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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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sich getäuscht habe.
    Der König seufzte abermals; Gilbert kam ihm zu Hilfe.
    Sire, sagte er. Eure Majestät urteilt und schließt bewunderungswürdig;was aber zu dieser Stunde zu thun sich geziemt, ist, daß man klarer in der Zukunft zu sehen sucht, als man dies bis jetzt gethan hat.
    Der König erhob das Haupt, und man konnte seine ausdrucksvolle Stirne sich leicht falten sehen.
    Sire, verzeihen Sie mir, sagte Gilbert, ich bin Arzt. Ist das Übel groß, so bin ich kurz.
    Sie legen also ein großes Gewicht auf den heutigen Aufstand?
    Sire, das ist kein Aufstand, das ist eine Revolution.
    Und Sie wollen, daß ich mich mit diesen Rebellen, mit diesen Mördern vertrage? Denn sie haben die Bastille mit Gewalt genommen:, das ist ein Akt des Aufruhrs; sie haben Herrn de Launay, Herrn von Losme und Herrn von Flesselles getötet: das ist Mord.
    Ich will, daß Sie die einen von den andern trennen, Sire; diejenigen, welche die Bastille genommen, sind Helden; diejenigen, welche die Herren von Flesselles, von Losme und de Launay getötet haben, sind Mörder.
    Der König errötete leicht; doch beinahe in demselben Augenblick verschwand diese Röte wieder, seine Lippen erbleichten, und ein paar Schweißtropfen perlten auf seiner Stirne.
    Sie haben recht, mein Herr. Sie sind Arzt, oder vielmehr Wundarzt, denn Sie schneiden in das lebendige Fleisch ein. Doch kommen wir auf Sie zurück. Sie heißen Doktor Gilbert, nicht wahr? oder mit diesem Namen sind wenigstens Ihre Denkschriften unterzeichnet.
    Sire, es ist eine große Ehre für mich, daß Eure Majestät sich so gut erinnert, obschon ich im ganzen unrecht habe, so stolz zu sein.
    Warum?
    Mein Name mußte in der That unlängst vor Eurer Majestät ausgesprochen worden sein.
    Ich begreife nicht ...
    Vor sechs Tagen bin ich verhaftet und in die Bastille gebracht worden. Ich habe aber sagen hören, es finde keine Verhaftung von einer Wichtigkeit statt, ohne daß es der König wisse.Sie in der Bastille? rief der König, die Augen weit aufreißend.
    Hier ist mein Gefängnisschein, Sire. Vor sechs Tagen, wie ich Eurer Majestät zu sagen die Ehre gehabt habe, auf Befehl des Königs in die Bastille gebracht, bin ich heute um drei Uhr durch die Gnade des Volks daraus befreit worden.
    Heute?
    Ja, Sire; hat Eure Majestät den Kanonendonner nicht gehört?
    Allerdings.
    Nun wohl! das Feuer der Kanonen öffnete mir die Pforten.
    Ah! murmelte der König, ich möchte gern sagen, ich freue mich darüber, hätte man heute morgen nicht auf die Bastille und auf das Königtum zugleich gefeuert.
    Oh! Sire, machen Sie aus einem Gefängnis nicht das Symbol eines Prinzips. Sagen Sie im Gegenteil, Sire, Sie seien glücklich, daß die Bastille genommen worden ist, denn man wird nicht mehr im Namen des Königs, der nichts davon weiß, eine Ungerechtigkeit wie die begehen, deren Opfer ich gewesen bin.
    Aber Ihre Verhaftung hat doch eine Ursache, mein Herr?
    Keine, die ich wüßte, Sire; man hat mich bei meiner Rückkehr nach Frankreich verhaftet und eingekerkert, das ist das Ganze.
    In der That, mein Herr, sagte Ludwig mit sanftem Tone, ist es nicht einigermaßen Egoismus von Ihrer Seite, daß Sie mir von Ihnen sprechen, während ich es bedarf, daß man mir von mir spricht?
    Sire, es ist für mich notwendig, daß mir Eure Majestät eine einzige Frage beantwortet.
    Welche?
    Ja oder nein, hat eure Majestät einen Anteil an meiner Verhaftung?
    Ich wußte nichts von Ihrer Rückkehr nach Frankreich.
    Diese Antwort beglückt mich, Sire; ich kann nun laut erklären. Eure Majestät werde in dem, was sie Übles thut, beinahe immer mißbraucht, und werde denjenigen, welche zweifeln sollten, mich als Beispiel anführen.Der König lächelte.
    Als Arzt, sagte er, gießen Sie den Balsam in die Wunde.
    Oh! Sire, ich werde ihn mit vollen Händen eingießen, und wenn Sie wollen, diese Wunde heilen, dafür stehe ich Ihnen.
    Ob ich es will? gewiß.
    Aber Sie müssen es sehr fest wollen, Sire. Ehe Sie sich weiter verbindlich machen, Sire, lesen Sie diese an den Rand meines Gefängnisregisters geschriebene Zeile.
    Welche Zeile? fragte der König unruhig.
    Sehen Sie.
    Gilbert reichte das Blatt dem König. Ludwig las:
    Auf das Verlangen der Königin.
    Er faltete die Stirne.
    Der Königin! sagte er; sollten Sie sich die Ungnade der Königin zugezogen haben?
    Sire, ich bin fest überzeugt, daß mich Ihre Majestät noch weniger kennt, als Eure Majestät mich kannte.
    Aber Sie hatten sich irgend ein Vergehen zu Schulden kommen lassen,

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