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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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lachte sie. »Alberner alter Narr«, prustete sie. »Wirklich, Jack! Ich wünschte, du würdest aufhören, mich ständig auf den Arm zu nehmen.«
    Er holte tief Luft. »Ich bin vielleicht sechsundfünfzig, aberich hab ’ne Menge Flugerfahrung. Ich werde mich der Air Force als Ausbilder anbieten.«
    Jetzt wich alle Farbe aus ihrem Gesicht. »Du meinst es ernst, ja?«, sagte sie leise. Ihr Puls hämmerte, und sie hatte Mühe zu atmen.
    Er nickte. »Ich kann nicht dasitzen und die Hände in den Schoß legen, Aurelia. Ich habe die nötige Erfahrung, um unsere jungen Flieger auszubilden – und sie hoffentlich ein bisschen länger am Leben zu erhalten.«
    »Ich dachte, alle Freiwilligen für die Air Force werden nach Kanada geschickt, zum Empire Air Training Scheme?«
    »Die meisten«, räumte er ein. »Aber hier oben wird ein Ausbildungsstützpunkt eingerichtet.«
    Aurelias Gedanken rasten. Aber sie blieb stumm. Sally brachte Tee und Kekse auf die Veranda; ihre bloßen Füße machten kaum ein Geräusch auf dem Holzboden. Klappernd stellte sie das Blechtablett hin und blickte mit großen, neugierigen Augen zwischen Aurelia und Jack hin und her, bevor sie sich widerstrebend ins Haus zurückzog, wo sie, wie Aurelia wusste, bequem hinter der Tür stehen und lauschen konnte. »Du wirst also nicht wirklich kämpfen?«, fragte Aurelia.
    »Das glaube ich kaum«, sagte er. »Bin leider schon ein bisschen zu betagt dazu, und meine Reaktionen sind zu langsam für einen Luftkampf.«
    Aurelia tat einen langen Seufzer der Erleichterung. »Gott sei Dank!«
    Jack trat seine Zigarette mit dem Stiefelabsatz aus. Er sah ihr ins Gesicht, und seine Miene war ernst. »Bedeutet es dir so viel, dass ich nicht kämpfe, Aurelia?«
    »Es bedeutet mir sehr viel.« Sie schaute ihn nicht an. »Wirklich sehr viel.« Sie sah, dass er zögerte, aber dann nahm er ihre Hand, und sie fühlte, wie seine kräftigen Finger über ihre Handfläche wanderten. Sein Blick hielt den ihren fest. Die Zeit warplötzlich stehen geblieben, und sie hätte nicht wegschauen können, selbst wenn sie gewollt hätte.
    »Liegt dir etwas an mir, Aurelia?« Sein Ton war zögerlich, und sie spürte das Zittern in seinen Fingern, während er auf die Antwort wartete.
    Sie schaute fest in sein zerfurchtes Gesicht. Sie musste auf der Hut sein. Die Sache wurde zu persönlich, zu gefährlich – und sie wollte nichts Falsches sagen. »Natürlich liegt mir etwas an dir«, sagte sie mit Nachdruck. »Ich betrachte dich als meinen besten, liebsten Freund.«
    Sein Daumen strich über ihre Fingerknöchel, und seine Augen hypnotisierten sie. »Du bist mehr als eine Freundin für mich, Aurelia«, sagte er schließlich. »Und ich hatte gehofft, dass du genauso empfindest.« Er holte tief Luft. »Willst du mich heiraten, Aurelia?« Er verstummte, als ob er befürchtete, zu viel gesagt zu haben.
    Da tat Aurelia etwas, was sie selbst nie erwartet hätte. Sie hob seine Hand an ihren Mund und küsste sie. »Oh, Jack«, seufzte sie. »Es ist zu spät für uns – viel zu spät. Der Krieg macht Narren aus uns allen, und wir müssen diesen Augenblick als das sehen, was er wirklich ist.«
    »Und was wäre das, Aurelia?«, fragte er leise.
    Sie ließ seine Hand los und schenkte geschäftig den Tee ein. »Es ist dieser verfluchte Krieg«, sagte sie in scharfem Ton. »Die Leute verlieben sich und machen Versprechungen und Pläne, die sie in Friedenszeiten nie gemacht hätten. Sieh dir Ellie und Joe an. Ein erstklassiges Beispiel.«
    Jack runzelte die Stirn, und Aurelia begriff, dass er keine Ahnung hatte, wovon sie redete.
    »Ich bin in dich verliebt, seit ich dich das erste Mal gesehen habe«, sagte er mit Nachdruck. »Ich will, dass wir heiraten. Und ich glaube, ich bin alt genug, um zu wissen, was ich will, Aurelia, also speise mich nicht mit Ausreden ab.« Er starrte wütendhinaus in die Dunkelheit. »Jetzt habe ich alle meine verdammten Brücken verbrannt«, knurrte er.
    Betäubt lehnte Aurelia sich zurück.
    Seine braunen Augen suchten wieder ihren Blick. »Wenn du mich jetzt abweist, Aurelia, dann werde ich eine andere Möglichkeit finden müssen, dich mit deinem verfluchten Dickkopf umzustimmen.«
    Sie war erschrocken über den wilden Ton. Dies war eine leidenschaftliche Seite an Jack, die sie noch nie erlebt hatte – und obwohl ihr seine Heftigkeit durchaus gefiel, wusste sie nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Ihre Gefühle waren in Aufruhr, denn sie hatte nicht gewusst, dass seine

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