Ange Pitou, Band 2
befestigter Hut, Pantoffeln mit hohen Absätzen, welche die Feinheit eines bewunderungswürdigen Knöchels hervorhoben, ein an den Spitzen der Finger einer zarten, langen, vollkommen aristokratischen Hand spielendes Stöckchen, das war die von Gilbert so lebhaft erwartete Person.
Der König machte einen Schritt ihr entgegen.
Sie waren im Begriff, wegzufahren. Gräfin, wie man mir gesagt hat?
In der That, Sire, ich wollte eben in den Wagen steigen, als mir der Befehl Eurer Majestät zukam. Bei dieser Stimme mit dem festen Klang füllten sich die Ohren von Gilbert mit einem gräßlichen Geräusch. Das Blut floß plötzlich nach seinen Schläfen, tausend Schauer durchliefen seinen ganzen Leib.
Unwillkürlich machte er einen Schritt aus dem Obdach der Vorhänge, hinter denen er verborgen war.
Sie, murmelte er, ... sie ... Andree.
Madame, fuhr der König fort, der ebensowenig als die Gräfin etwas von der Bewegung des im Schatten verborgenen Gilbert wahrgenommen hatte, ich habe Sie gebeten, zu mir zu kommen, um eine Auskunft zu erlangen.
Ich bin bereit, Eurer Majestät zu entsprechen.
Der König neigte sich auf die Seite von Gilbert, als wollte er ihm einen Wink geben.
Dieser begriff, der Augenblick, sich zu zeigen, sei noch nicht gekommen, und zog sich allmählich wieder hinter seinen Vorhang zurück.
Madame, sagte der König, es ist vor ungefähr acht bis zehn Tagen Herrn von Necker das Gesuch um einen geheimen Verhaftsbefehl zugestellt worden.
Gilbert heftete durch die beinahe unbemerkbare Öffnung der Vorhänge seinen Blick auf Andree. Die junge Frau warbleich, fieberhaft, unruhig und wie gebeugt unter der Last einer geheimen Bedrückung.
Sie hören mich, nicht wahr. Gräfin? fragte Ludwig XVI., als er sah, daß Frau von Charny zu antworten zögerte.
Ja, Sire.
Nun wohl! wissen Sie, was ich sagen will, und können Sie auf meine Frage antworten?
Ich suche mich zu erinnern, erwiderte Andree.
Erlauben Sie mir, Ihr Gedächtnis zu unterstützen. Der Verhaftsbefehl ist von Ihnen verlangt worden, und das Gesuch war mit einer Randbemerkung der Königin begleitet.
Statt zu antworten, überließ sich die Gräfin immer mehr der fieberhaften Zerstreuung, die sie aus den Grenzen des wirklichen Lebens hinauszuziehen schien.
Antworten Sie mir doch, Madame! sagte der König, der ungeduldig zu werden anfing.
Es ist wahr, erwiderte sie bebend, es ist wahr, ich habe den Brief geschrieben, und Ihre Majestät hat auf dem Rande etwas beigesetzt.
So nennen Sie mir das Verbrechen, das derjenige begangen, gegen den man diese Maßregel forderte? fragte Ludwig XVI.
Sire, sprach Andree, ich kann nicht sagen, welches Verbrechen er begangen hatte, das aber kann ich Ihnen sagen, daß das Verbrechen groß war.
Ah! Sie können mir das nicht sagen?
Nein, Sire.
Dem König?
Nein ... Eure Majestät entschuldige mich, doch ich kann nicht.
So werden Sie es ihm selbst sagen, Madame, sprach der König; denn was Sie dem König Ludwig XVI. abschlagen, können Sie dem Doktor Gilbert nicht verweigern.
Dem Doktor Gilbert! rief Andree, großer Gott! wo ist er denn?
Der König trat auf die Seite, um den Platz Gilbert zuüberlassen; die Vorhänge öffneten sich, und der Doktor erschien, beinahe ebenso bleich als Andree.
Hier ist er, Madame, sagte der König.
Als sie Gilbert erblickte, wankte die Gräfin. Ihre Beine zitterten unter ihr. Sie warf sich rückwärts, wie eine Frau, die in Ohnmacht sinkt, und blieb nur stehen mit Hilfe eines Lehnstuhls, auf den sie sich stützte, in einer düstern, unempfindlichen, beinahe verstandlosen Haltung.
Madame, sagte Gilbert, indem er sich mit demütiger Höflichkeit verbeugte, erlauben Sie mir, die Frage zu wiederholen, welche Seine Majestät an Sie gerichtet hat?
Die Lippen von Andree bewegten sich, -- doch kein Ton kam aus ihrem Munde.
Was habe ich Ihnen gethan, Madame, daß man mich auf einen von Ihnen herrührenden Befehl in ein abscheuliches Gefängnis geworfen hat?
Bei dieser Stimme fuhr Andree auf, als ob sie einen Riß im Gewebe ihres Herzens gefühlt hätte.
Dann senkte sie plötzlich einen eisigen Schlangenblick auf Gilbert und sprach: Mein Herr, ich kenne Sie nicht.
Doch während sie diese Worte sprach, hatte sie Gilbert seinerseits mit einer solchen Hartnäckigkeit angeschaut, er hatte den Blitz seiner Augen mit so viel unbesiegbarer Kühnheit geladen, daß die Gräfin ihre Augen völlig niederschlug und ihr Blick unter dem seinigen erlosch.
Gräfin, sagte der König mit einem
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