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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Befehl des Offiziers traten zwei Soldaten ein und trugen die Gräfin in zwei Lehnstühlen fort.
    Herr Gilbert, was wünschen Sie nun noch? fragte der König.
    Sire, eine Gunst, die mich in die Nähe Eurer Majestät bringt und mir zugleich die Gelegenheit verschafft, ihr nützlich zu sein.
    Der König harrte. Erklären Sie sich, sagte er.
    Ich möchte gern Quartal-Arzt des Königs sein, erwiderte Gilbert; ich werde niemand Eintrag thun: das ist ein Ehrenposten, der jedoch mehr auf dem Vertrauen beruht, als Glanz verschafft.
    Bewilligt, sprach der König. Adieu, Herr Gilbert... Ah! sagen Sie Necker alles Freundliche. Adieu.
    Dann im Weggehen rief er: Mein Abendbrot.
    Denn kein Ereignis konnte ihn sein Abendbrot vergessen machen.

Bei der Königin.
    Während der König philosophisch die Revolution bekämpfen lernte, indem er einen Kursus in den verborgenen Wissenschaften machte, hatte die Königin, ein viel festerer und tieferer Philosoph, alle ihre Getreuen in ihrem Kabinett um sich versammelt; ohne Zweifel, weil noch keiner von ihnen Gelegenheit gehabt, seine Treue zu beweisen oder zu versuchen.
    Auch bei der Königen war der furchtbare Tag in allen seinen Einzelheiten erzählt worden.
    Man sah Generale, Höflinge, Priester und Frauen um die Königin versammelt. Hier waren junge Offiziere voll Mut und Eifer, die in allen diesen Empörungen eine lange erwartete Gelegenheit sahen, sich, wie bei einem Turnier, vor den Damen im Waffenspiele auszuzeichnen.
    Alle vertrauten und der Monarchie ergebenen Diener hatten mit Aufmerksamkeit die Nachrichten angehört, die Herr von Lambescq erzählte, der, nachdem er den Ereignissen beigewohnt, mit seinem noch ganz vom Sande der Tuilerien bestaubten Regimente nach Versailles geeilt war, um den erschrockenen Leuten die Wirklichkeit als Trost zu geben, weil einige, so groß das Unglück war, es noch übertrieben hatten.
    Die Königin saß an einem Tische.
    Es war nicht mehr die sanfte, schöne Braut, der Schutzengel Frankreichs. Es war nicht einmal mehr jene schöne, anmutige Fürstin, die wir eines Abends mit der Prinzessin von Lamballe in die geheimnisvolle Wohnung von Mesmer eintreten und sich lachend und ungläubig zu der symbolischen Kufe setzen sahen, von der sie eine Offenbarung der Zukunft verlangte.
    Nein! es war die stolze, hoffärtige Königin mit der gerunzelten Stirne, mit der geringschätzigen Lippe; es war die Frau, deren Herz einen Teil seiner Liebe hatte entschlüpfen lassen, um an der Stelle dieses sanften und belebenden Gefühles die ersten Tropfen Galle aufzunehmen, die nun ohne Unterlaß ins Blut gehen sollten.
    Es war endlich die Frau des dritten Porträts der Gallerie von Versailles, das heißt, nicht mehr Marie Antoinette, nicht mehr die Königin von Frankreich, sondern diejenige, welche man nur noch mit dem Namen »die Österreicherin« zu bezeichnen anfing.
    Hinter ihr war, halb im Schatten liegend, eine unbewegliche junge Frau, den Kopf auf das Kissen eines Sophas zurückgeworfen und die Stirne auf ihre Hand gestützt.
    Das war Frau von Polignac.
    Als die Königin Herrn von Lambescq erblickte, machte sie eine Gebärde verzweifelter Freude, die besagen wollte: Endlich werden wir alles erfahren.
    Herr von Lambescq hatte sich mit einem Zeichen verbeugt, das zugleich wegen seiner beschmutzten Stiefel, wegen seines bestaubten Rockes und seines verdrehten Säbels, den er nicht mehr ganz in die Scheide hatte bringen können, um Verzeihung bat.
    Nun, Herr von Lambescq, sagte die Königin, Sie kommen von Paris? Was macht das Volk?
    Es mordet und brennt.
    Aus Schwindel oder aus Haß?
    Nein, aus Grausamkeit.
    Die Königin dachte nach, als ob sie geneigt gewesen wäre, seine Ansicht über das Volk zu teilen. Dann schüttelte sie den Kopf und entgegnete: Nein, Prinz, das Volk ist nicht grausam, wenigstens nicht ohne Grund; verbergen Sie mir also nichts. Ist es Wahnwitz? Ist es Haß?
    Ich glaube, daß es ein bis zum Wahnwitz getriebener Haß ist.
    Haß, gegen wen? Ah, Prinz! Sie zögern abermals. Nehmen Sie sich in acht, wenn Sie so erzählen, so werde ichstatt mich an Sie zu wenden, wie ich es thue, einen von meinen Piqueurs nach Paris schicken. Er braucht eine Stunde, um dahin zu kommen, eine Stunde, um sich zu erkundigen, eine Stunde, um zurückzukehren, und in drei Stunden wird er mir die Ereignisse ganz einfach erzählen können.
    Herr von Dreux-Breze trat mit einem Lächeln auf den Lippen vor und sagte: Aber, Madame, was ist Ihnen am Hasse des Volkes gelegen? das

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