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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Angel.« Er sprach den Namen spanisch aus, mit weichem G – obwohl er Argentino-Australier in zweiter Generation war.
    Leanne spürte, wie ihre Knie weich wurden, als die warme, honigsüße Stimme in ihr Ohr drang. »Tag, Angel.« Ihre Stimme wurde rau vor Sehnsucht. »Was kann ich für dich tun?«
    »Vieles«, schnurrte es durch die Leitung. »Zum Beispiel mit mir ins Bett gehen. Aber leider muss ich jetzt praktisch denken.« Sein Ton wurde geschäftsmäßig. »Ist der Auftrieb schon beendet, Leanne? Ich muss mir die Tiere ansehen, bevor sie nach Brisbane verladen werden, und mein Terminkalender wird immer voller.«
    »Die glücklichen Tiere«, sagte sie verträumt. Sie schloss die Augen und wünschte sich, er hätte Zeit, sie ebenfalls in seinen Terminkalender aufzunehmen. Er war jetzt seit fast zwei Wochen weg, und sie hatte das dringende Verlangen, dass er sie auch einmal wieder ansehen könnte. »Sie sind noch nicht zurück, aber ich rechne jeden Tag mit ihnen. Mum hat schon dafür gesorgt, dass die Lastwagen Ende nächster Woche bereitstehen.«
    »Dann plane ich euch für nächsten Mittwoch ein.«
    Seine Stimme klang hypnotisierend; was unausgesprochen hinter seinen Worten stand, war nur allzu klar, und Leanne seufzte erbebend. »Schaffst du es nicht früher?«, fragte sie leise.
    Ein leises Stöhnen drang aus dem Hörer. »Das würde ich gern, Liebste, aber du weißt doch, wie es um diese Jahreszeit ist. Alle wollen ihr Vieh auf den Markt bringen.«
    »Wie geht’s drüben in Cloncurry?« Es interessierte sie eigentlich nicht, aber sie wollte ihn am Reden halten, damit sie seine Stimme hören konnte. Es war einsam ohne ihn.
    »Gut«, sagte er ein wenig abgelenkt, weil ein Kollege ihn gestört hatte. »Muss Schluss machen. Hab noch tausend Dinge zu erledigen. Bis später.«
    Es klickte, und Leanne legte langsam den Hörer auf die Gabel. Angel Carrera hatte olivfarbene Haut und tiefschwarze Augen, deren Blick sich geradewegs durch sie hindurch zu brennen schien. Er war dreißig – aber was machte ein Altersunterschied von sieben Jahren schon aus, wenn er der perfekte Mann für sie war? Gleich bei ihrer ersten Begegnung hatte das Feuerwerk begonnen. Leidenschaftlich und eigensinnig, wie sie waren, gerieten sie bei jeder Gelegenheit aneinander, aber ihre feurige Beziehung glühte so heiß, dass sie es nicht ertrugen, voneinander getrennt zu sein.
    Leanne rollte ihre Pläne seufzend zusammen und legte sie wieder in ihr Versteck. Er mochte der perfekte Mann sein, aber wegen seiner Arbeit war er oft lange von ihr getrennt, und auch wenn sie ihm vertraute, fragte sie sich, wie viele andere Frauen ihn wohl unwiderstehlich finden mochten. Und sie fragte sich, ob Frauen, die hübscher waren als sie, ihn nicht auch in Versuchung führten.
    Ihre Gedanken waren in Aufruhr, sodass sie beschloss, die Buchhaltung bis zum Abend liegen zu lassen. Was sie jetzt brauchte, war ein ausgedehnter Ausritt, der ihre überschüssige Energie verzehren würde. Es war Sonntag. Sie hatte zwei Tage und drei Nächte Zeit, sich auf seine Heimkehr vorzubereiten. Denn genau wie Jarrah Downs gehörte ihr auch Angel Carrera, und sie hatte nicht die Absicht, ihn zu verlieren.
    Ellie hatte genug von der eigenen Gesellschaft. Jetzt war es fast zwei Wochen her, dass die Männer zum alljährlichen Auftrieb verschwunden waren, und sie wurde allmählich verrückt. Das Haus war sauber wie nie: Die Fenster waren blank geputzt, die Fliegengitter geflickt, sogar das Verandageländer hatte sie repariert, eine Arbeit, die sie sich schon vor Ewigkeiten vorgenommen hatte; jetzt war sie zu dem Schluss gekommen, dass es keinen Sinn hatte, noch länger zu warten. Nachdem sie ihre üblichen Pflichten erledigt und Ställe ausgemistet, Hühner und Schweine gefüttert und nach dem frischen Wurf Welpen im Zwinger gesehen hatte, hatte sie den Vortag damit verbracht, Sättel und Zaumzeuge in der Sattelkammer einzuölen und das Messinggeschirr zu polieren, das sie auf den Pferdeschauen für das Gespann benutzten. Ihr Unbehagen war dennoch nicht vergangen, und ihre Gedanken kehrten immer wieder zu Claires bevorstehender Heimkehr zurück. Welche Auswirkungen würde sie für sie alle haben?
    Als die morgendlichen Pflichten erledigt waren, stieg Ellie die Treppe hinauf und stieß die Fliegentür auf. Der neueste von Claires seltenen Briefen lag auf dem Küchentisch. Sie wusste, was darin stand, denn sie hatte ihn ein Dutzend Mal gelesen. Unruhe bereitete ihr, was Claire nicht

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