Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
früher ein gern gesehener Gast in unserer Stadt, dessen Unterstützung wir uns immer sicher sein konnten. Und wenn ich mich recht erinnere, so habt gerade ihr des Öfteren Seite an Seite mit ihm gekämpft, um unser Land zu verteidigen.“
Insgeheim musste Crydeol den Worten Malivs Recht zusprechen. Sie hatten tatsächlich in der Vergangenheit erfolgreich gegen all diejenigen gekämpft, die versucht hatten Vaskaan zu schädigen. Doch er hatte versucht, diese Erinnerungen aus seinem Gedächtnis zu verbannen. Renyan war ihm gegenüber nicht nur ein Verbündeter, vielmehr hatte die Beiden auch eine tiefe und innige Freundschaft verbunden. Doch daran wollte er nun nicht mehr denken.
„Renyan ist ein Verräter! Er hat sich meiner Freundschaft bemächtigt und sie gegen mich und ganz Vaskaan verwendet, um uns in den Rücken zu fallen!“
„Ich respektiere eure Ansicht, Crydeol. Doch glaubt ihr ernsthaft, das die Bevölkerung Panjans, und sei sie noch so ein wichtiger Verbündeter Vaskanias, auf eure Fragen wahrheitsgemäß antworten würde? Glaubt mir und dem Großen Rat, wenn wir der Meinung sind, dass, wenn eine Gruppe vaskaanischer Soldaten Nachforschungen vor Ort über Renyan anstellt, sie nicht im Geringsten brauchbare Informationen erhalten würde. Panjan würde ihn nicht einfach so hintergehen. Doch diesem Durandi hier würden sie vielleicht eher vertrauen, wenn er es geschickt angehen würde. Und Geschick hat er, fürwahr.“
„Er ist ein Dieb! Seine Talente liegen vielleicht im Stehlen, aber nicht im Umgang mit Menschen, um über sie an benötigte Hinweise zukommen. Seht ihn euch doch an! Er verkörpert in keiner Weise jemanden den man aufgrund seiner Erscheinung und seinem Auftreten alles aus freien Stücken erzählen würde!“
„Und genau deswegen haben wir uns für ihn entschieden! Gerade weil er so unscheinbar ist, Crydeol, und nicht die Bedrohlichkeit eines Soldaten ausstrahlt, ist er für diese Aufgabe so passend. Und auf den Mund gefallen ist er auch nicht, wie ich euren Angaben gestern entnehmen konnte, nachdem ihr ihn hierher brachtet. Wie dem auch sei - unser Beschluss steht fest. Ihr werdet morgen früh aufbrechen. Um die Vorbereitungen werden wir uns im Anschluss dieser Besprechung kümmern. Geht jetzt und bringt den Durandi wieder nach unten, aber achtet darauf, dass er weit abseits von den anderen Gefangenen eingesperrt wird. Niemand soll über unser Vorhaben Bescheid wissen.“ Maliv gab den Wachposten am Tor ein kurzes Zeichen, worauf dieses umgehend wieder geöffnet wurde.
Crydeol nahm Jesta daraufhin murrend in Gewahrsam und führte ihn, zusammen mit der Wache, die vor dem Tor gewartet hatte, wieder die Treppe hinunter. Dieses Mal führte ihr Weg aber in eine andere Richtung und schon nach einigen Metern hatten sie eine Abbiegung erreicht, in dessen Gang sich nur eine Tür am Ende befand. Es war nicht eine von jenen Zellentüren, die auf der anderen Seite des Gefängnisses stets Zelle an Zelle nebeneinander angebracht waren, sondern eine schwere, robuste Holztür mit schweren Beschlägen und einem kleinen Gitterfenster in Kopfhöhe. Die Wache schloss die Tür auf und öffnete sie. Das Innere dieser Zelle war viel geräumiger als jene, in der sich Jesta zuvor aufgehalten hatte. An der Seite stand ein richtiges Bett mit einem kleinen Kopfkissen und einer dicken Decke. In der Mitte stand ein einfacher, rechteckiger Tisch mit zwei Stühlen, einer dicken weißen Kerze und einer gefüllten Karaffe mit Wasser sowie einem Krug.
Crydeol deutete nun mit einer Hand in die Zelle, worauf Jesta ohne Widerstand zu leisten eintrat. In den letzten Minuten hatten sie nicht ein Wort miteinander gewechselt, was gerade für Jesta sehr untypisch war.
„Man wird dir gleich etwas zu essen bringen“, sagte Crydeol schließlich. „Sag mir, wie lautet dein Name Durandi? Wenn wir schon dazu gezwungen sind, die nächste Zeit miteinander zu verbringen, so möchte ich dich wenigstens nicht immer mit dem Namen deines Volkes anreden müssen.“ Seine Wut schien nun einer gewissen Gleichgültigkeit gewichen zu sein.
„Jesta. Mein Name ist Jesta“, antwortete er niedergeschlagen.
Crydeol nickte kurz und schloss die Tür, die gleich darauf von der Wache verschlossen wurde. Doch gerade als sie sich wieder auf den Weg nach oben machen wollten, rief Jesta noch einmal nach dem General.
„Was?“, rief der ihm durch das kleine Fenster zu.
„Was ist mit meiner Tasche? Könntet ihr wohl nachsehen, ob sich mein
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