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Ange Pitou, Band 1

Titel: Ange Pitou, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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oft schalt, aber sehr gut nährte und sehr gut bezahlte.
    Es hatte sich auch jeder beeifert, seiner Einladung Folge zu leisten.
    Ueberdies war zu jener Zeit unter dem Volke das seltsame Fieber im Umlauf, das die Nationen erfaßt, wenn sie zur Arbeit zu schreiten im Begriffe sind. Sonderbare, neue, beinahe unbekannte Worte kamen aus dem Munde vieler Leute, die sie nie ausgesprochen hatten. Das waren die Worte Freiheit, Unabhängigkeit, Emanzipation, und seltsamerweise hörte man nicht nur unter dem Volke solche Worte aussprechen; nein, diese Worte waren vom Adel zuerst ausgesprochen worden, und die Stimme, die ihnen antwortete, war nur ein Echo.
    Vom Westen war das Licht gekommen, das leuchten sollte, bis es brennen würde. In Amerika hatte sich die Sonne erhoben, die ihren Lauf vollbringend, aus Frankreich einen weiten Brand machen sollte, bei dessen Schein die erschrockenen Nationendas Wort »Republik«, mit blutigen Buchstaben geschrieben, lesen würden.
    Diese Versammlungen, in denen man sich mit politischen Angelegenheiten beschäftigte, waren auch minder selten, als man glauben dürfte. Männer, von denen man nicht wußte, woher sie gekommen, Apostel eines unsichtbaren Gottes und beinahe unbekannt, liefen in den Städten und auf dem Lande umher und streuten überall Freiheitsworte aus. Bis dahin blind, fing die Regierung an, die Augen zu öffnen. Diejenigen, welche an der Spitze der großen Maschine standen, die man die öffentliche Sache nennt, fühlten gewisse Räder lahm werden, ohne daß sie begreifen konnten, woher das Hindernis kam. Die Opposition war überall in den Geistern, wenn sie noch nicht in den Armen und in den Händen war, unsichtbar, aber gegenwärtig, untastbar, aber bedrohlich und zuweilen um so bedrohlicher, als sie ungreifbar war und man sie erriet, ohne sie erdrücken zu können.
    Zwanzig bis fünfundzwanzig Bauern, alle von Billot abhängig, waren in der Scheune versammelt.
    Billot trat, gefolgt von Pitou, ein. Alle Häupter neigten sich, alle Hüte bewegten sich. Man begriff, daß alle diese Menschen bereit waren, sich auf einen Befehl des Herrn töten zu lassen.
    Der Pächter erklärte den Bauern, die Broschüre, die Pitou ihnen vorlesen werde, sei das Werk des Doktors Gilbert. Der Doktor Gilbert war sehr bekannt im ganzen Kanton, wo er mehrere Güter hatte, unter denen die Pachtung von Billot das bedeutendste war.
    Ein Faß stand für den Leser bereit. Pitou bestieg diese improvisierte Tribüne und begann seine Vorlesung.
    Es ist zu bekannt, daß diese Leute aus dem Volk mit um so größerer Aufmerksamkeit zuhören, je weniger sie begreifen. Offenbar entging der allgemeine Sinn der Broschüre den klarsten Geistern der bäuerischen Versammlung und Billot selbst. Doch mitten aus dieser dunkeln Phraseologie zuckten, wie die Blitze an einem dunkeln, mit Elektrizität beladenenHimmel, die leuchtenden Worte: Unabhängigkeit, Freiheit und Gleichheit hervor. Mehr brauchte es nicht; der Beifallssturm brach los; von allen Seiten erscholl der Ruf: Es lebe der Doktor Gilbert! Ungefähr das drittel der Broschüre war gelesen worden; man beschloß, sie an drei Sonntagen zu lesen.
    Die Zuhörer wurden eingeladen, sich am darauf folgenden Sonntag zu versammeln, und jeder versprach, zu erscheinen.
    Pitou hatte sehr gut gelesen. Nichts ermuntert so sehr, wie der günstige Erfolg. Der Vorleser nahm seinen Teil von dem dem Werke gespendeten Beifall, und Billot, der selbst diesem gegenseitigen Einfluß unterlag, fühlte in seinem Innern eine gewisse Achtung für den Zögling des Abbes Fortier entstehen. In körperlicher Hinsicht schon übermäßig groß, war Pitou moralisch um zehn Ellen gewachsen.
    Ein einziges fehlte ihm: Jungfer Katharine hatte seinem Triumphe nicht beigewohnt.
    Doch entzückt über die Wirkung, welche die Broschüre des Doktors hervorgebracht, beeilte sich der Vater Billot diesen günstigen Erfolg seiner Frau und seiner Tochter mitzuteilen. Frau Billot antwortete nichts, das war ein kurzsichtiges Weib, Katharine aber lächelte traurig.
    Nun! was hast du wieder? fragte der Pächter.
    Mein Vater! mein Vater! rief Katharine, ich befürchte, Sie gefährden sich.
    Ah! willst du nicht den Unglücksvogel machen? Ich bemerke dir, daß mir die Lerche lieber ist, als die Nachteule.
    Mein Vater, man hat mir schon gesagt, ich möge Sie warnen, denn Sie werden beobachtet.
    Und wer hat dir das gesagt?
    Ein Freund.
    Ein Freund? Jeder Rat verdient Dank. Du wirst mir den Namen dieses Freundes nennen.

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