tablett in den Händen, auf dem ein Teller mit einem Kanten Brot, Käse und einigen kleinen Würsten stand. Die Wache forderte ihn auf, sich nicht allzu viel Zeit mit dem essen zu lassen und stellte das Tablett auf den Tisch.
„Habt ihr auch etwas für meinen kleinen Freund dabei?“, fragte Jesta, doch Taykoo war schon in
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