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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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muß Sie durchaus nichts kümmern, das Volk kann alles hassen, nur Sie nicht.
    Die Königin ließ diese Schmeichelei völlig unbeachtet.
    Rasch, Prinz, sagte sie, sprechen Sie.
    Wohl denn, ja, Madame, das Volk handelt im Hasse.
    Gegen wen?
    Gegen alles, was es beherrscht.
    Ah! gut! das ist die Wahrheit! das fühlt sich! versetzte entschlossen die Königin.
    Ich bin Soldat, Eure Majestät, erwiderte der Prinz.
    Gut, gut, sprechen Sie als Soldat. Lassen Sie hören, was ist zu thun?
    Nichts, Madame.
    Wie! Nichts? rief die Königin, das Gemurmel benützend, das sich bei diesen Worten unter den gestickten Röcken und goldenen Degen ihrer Gesellschaft erhoben hatte. Nichts! Sie, ein lothringischer Prinz, kommen und sagen dies der Königin von Frankreich in dem Augenblick, wo das Volk, nach Ihrem eigenen Geständnisse, mordet und brennt; Sie sagen, es sei nichts zu thun?
    Ein neues Gemurmel, doch diesmal ein beifälliges, empfing die Worte der Königin.
    Sie wandte sich um, umfaßte mit einem Blick den Kreis, der sie umgab, und suchte unter allen diesen flammenden Augen diejenigen, welche am meisten flammten, im guten Glauben, darin am meisten Treue zu lesen.
    Nichts! wiederholte der Prinz, denn wenn man den Pariser sich besänftigen läßt, so wird er sich auch besänftigen; er ist nur kriegerisch, wenn man ihn aufs äußerste treibtWarum ihm die Ehre eines Streites erweisen, warum die Wechselfälle eines Kampfes wagen? Verhalten wir uns ruhig, und in drei Tagen wird von nichts mehr in Paris die Rede sein.
    Aber die Bastille, mein Herr?
    Die Bastille! man verschließt ihre Thore, und diejenigen, welche sie eingenommen haben, werden gefangen sein.
    Es wurde etwas wie ein zitterndes Lachen unter der schweigsamen Gruppe hörbar.
    Die Königin sprach: Nehmen Sie sich in acht, Prinz, nun beruhigen Sie mich zu sehr. Und nachdenkend, das Kinn auf ihre flache Hand gestützt, suchte sie mit dem Blick Frau von Polignac, die blaß und traurig, in sich selbst versunken zu sein schien.
    Die Gräfin hatte alle diese Nachrichten mit einem sichtbaren Schrecken angehört; sie lächelte nur, als die Königin bei ihr anhielt und ihr zulächelte, und dieses Lächeln war noch matt und entfärbt, wie eine sterbende Blume.
    Nun! Gräfin, fragte die Königin, was sagen Sie zu alledem?
    Ach! nichts, erwiderte sie. Und sie schüttelte den Kopf mit einem Ausdruck unsäglicher Entmutigung.
    Ei! ei! sprach leise die Königin, indem sie sich ans Ohr der Gräfin neigte, die Freundin Diana ist eine Furchtsame.
    Dann sagte sie laut: Aber wo ist denn Frau von Charny, die Unerschrockene! Wie mir scheint, bedürfen wir ihrer, um uns zu beruhigen.
    Die Gräfin wollte eben wegfahren, als man sie zum König rief, antwortete Frau von Misery. Ah! zum König, versetzte zerstreut Marie Antoinette.
    Nun erst bemerkte sie das seltsame Stillschweigen, das sich um sie her gelagert hatte.
    Die unerhörten, unglaublichen Ereignisse, von denen die Nachrichten nach und nach wie verdoppelte Schläge nach Versailles gelangt waren, hatten die festesten Herzen vielleicht mehr noch durch das Erstaunen, als durch die Furcht entmutigt.
    Die Königin sah die Notwendigkeit ein, alle diese niedergeschlagenen Geister wieder aufzurichten.
    Niemand giebt mir einen Rat? sagte sie. Gut! so werde ich mich bei mir selbst Rats erholen.
    Alle traten näher zu Marie Antoinette.
    Das Volk, sprach sie, ist nicht böse, es ist nur irregeführt. Es haßt uns, weil es uns nicht kennt. Nähern wir uns ihm.
    Um es dann zu bestrafen, denn es hat an seinen Gebietern gezweifelt, und das ist ein Verbrechen.
    Die Königin sah nach der Seite, woher die Stimme kam, und erkannte Herrn von Bezenval.
    Oh! Sie sind es, Herr Baron; wollen Sie uns einen guten Rat geben?
    Der Rat ist gegeben, sagte er sich verbeugend.
    Es sei; der König wird bestrafen, doch als ein guter Vater.
    Wer gut liebt, züchtigt gut, versetzte der Baron.
    Dann wandte er sich gegen Herrn von Lambescq um und sagte zu ihm: Sind Sie nicht meiner Ansicht, Prinz? Das Volk hat Morde begangen.
    Die es leider Repressalien nennt, versetzte halblaut eine sanfte, frische Stimme, bei deren Ton sich die Königin umwandte.
    Sie haben recht, Prinzessin, gerade darin, meine liebe Lamballe, besteht ein Irrtum; wir werden auch nachsichtig sein.
    Doch, versetzte die Prinzessin mit ihrer schüchternen Stimme, doch ehe man sich fragt, ob man bestrafen soll, müßte man, glaube ich, vorerst fragen, ob man werde siegen können.
    Ein allgemeiner Schrei brach

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