Ange Pitou, Band 1
sagen, das war einmal der Name.
Als Pitou gekämmt, frisiert, mit seinem blauen Rock und seinen blauen Hosen, mit seiner rosa Weste und seinem Jabot-Hemde, mit seinem Zopf und seinen Hundsohren sich im Spiegel betrachtete, hatte er große Mühe, sich selbst zu erkennen, und er wandte sich um, um zu sehen, ob nicht Adonis in Person auf die Erde herabgestiegen wäre.
Er war allein. Er lächelte sich freundlich zu und, denKopf hoch, die Daumen in den Hosentaschen, sagte er zu sich selbst, indem er sich auf den Zehen erhob:
Wir werden diesen Herrn von Charny sehen! ...
Es ist wahr, daß Ange Pitou in seiner neuen Tracht nicht einem Schäfer von Virgil, wohl aber einem Schäfer von Watteau glich, wie sich zwei Wassertropfen gleichen.
Der erste Schritt, den Pitou bei seinem Eintritte in die Küche that, war auch ein Triumph.
Ah! sehen Sie doch, Mama, rief Katharine, wie hübsch er ist!
Er ist allerdings nicht zu erkennen, sagte Frau Billot.
Zum Unglück ging Katharine von der Gesamtheit, die das Mädchen angenehm berührt hatte, zu den Einzelheiten über. Pitou war minder hübsch in den Einzelheiten, als in der Gesamtheit
Oh! wie drollig! rief Katharine, was für große Hände haben Sie!
Ja, sagte Pitou, nicht wahr, ich habe tüchtige Hände.
Und große Kniee.
Das ist ein Beweis, daß ich wachsen soll.
Aber mir scheint, Sie sind schon sehr groß, Herr Pitou.
Ich werde immerhin wachsen, denn ich bin erst siebenzehn und ein halbes Jahr alt.
Und keine Waden.
Ah! das ist wahr, durchaus keine; doch sie werden kommen.
Man muß es hoffen, sagte Katharine. Gleichviel, Sie sind sehr hübsch.
Pitou verbeugte sich.
Oho! rief der Pächter, der nun eintrat und Pitou ebenfalls betrachtete. Wie stattlich bist du nun, mein Junge! Ich möchte wohl, daß deine Tante Angelique dich sehen würde.
Ich auch, sagte Pitou.
Ich wäre begierig, zu wissen, was sie sagen würde, versetzte der Pächter.
Sie würde nichts sagen, sie würde wüten.
Aber, Papa, sprach Katharine mit einer gewissen Besorgnis, hätte sie nicht das Recht, ihn zurückzunehmen?Da sie ihn fortgejagt hat!
Und dann sind die fünf Jahre abgelaufen, sagte Pitou.
Welche Jahre? fragte Katharine.
Die, für welche der Doktor Gilbert tausend Franken hinterlegt hatte.
Er hatte also tausend Franken für deine Tante hinterlegt?
Ja, ja, ja, um mich in eine Lehre zu schicken.
Das ist ein Mann! rief der Pächter. Wenn man bedenkt, daß ich alle Tage Aehnliches erzählen höre! Für ihn auch, er machte eine Gebärde mit der Hand, auf Leben und Tod!
Er wollte, daß ich ein Gewerbe lerne, sagte Pitou.
Und er hatte recht. So werden die guten Absichten vereitelt. Man hinterlegt tausend Franken, um einen Knaben ein Gewerbe lehren zu lassen, und statt ihn ein Gewerbe zu lehren, bringt man ihn zu einem Pfaffen, der einen Seminaristen aus ihm machen will. Und wie viel bezahlte sie deinem Abbé Fortier?
Sie bezahlte ihm nichts.
Also steckte sie die zweihundert Livres des guten Herrn Gilbert ein?
Wahrscheinlich.
Höre, soll ich dir einen guten Rat geben, Pitou, so rate ich dir, wenn deine alte bigotte Tante abfährt, überall wohl nachzuschauen, in den Schränken, in den Strohsäcken, in den Gurkenhäfen.
Warum? fragte Pitou.
Siehst du, weil du in einem wollenen Strumpf einen Schatz finden wirst. Ei! gewiß, denn sie wird keine Börse gefunden haben, die groß genug gewesen wäre, um ihre Ersparnisse darin unterzubringen.
Sie glauben?
Ich bin fest davon überzeugt. Doch wir werden zu geeigneter Zeit hievon sprechen ... Hast du das Buch von Doktor Gilbert?
Ich habe es hier in meiner Tasche.
Mein Vater, sagte Katharine, haben Sie wohl überlegt?Es bedarf keiner Ueberlegung, um gute Dinge zu thun, mein Kind, erwiderte der Pächter; der Doktor hat mir gesagt, ich soll das Buch lesen lassen, die Grundsätze, die es enthält, verbreiten; das Buch wird gelesen, und die Grundsätze werden verbreitet werden.
Und, fragte Katharine schüchtern, wir können in die Messe gehen, meine Mutter und ich?
Geht in die Messe, antwortete Billot; ihr seid Weiber, wir sind Männer, das ist etwas anderes; komm, Pitou.
Pitou grüßte Frau Billot, und Katharine und folgte dem Pächter, ganz stolz darauf, daß man ihn einen Mann nannte.
Lange Beine, wenn sie auch ein wenig beim Tanzen beschwerlich werden, können doch sehr nützlich beim Laufen sein.
Es war zahlreiche Versammlung in der Scheune. Billot stand, wie gesagt, in großer Achtung bei seinen Leuten, in Betracht, daß er sie
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