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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Madame! rief Gilbert, der fühlte, daß er die Lage beherrschte, keine Ausflüchte, keine Umschweife ... genug der Lügen von der einen und der andern Seite. Ich bin der Gilbert des Verbrechens; ich bin der Gilbert der Schmähschriften; ich bin der Gilbert des Kistchens. Sie, Sie sind die vornehme Dame, die Dame vom Hofe. Ich wähle den König zum Richter, nehmen Sie ihn an, und wir wollen diesem Richter, dem König, alles sagen, was zwischen uns vorgefallen ist, und der König wird entscheiden.
    Sagen Sie, was Sie wollen, mein Herr, erwiderte die Gräfin, doch ich kann nichts sagen, denn ich kenne Sie nicht.
    Und Sie kennen dieses Kistchen auch nicht?
    Die Gräfin zog die Fäuste krampfhaft zusammen und biß sich bis aufs Blut in ihre Lippen.
    Nein, ebensowenig, sagte sie.
    Doch die Anstrengung, die sie machte, um diese Worte auszusprechen, war so groß, daß sie auf ihren Beinen schwankte, gleich einer Bildsäule, deren Grundfläche ein Erdbeben erschüttert.
    Madame, rief Gilbert, nehmen Sie sich in acht, ich bin, wenn Sie nicht vergessen haben, der Schüler eines Mannes, den man Josef Balsamo nannte; die Macht, die er über Sie besaß, hat er mir übertragen; zum letztenmal also, wollen Sie auf die Frage, die ich an Sie richte, antworten?
    Nein, erwiderte die Gräfin, von einer unbeschreiblichen Verwirrung ergriffen, indem sie eine Bewegung machte, um aus dem Zimmer zu stürzen. Nein, nein, nein!
    Nun denn! sprach Gilbert, ebenfalls erbleichend, und seinen mit Drohungen beladenen Arm erhebend, nun denn! stählerneNatur, ehernes Herz, biege dich, zerspringe unter dem unwiderstehlichen Druck meines Willens. Du willst nicht sprechen, Andree?
    Nein, nein! rief die Gräfin ganz betäubt. Zu Hilfe, Sire, zu Hilfe!
    Du wirst sprechen, sagte Gilbert, und niemand, wäre es der König, wäre es Gott, wird dich meiner Macht entziehen! Du wirst sprechen, du wirst deine ganze Seele dem erhabenen Zeugen dieser Szene öffnen, und alles, was in den Falten deines Gewissens ist, alles, was Gott allein in der Finsternis tiefer Seelen lesen kann, Sire! das werden Sie durch diese hier erfahren, die sich weigert, es zu offenbaren. Schlafen Sie, Frau Gräfin von Charny, schlafen Sie und sprechen Sie, ich will es.
    Kaum waren diese Worte gesprochen, als die Gräfin mitten in einem angefangenen Schrei plötzlich inne hielt, die Arme ausstreckte, einen Stützpunkt für ihre wankenden Beine suchte und wie in einen Zufluchtsort zwischen die Arme des Königs fiel, der, selbst zitternd, sie in einen Lehnstuhl setzte.
    Oh! sagte Ludwig XVI., ich habe hiervon sprechen hören, doch nie habe ich etwas dergleichen gesehen. Nicht wahr, mein Herr, sie ist dem magnetischen Schlaf verfallen?
    Ja, Sire: nehmen Sie nun die Hand der Gräfin und fragen Sie sie, warum sie mich habe verhaften lassen, antwortete Gilbert, als ob ihm allein das Recht des Befehlens zukäme.
    Ganz betäubt von dieser wunderbaren Szene, machte Ludwig XVI. zwei Schritte rückwärts, um sich zu überzeugen, daß er nicht selbst schlafe, und daß das, was unter seinen Augen vorging, nicht ein Traum sei; interessiert wie ein Mathematiker bei der Entdeckung einer neuen Lösung, näherte er sich sodann der Gräfin, nahm ihre Hand und sagte: Sprechen Sie, Gräfin, Sie haben also den Doktor Gilbert verhaften lassen?
    Doch obgleich eingeschlafen, machte die Gräfin einen letzten Versuch, riß ihre Hand aus der Hand des Königs, raffte alle ihre Kräfte zusammen und erwiderte: Nein, ich werde nicht sprechen.
    Der König schaute Gilbert an, als wollte er ihn fragen,wer von beiden, sein Wille oder der von Andree, den Sieg davon tragen werde.
    Gilbert lächelte.
    Sie werden nicht sprechen? sagte er.
    Und die Augen auf die eingeschlafene Andree gerichtet, machte er einen Schritt gegen den Lehnstuhl.
    Andree bebte.
    Sie werden nicht sprechen? fügte er bei, indem er einen zweiten Schritt machte, der den Zwischenraum zwischen ihm und ihr noch mehr verminderte.
    Andree stemmte ihren ganzen Körper in einer äußersten Gegenstrebung an.
    Ah! Sie werden nicht sprechen? sagte er. Und er machte einen dritten Schritt und stand nun unmittelbar neben Andree, über deren Haupt er seine Hand ausgestreckt hielt; ah! Sie werden nicht sprechen?
    Andree krümmte sich in heftigen Konvulsionen.
    Nehmen Sie sich in acht! rief Ludwig XVI., nehmen Sie sich in acht. Sie werden sie töten!
    Seien Sie unbesorgt, Sire, es ist die Seele, mit der ich es zu thun habe; die Seele kämpft, doch sie wird nachgeben.
    Dann

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