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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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gerettet.«
    Aurelias Monokelblick funkelte. »Um Himmels willen, nimm dich zusammen, Alicia, und hör auf mit diesem schrecklichen Getue! Du regst Elspeth auf, und der arme alte Kelly ist schon ganz außer sich.« Sie legte Ellie einen festen Arm um die Schultern und führte sie die Treppe hinauf. »Komm«, sagte sie herrisch. »Wird Zeit, dass du Kelly kennen lernst. Ihr beide auch«, sagte sie über die Schulter zu Joe und Charlie. »Ich habe eine Überraschung für euch zwei.«
    »Schätze, wir haben für einen Tag genug Überraschungen erlebt, Missus«, gluckste Joe.
    »Die hier wird euch gefallen«, sagte Aurelia entschlossen.
    »Du kannst doch nicht   …« Alicia wollte protestieren.
    »Ich tue, was ich will und wann ich es will«, sagte Aurelia. »Das hat mit dir überhaupt nichts zu tun, Alicia.«
    Sie machte Ellie und die Jungen mit Kelly bekannt. »Mein verstorbener Ehemann hat ihn beim Kartenspiel in Sydney gewonnen«, erklärte sie. »Leider gehörte er einem Matrosen mit einem eher fragwürdigen Wortschatz. Ich habe versucht, ihm Manieren beizubringen, aber ich habe das Gefühl, es macht ihm Spaß, die Leute zu schockieren.«
    Ellie streckte vorsichtig einen Finger aus und strich über die schneeweißen Federn des Kakadus. Noch nie war sie einem solchen Vogel so nah gekommen, und sie hatte Angst, er könnte beißen.
    »Örrgh?«, machte Kelly, legte den Kopf schräg und spreizte seine gelbe Haube.
    »Er will einen Keks«, sagte Aurelia. »Es ist Teezeit, aber erst will ich dich noch mit Jack Withers bekannt machen. Er bringt die Post.«
    Ellie sah wohl, dass ihre Tante errötete. Da ihre Finger in der großen Hand verschwunden waren, konnte sie nur zu Jack Withers aufschauen und in seine freundlichen Augen und sein sonnengegerbtes Gesicht lächeln. Wenn ihre Mutter nicht da gewesen wäre, hätte Ellie diese Heimkehr wirklich Freude gemacht.
    Aurelia befahl Sally, dem schwarzen Hausmädchen, eine Kanne Tee aufzubrühen. Nachdem alle miteinander bekannt waren und es sich gemütlich gemacht hatten, brachte sie Ellie dazu, die Geschichte ihres langen Trecks zu erzählen. Als Ellie mit ihrer Schreckensgeschichte fertig war, blieb es geraume Zeit still. Tante Aurelia verschränkte die Arme unter dem Vorgebirge ihres Busens und lächelte die beiden Jungen an. »Ich habe für Ellies sichere Heimkehr eine Belohnung ausgesetzt«, begann sie.
    »Tu das nicht, Aurelia«, warnte Alicia. »Siehst du nicht, dass das alles inszeniert ist?«
    Joe stellte seine Tasse auf den Tisch. »Mir gefällt nicht, was Sie da andeuten, Missus«, sagte er, und der Zorn in seinen Augen strafte seinen milden Ton Lügen. »Sehen Sie, mir und meinem Bruder gefällt es nicht, wenn man uns unehrlich nennt, und waswir für Ed – ich meine, für Elspeth getan haben   … na, das hätten wir für jeden getan. Deshalb, schätze ich, sollten Sie Ihre Ansichten für sich behalten.«
    »Genau«, knurrten Charlie und Ellie einstimmig.
    Alicia wurde bleich, und ihre langen roten Fingernägel krallten sich um die Perlenkette an ihrem Hals. »Also wirklich«, stammelte sie.
    Aurelia ignorierte sie. »Wie gesagt«, erklärte sie mit fester Stimme, »es gibt da eine Belohnung von einhundert Pfund, und ich möchte, dass ihr beiden Jungs sie euch teilt.« Sie schaute zu Ellie hinüber und lächelte. »Ihr habt unser Mädchen sicher hergebracht, und ich wünschte nur, ich könnte mich auch bei Ellies Vater bedanken.« Das Monokel plumpste auf ihren Busen, und sie seufzte. »Wie es aussieht, haben wir ihn alle schrecklich falsch beurteilt, und das tut mir Leid.«
    »Hundert Pfund?«, hauchte Joe. »Verdammt!« Der strenge Blick der älteren Frau ließ ihn erröten. »Sorry, Missus.« Sein breites Grinsen ließ die frühen Fältchen an seinen Augenwinkeln zutage treten, was ihn sehr gut aussehen ließ. »Es ist bloß, dass wir noch nie so viel Geld gehabt haben.«
    »Trotzdem«, sagte sie streng. »Ich hoffe, ihr legt es vernünftig an.«
    Ellie kehrte aus der Vergangenheit zurück. Es fröstelte sie trotz der Wärme der ersten Sonnenstrahlen. Denn die dunklen Schatten jener Zeit waren immer noch lang genug, um die nächste Generation zu berühren.

ZWEI

    L eanne hob Sattel und Zaumzeug auf, nahm beides auf die Hüfte und lief quer über den Hof zu den Stallungen. Ihr Ehemann Angel, mit dem sie seit acht Monaten verheiratet war, hielt sich im Osten auf; er untersuchte dort Vieh in seiner Eigenschaft als Amtstierarzt, und auf Jarrah war es zur

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