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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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unflätigen Gekreisches einfach gestorben. Aber die Erinnerung an ihn war mit so vielen anderen Erinnerungen verflochten, dass sein Tod nicht nur ein Schock gewesen war, sondern auch die traurige Erkenntnis gebracht hatte, dass ein weiteres Band zwischen Gegenwart und Vergangenheit zerrissen war. Bald würde es keines mehr geben.
    Sie ließ das Kinn auf die Brust sinken. Ihr Monokel baumelte an seinem Band. Jack hatte Kelly gemocht, und zwischen den beiden hatte eine großartige Freundschaft bestanden – aber was sollte man auch anderes erwarten, denn sie waren ja beide bezaubernd gewesen. Während die Wärme des Tages heranrückte und ein leichter Wind über die Veranda wehte, kehrten Aurelias Gedanken in die Vergangenheit zurück, zu dem Mann, der sie gelehrt hatte, wieder zu lieben – und der ihr am Ende das Herz gebrochen hatte.
    Jack Withers war vor dem Krieg oben an der Nordküste stationiert gewesen; davon abgesehen, dass er die Nachrichten, die über das Funkgerät kamen, koordinierte und die Post und Vorräte lieferte, war er für Warratah die einzige Verbindung zur Außenwelt, bevor das Wunder des Radios in die Welt gekommen war. Sie hatten sich über Funk gestritten, und bis zu Alicias erstem Besuch auf Warratah waren sie einander nie begegnet.
    Gleich bei dieser ersten Begegnung hatte sie erkannt, was für ein faszinierender Mann er war – nicht besonders gut aussehend, aber mit einem Funkeln in den Augen und mit einem großartigen Humor. Sie war fast einundfünfzig, als ihre Freundschaft in der Hitze und dem Staub des Outback erblüht war. Aber in dem Bewusstsein, wie eingefahren sie in ihren Gewohnheitenwar, blieb sie vorsichtig angesichts seiner Absichten, zumal sie sich ihrer eigenen nicht sicher war.
    An dem Abend, als Joe mit Ellie ausgeritten war, hatte die Situation sich zugespitzt. Sie hatte sich wieder den Rechnungsbüchern zugewandt, sich jedoch nicht konzentrieren können. Die drohende zweite Trockenheit hatte die Schatten des Krieges weiter verfinstert. Die Billabongs waren ausgetrocknet, sodass nur noch Tonpfannen übrig waren, und die Flüsse waren so seicht, dass selbst die kleinsten Vögel darin waten konnten. Das rote Herz Australiens drohte wieder zu ersticken, und die Viehknechte und Frauen hatten einen Krieg zu führen, der ganz anders war als der in Europa.
    Gottlob war Jack zu alt und zu vernünftig, um loszustürmen und sich zur Armee zu melden. Aurelia lächelte bei sich. Nicht, dass die Armee ihn nehmen würde. Er hatte seine besten Jahre längst hinter sich, soweit es das Militär betraf, und sie betete, dass ihm der Krieg erspart bleiben möge. Sie ließ die Rechnungsbücher offen liegen und starrte auf die Koppel hinaus. In den letzten paar Jahren war Jack regelmäßig zu Besuch gekommen, und ihre seltsame Freundschaft war so weit gediehen, dass sie mindestens zweimal in der Woche über Funk miteinander sprachen. Aurelia hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass sie nicht die Absicht hatte, zur Zielscheibe des Klatsches zu werden, und bei diesen Gesprächen, die von der Hälfte der Bevölkerung mitgehört werden konnten, eine gewisse Steifheit bewahrt. Aber wenn er nach Warratah herauskam, änderte sich das alles, und sie freute sich darauf, ihn am Wochenende wiederzusehen.
    Sie riss sich gewaltsam aus ihrem Tagtraum. Jack und ich sind über fünfzig und nur gute Freunde, sagte sie sich streng. Es gibt keinen Grund, weshalb die Leute tratschen sollten. Sie ordnete ihre Gedanken. Die Buchhaltung musste gemacht werden, und sie vertrödelte die Zeit im letzten Tageslicht! Aber da sie merkte,dass sie sich immer noch nicht konzentrieren konnte, gab sie schließlich auf.
    Mit wohligem Lächeln erinnerte sie sich an die ersten Tage ihrer Freundschaft, als ihre Willenskämpfe zu einem Spiel geworden waren, das sie beide gern spielten. Und doch hatte in den letzten Jahren eine subtile Veränderung zwischen ihnen stattgefunden; vermutlich hatte alles begonnen, als er Alicia vor dem Krieg hergebracht hatte. Während ihres kurzen, dramatischen Aufenthalts hatten sie eine gemeinsame Grundlage gefunden, ein Einverständnis, das auch nach ihrer Abreise nicht geschwunden war. Seitdem war er oft nach Warratah gekommen, und in dieser Zeit hatte sie erkannt, dass er ihren funkelnden Geist und ihre Großzügigkeit bewunderte. Trotz ihrer diktatorischen Art war sie eine Frau nach seinem Herzen, und das wusste sie. Eine Frau, die Dummköpfe nicht ertragen konnte und die in ihren Ansichten ebenso

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