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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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senkte er die Hand und wiederholte: Sprechen Sie.
    Andree streckte die Arme aus und machte eine Bewegung, um zu atmen, als wäre sie unter dem Drucke einer Luftpumpe gewesen.
    Alle Muskeln der jungen Frau schienen dem Zerreißen nahe. Eine Schaumfranse trat auf ihre Lippen, und ein Anfang von Epilepsie erschütterte sie vom Kopf bis zu den Füßen.
    Doktor, wiederholte der König, nehmen Sie sich in acht.
    Doch ohne auf ihn zu hören, senkte Gilbert zum dritten Mal die Hand, berührte mit ihrer Fläche oben den Kopf der Gräfin und sagte: Sprechen Sie, ich will es.
    Andree stieß bei der Berührung dieser Hand einen Seufzer aus, ihre Arme fielen an ihrer Seite herab; ihr zurückgeworfener Kopf senkte sich sachte vorwärts auf ihre Brust, und reichliche Thränen sickerten durch ihre geschlossenen Augenlider.Mein Gott, mein Gott, mein Gott, murmelte sie.
    Rufen Sie Gott an, gut; derjenige, welcher im Namen Gottes wirkt, fürchtet Gott nicht.
    Oh, sagte die Gräfin, wie hasse ich Sie!
    Hassen Sie mich, gut; doch sprechen Sie.
    Sire, Sire, rief Andree, sagen Sie ihm, er versenge mich, er verzehre mich, er töte mich.
    Sprechen Sie, sagte Gilbert.
    Dann bedeutete er dem König durch ein Zeichen, er könne sie nun befragen.
    Gräfin, sagte der König, derjenige, welchen Sie verhaften ließen, ist also wirklich der Doktor?
    Ja.
    Und es waltete kein Irrtum, kein Mißgriff ob?
    Nein.
    Und dieses Kistchen?
    Nun! versetzte dumpf die Gräfin, sollte ich denn dieses Kistchen in seinen Händen lassen?
    Gilbert und der König wechselten einen Blick.
    Und Sie haben es genommen? fragte Ludwig XVI.
    Ich habe es nehmen lassen.
    Ho! ho! erzählen Sie mir das, Gräfin, rief der König, indem er, alle Würde vergessend, vor Andree niederkniete; Sie haben es nehmen lassen? Wo und wie?
    Ich erfuhr, dieser Gilbert, der seit sechzehn Jahren schon zwei Reisen nach Frankreich gemacht hatte, werde eine dritte machen, und diesmal um sich hier niederzulassen.
    Aber das Kistchen? fragte der König.
    Ich habe durch den Polizeileutnant, Herrn von Crosne, erfahren, daß Gilbert während einer dieser Reisen Güter in der Gegend von Villers-Cotterets gekauft; daß der Pächter, der ihm diese Güter verwalte, sein ganzes Vertrauen genieße, und so vermutete ich, das Kistchen befinde sich bei diesem.
    Wie haben Sie das vermutet?
    Ich bin bei Mesmer gewesen, habe mich einschläfern lassen und es gesehen.Es war?
    In einem großen Schranke im Erdgeschoß, unter Weißzeug verborgen.
    Das ist wunderbar! sagte der König. Weiter, weiter!
    Ich kehrte zu Herrn von Crosne zurück, und dieser gab mir auf Empfehlung der Königin einen seiner gewandtesten Agenten.
    Der Name dieses Agenten? fragte Gilbert.
    Andree bebte, als hätte sie ein glühendes Eisen berührt.
    Ich frage Sie nach seinem Namen, wiederholte Gilbert.
    Andree versuchte es zu widerstehen.
    Seinen Namen, ich will ihn wissen, sagte der Doktor.
    Pas-de-Loup, antwortete sie.
    Hernach? fragte der König.
    Gestern morgen hat sich dieser Mann des Kistchens bemächtigt. Das ist das Ganze.
    Nein, das ist nicht das Ganze, entgegnete Gilbert; es handelt sich nun darum, dem König zu sagen, wo das Kistchen ist.
    Oh! versetzte Ludwig XVI., Sie fragen zu viel.
    Nein, Sire.
    Aber durch diesen Pas-de-Loup, durch Herrn von Crosne könnte man erfahren ...
    Oh! man wird alles viel besser und viel schneller durch die Gräfin erfahren.
    Mit einer krampfhaften Bewegung, die sichtbar darauf abzweckte, den andringenden Worten die Lippen zu verschließen, preßte Andree die Zähne zum Zerbrechen aneinander.
    Der König machte den Doktor auf diese nervöse Konvulsion aufmerksam.
    Gilbert lächelte.
    Er berührte mit dem Daumen und dem Zeigefinger den untern Teil des Gesichtes von Andree, und ihre Muskeln spannten sich in demselben Augenblicke ab.
    Madame, sagen Sie vor allem dem König, daß dieses Kistchen dem Doktor Gilbert gehörte.
    Ja, ja, es gehört ihm, erwiderte die Schläferin voll Wut.
    Und wo befindet es sich in diesem Augenblick? fragteGilbert; geschwinde, beeilen Sie sich, der König hat keine Zeit zu warten.
    Andree zögerte einen Augenblick.
    Gilbert entging dieses Zögern nicht, so unbemerklich es war.
    Sie lügen! rief er, oder vielmehr Sie versuchen es, zu lügen. Wo ist das Kistchen? Ich will es wissen.
    Bei mir in Versailles, antwortete Andree, in Thronen zerfließend und mit einem nervösen Zittern, das ihren ganzen Körper schüttelte. Bei mir, wo Pas-de-Loup, wie dies verabredet war, mich heute abend um

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