Anemonen im Wind - Roman
als Partner einkaufen und mit gleichem Anteil an den Erträgen beteiligt.«
Claire schaute sich nach ihm um, und ihre Fantasie bekam Flügel. »Das ist eine glänzende Idee!«, sagte sie. »Jeder Tierarzt hätte seinen eigenen Sektor, sternförmig um Ihr Haus verteilt, und jeder hätte eine Vertretung für seine freien Tage oder für den Krankheitsfall.« Sie hockte sich auf die Fersen. »Matt Derwent, Sie sind ein verdammtes Genie.«
»Sie wären also doch interessiert?« Er schaute sie durch einen Rauchschleier an.
»Es ist eine weit reichende Entscheidung, und ich habe bereits Pläne. Ich weiß nicht …« Sie verstummte, als sie die Enttäuschung in seinen Augen sah. Sie wollte ihm nicht die Petersilie verhageln, aber ihre Zukunft lag in der Großstadt. Sie konnte jetzt nicht einfach von ihrem Kurs abweichen. »Erzählen Sie mir mehr«, ermunterte sie ihn. »Wie würden Sie andere Tierärzte anwerben? Sie würden mindestens vier brauchen – und alle müssten einen Pilotenschein haben. Dann ist da die Frage der Finanzierung. Sie wissen, wie lange die Regierung die Flying Doctors schon unterstützt, und es ist immer noch nicht genug.«
Matt lachte. »Ich habe bereits einen Finanzierungsplan aufgestellt, und ein Freund von mir, der bei der Bezirksbehörde arbeitet, meint, es dürfte nicht allzu schwierig sein, eine Förderung zu kriegen. Der größte Teil des Kapitals müsste sowieso von den Partnern aufgebracht werden – das geht nicht anders. Und wenn der Betrieb erst mal läuft, dürfte er sich selbst tragen.«
Claire schaute weg. Ihr war plötzlich ein ziemlich unangenehmer Gedanke gekommen. »Also haben Sie mich heute nur mitgenommen, weil Sie herausfinden wollten, ob ich als Partnerin infrage komme?«, sagte sie mit traurigem Unterton. »Nicht,weil Sie meine Gesellschaft wollten, sondern weil Sie wussten, dass ich die Möglichkeit habe, mich einem solchen Unternehmen anzuschließen?«
Er setzte sich kerzengerade auf, und sein Gesicht war schreckensbleich. »Wie können Sie das glauben? Selbstverständlich nicht«, sagte er wütend. Er stand auf und trat seine Zigarette mit dem Stiefelabsatz aus. »Verflucht noch mal, Claire, sind Sie immer so misstrauisch? Warum sollte ich den Tag nicht mit Ihnen verbringen wollen? Ich bin gern mit Ihnen zusammen, und Sie sind der erste Mensch seit langem, bei dem ich dachte, ich könnte …« Er brach jäh ab, und die Farbe kehrte mit Macht in sein Gesicht zurück. »Sorry. Ich wollte Sie nicht anschreien«, murmelte er.
Claire stand auf. »Sie dachten, Sie könnten was?«, fragte sie leise.
Matt fuhr sich mit den Fingern durch das zerzauste Haar. »Ich weiß nicht«, brummte er. »Vielleicht dachte ich, wir beide könnten Freunde werden.«
Sie lächelte ihn an und entspannte sich, denn sie erkannte, dass Matt niemals unaufrichtig und hinterhältig sein konnte. Er könnte nicht darauf hoffen, beim Poker zu gewinnen, dachte sie, denn sie las die offenkundige Botschaft in seinem Blick. »Ich hatte gehofft, es könnte ein bisschen mehr als das sein«, neckte sie.
Seine nussbraunen Augen schauten sie verblüfft an. »Ich auch«, flüsterte er. »Aber Sie sind so jung, so schön. Ich dachte nicht, dass ich da eine Chance habe.«
»Ich mag ältere Männer«, sagte sie mit einem fröhlichen Funkeln im Blick. »Anscheinend bin ich auf der Suche nach einer Vaterfigur.«
»Sie werden mein Tod sein«, sagte er, und dann nahm er ihr Gesicht in beide Hände und schaute ihr in die Augen.
»Hoffentlich nicht«, flüsterte sie, als der Funke zwischen ihnen übersprang.
Matt zögerte, als sei er sich ihrer Reaktion nicht sicher. Dann berührten seine Lippen die ihren. Sie schlang die Arme um seinen Hals und zog ihn an sich, und alles andere war vergessen.
Am 1. Mai 1945 marschierten russische Truppen in das zerstörte Berlin ein, und sechs Tage später folgte die bedingungslose Kapitulation Deutschlands. Die Japaner hielten noch drei Monate durch, ehe sie am 15. August ebenfalls kapitulierten. Der Krieg war aus.
Jack kam nach Hause, schlank, mit silbergrauem Haar, und die Schrecken des Krieges hatten sich tief in seine Züge eingegraben. Er stieg aus dem Wagen und warf sich in Aurelias wartende Arme. »Willst du mich heiraten?«, flüsterte er, nachdem er sie geküsst hatte.
»Unbedingt, du alter Narr«, sagte sie. »Ich habe lange genug gewartet.«
Die kleine Kirche in Burketown war vor fast einem Jahrhundert erbaut worden, und an jenem Septembermorgen sah sie aus,
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