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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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als sei sie aus einem langen Schlaf erwacht und sähe sich überrascht mit Blumen und Girlanden geschmückt. Der Organist griff enthusiastisch in die Tasten, und die Feder auf ihrem Hut wippte im Takt, als Aurelia aus dem Sonnenschein ins kühle Zwielicht trat.
    Sie hielt Mickeys Arm umklammert. Von ihrem Rosenstrauß fielen Tautröpfchen, während sie mühsam darum kämpfte, die Fassung zu wahren. »Ich hoffe zu Gott, dass Jack weiß, worauf er sich einlässt«, brummte sie und zupfte dabei an dem ungewohnten langen Rock und ihrer cremefarbenen Bluse herum.
    Mickeys zerfurchtes Gesicht legte sich in Lachfalten. Mit zitternden Fingern tätschelte er ihre Hand. Die Malaria hatte ihm übel mitgespielt, und es hatte auf Messers Schneide gestanden, ob er kräftig genug sein würde, um heute dabei zu sein. »Er ist ein Glückspilz«, sagte er leise. »Und du bist eine wunderschöne Braut.«
    Sie zog die Brauen hoch, und das Monokel fiel ihr aus dem Auge und tanzte an seiner Kordel. »Sei nicht albern«, schnaubte sie. »Ich sehe aus wie Hundefutter.« Trotzdem fühlte sie sich geschmeichelt. Sie hatte sich am Morgen über die Maßen viel Zeit für das Ankleiden genommen, und sie wusste, dass sie besser aussah als sonst, denn der Spiegel hatte es ihr verraten. Ihre Wangen waren gerötet, der Gewichtsverlust ließ sie um Jahre jünger wirken, und es gefiel ihr, wie der lange Seidenrock raschelnd um ihre Füße wehte. Es tat gut, sich wieder wie eine Frau zu fühlen nach all den Jahren in tristen Jacken und Overalls. Nur die Schuhe, die Alicia ihr aufgezwungen hatte, brachten sie um. Wie um alles in der Welt Frauen auf so hohen Absätzen umherstöckeln konnten, war ihr ein Rätsel, und sie konnte es nicht erwarten, wieder in ihre bequemen Halbschuhe zu schlüpfen.
    »Bist du bereit?«
    Sie nickte, und die Brillanten in ihren Ohren und an ihrem Hals fingen das Licht der Morgensonne ein, das durch die bunten Glasfenster hereinströmte. »So bereit, wie ich nur sein kann. Lasst uns anfangen, damit ich diesen wunderbaren Mann bald ganz für mich allein habe.« Sie holte tief Luft, und dann geleitete Mickey sie den Mittelgang hinauf zu Jack, der sie schon erwartete. Er sah so gut aus in seinem Anzug, so distinguiert, nachdem sein Haar silbergrau geworden war und die Entbehrungen des Krieges sein Gesicht weicher gemacht hatten. Sie zitterte, als er sich umdrehte und ihr entgegenblickte. Sein Lächeln war warm und liebevoll. Ich habe großes Glück, dachte sie, als sie neben ihm stehen blieb. Ich bekomme eine zweite Chance.
    Die Zeremonie war nur allzu schnell vorbei. Die Heiratsurkunde wurde unterzeichnet, Glückwünsche wurden entgegengenommen, und als Aurelia in Jacks Arme sank, war sein Kuss eine Bekräftigung der Gelübde, die sie soeben abgelegt hatten. Als sie sich schließlich wieder voneinander lösten, ließ der Organist eine Fanfare ertönen, und sie mussten beide kichern. »Wie fühlt man sich als Mrs. Withers?«, fragte er durch den Lärm.
    »Mrs. Bligh-Withers, wenn du nichts dagegen hast«, sagte sie mit gespielter Strenge. Sie war schon immer ziemlich stolz auf die Abstammung von jenem legendären Seekapitän gewesen.
    Er fasste ihre Hand und lachte. »Du darfst dich niemals ändern, Aurelia«, brachte er hervor. Dann wurde seine Miene ernst. »Du bist eine prachtvolle Frau, Aurelia, und ich liebe dich – mitsamt Monokel, Bullenpeitsche, Overalls und deiner Sturheit.« Er küsste sie noch einmal, sanft diesmal, und durch diese zarte Berührung vermittelte er ihr so viel, dass Aurelia heftig mit den Lidern klappern musste, um zu verhindern, dass ihre Gefühle mit ihr durchgingen. »Dann komm, Mrs. Bligh-Withers. Zeigen wir dieser Bande, wie man eine richtige Party feiert.«
    Bei Hochzeiten, fand Alicia, herrschte immer eine gewisse Atmosphäre, die die Leute dazu brachte, sich anders zu benehmen, als es sonst ihre Art war. Die geschlossene Gesellschaft einer Hochzeitsparty schien die Gefühle zu verstärken und ein romantisches Empfinden in den Vordergrund zu bringen, das unvorsichtige Erklärungen und unvernünftiges Verhalten förderte. Sie nippte an ihrem Champagner und betrachtete die Leute ringsum, und wie üblich spürte sie eine Distanz zu diesen beinahe naiven, verwegenen Männern und Frauen des Outback, deren hausgemachte Kleider und Philosophien in krassem Gegensatz zu ihrem Dior-Kostüm und ihrer Welterfahrung standen.
    Die Nachbarn waren aus Hunderten von Meilen im Umkreis zusammengeströmt, um dabei zu

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