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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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in die Gegenwart zurück. »Du musst das nicht mehr tun, Mum«, flüsterte sie. »Ich sehe ja, wie schmerzhaft es für dich ist, und es tut mir Leid. Tut mir Leid, dass ich dir so viel Schmerz zugefügt habe.« Sie holte Atem, und in ihren Augen schimmerten unvergossene Tränen. »Lass uns die ganze Geschichte vergessen und einen neuen Anfang machen. Ich brauche nicht mehr zu wissen, als ich schon weiß.«
    Ellie richtete sich auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Ich fürchte doch«, sagte sie leise. »Das war der leichte Teil. Es kommen viel schlimmere Dinge.« Sie holte tief Luft. »Und es wird nicht nur dich und mich betreffen, sondern auch deine Schwester, deinen Vater und sogar Tante Aurelia.«
    »Dann erzähl’s mir nicht mehr. Lass es ruhen. Lass die Vergangenheit da, wo sie hingehört, wenn es so schmerzhaft ist.«
    Ellie schaute ihr in die Augen und wusste, dass es unmöglich war. Die Erinnerung an das, was geschehen war, würde immer da sein. »Es ist zu spät«, murmelte sie. »Ich habe immer gewusst, dass der Augenblick kommen würde, aber ich habe ihn zu lange hinausgeschoben – und jetzt habe ich es nicht mehr in der Hand.« Sie sah die Verständnislosigkeit im Blick ihrer Tochter, die unvergossenen Tränen der Reue darüber, dass sie die Dinge auf die Spitze getrieben hatte. »Mach dir keine Vorwürfe«, sagte sie. »Mach dir niemals Vorwürfe. Nichts davon ist deine Schuld – oder die von Leanne.«
    »Was hat Leanne damit zu tun?« Claire warf sich den Zopf über die Schulter, wischte sich die Tränen ab und zündete sich eine Zigarette an. »Ich dachte, es geht um dich und mich und diesen Grabstein auf Jarrah?«
    »Das stimmt.« Die Festigkeit ihrer Mutter überraschte sie. »Aber lange Schatten liegen über diesem Grab, und am Ende berühren sie uns alle.«
    »Dann erzähl’s mir gleich«, verlangte Claire. »Erzähl mir, wovor du solche Angst hast.«
    Ellie starrte ins Leere; ihre Gedanken waren weit entfernt. »Es heißt, die Vergangenheit kann einem nichts anhaben. Es heißt, es gibt keine Gespenster«, murmelte sie schließlich. »Aber ich bin mir da nicht so sicher.« Sie sah ihre Tochter an und umfasste ihr Kinn mit der gewölbten Hand. »Ich will dich nicht auf die Folter spannen, Darling«, sagte sie ruhig und bestimmt. »Du wirst am Ende alles erfahren, aber einstweilen musst du dich damit zufrieden geben, zu hören, wie es damals war. Wie Beziehungen geknüpft und Versprechen gegeben wurden. Das alles hat Einfluss auf das, was später geschah.«
    »Aber du und Dad   …?«
    Ellie legte ihr einen Finger auf die Lippen. »Ich weiß, du hast eine Menge Fragen. Aber bitte, Claire, lass es mich auf meine Art erzählen. Es wird früh genug klar werden.«
    Claires Gesicht hatte den störrischen Ausdruck angenommen, der in ihren Teenagerjahren so vertraut geworden war, und Ellie musste lächeln. »Hab ich dir je gesagt, wie stolz wir alle auf dich sind?«, fragte sie. »Hab ich dir je gesagt, wie sehr wir dich lieben?«
    »Lange nicht mehr.« Claire kämpfte mit den Tränen. »Dad war so wütend, als ich nach Sydney ging, und ich weiß, dass ich euch beide gekränkt habe, weil ich diesen Wirbel gemacht habe.« Sie ließ den Kopf hängen, und ihre Stimme war leise und brüchig vor innerer Bewegung. »Ich hatte solche Angst, Mum. Solche Angst, dass ich nicht hierher gehöre. Darum bin ich weggeblieben. Ich dachte, ihr wollt mich nicht.«
    Ellie spürte einen stechenden Schmerz, und sie streckte die Arme nach ihrer geliebten Tochter aus. »Du bist meine Tochter«, flüsterte sie. »Du warst es immer und wirst es immer sein. Wie kannst du nur auf die Idee kommen, dass du nicht hierher gehörst?« Die Angst war lebendig in ihr, das Grauen fast überwältigend.
    Claires Augen schwammen in Tränen, aber ihr Blick war fest und durchdringend. »Ich hab die Gerüchte gehört, Mum. Ich bin adoptiert, nicht wahr?«
    Ellie spürte, wie die kalten Finger der Vergangenheit nach ihr griffen, und Schauder überliefen sie. »Nein«, sagte sie mit einer Festigkeit, die nicht ahnen ließ, welche Qualen sie erfüllten.
    »Wurde auch Zeit.« Aurelia saß im Wohnzimmer, einen Whisky neben sich. Eine Wolke von Pfeifenrauch hing unter der Decke. »Wo um alles in der Welt habt ihr den ganzen Tag gesteckt? Ich musste einen der Boys rufen, um mich aus dem verdammten Verandasessel hieven zu lassen. Saß da fest und musste fast zwanzig Minuten lang brüllen, ehe mich einer hörte.«
    Ellie warf ihren Hut

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