Ange Pitou, Band 2
bleibt mir also eine Freundin?
Und lange zurückgehalten, entschlüpften die Thränen ihren Augenlidern, rollten an ihren Wangen herab und übergossen ihre Brust; doch statt bitter zu sein, waren diese Thränen süß, statt zu bedrücken, erleichterten sie ihr Herz.
Während eines kurzen Stillschweigens, das nun eintrat, hielt Marie Antoinette die Gräfin beständig in ihren Armen.
Die Herzogin, ihre Schwägerin an der Hand haltend, brach das Stillschweigen.
Madame, sagte sie mit einer so schüchternen Stimme, daß sie beinahe beschämt klang, ich glaube nicht, daß Eure Majestät den Plan tadelt, den ich ihrem Urteil unterwerfen will.
Welchen Plan? fragte die Königin aufmerksam; sprechen Sie, Herzogin, sprechen Sie!
Und während sie sich anschickte, auf die Herzogin Diana zu hören, lehnte sich die Königin auf die Schulter der Gräfin.
Madame, fuhr die Herzogin fort, die Meinung, die ich aussprechen will, kommt von einer Person, deren Autorität Eurer Majestät nicht verdächtig sein wird, sie kommt von Ihrer Königlichen Hoheit Madame Adelaide, der Tante des Königs.
Welche Umschweife, liebe Herzogin, sagte die Königin heiter, zur Sache.
Madame, die Umstände sind traurig. Man hat die Gunst, der sich unsre Familie bei Eurer Majestät erfreut, sehr übertrieben. Die Verleumdung befleckt die erhabene Freundschaft, die Sie uns im Austausch für unsre ehrfurchtsvolle Ergebenheit huldreich bewilligen.
Nun! versetzte die Königin mit einem Anfang von Erstaunen, finden Sie nicht, daß ich herzhaft genug gewesen bin? Habe ich nicht gegen die öffentliche Meinung, gegen den Hof, gegen das Volk, selbst gegen den König meine Freundschaften aufrecht erhalten?
Oh! Madame, im Gegenteil, Eure Majestät hat ihre Freunde so edelmütig in Schutz genommen, daß sie ihre Brust allen Streichen entgegengesetzt, so daß heute, da die Gefahrgroß, sogar furchtbar ist, die von Eurer Majestät so edel verteidigten Freunde feige und schlechte Diener wären, wenn sie nicht ihrer Königin Gleiches mit Gleichem vergelten würden.
Oh! das ist gut, das ist schön, sagte Marie Antoinette, indem sie die Gräfin, die sie immer noch an ihre Brust gepreßt hielt, voll Begeisterung küßte und Frau von Polignac die Hand drückte.
Aber statt das Haupt unter dieser Liebkosung ihrer Königin stolz zu erheben, sah man beide erbleichen.
Madame Jules Polignac machte eine Bewegung, um sich von den Armen der Königin loszuwinden, doch diese hielt sie gegen ihren Willen an ihrem Herzen zurück.
Aber, stammelte Diana von Polignac, Eure Majestät begreift wohl nicht recht, was wir ihr anzukündigen die Ehre haben, um die Schläge abzuwenden, die ihren Thron, ihre Person, vielleicht wegen der Freundschaft, mit der sie uns beehrt hat, bedrohen. Es ist ein schmerzliches Mittel, ein für unsre Herzen bitteres Opfer, wir müssen uns jedoch demselben unterziehen, denn es ist uns von der Notwendigkeit geboten.
Bei diesen Worten war die Reihe, zu erbleichen, an der Königin. Denn sie fühlte nicht mehr die mutige und treue Freundschaft, sondern die Furcht; aus dieser Einleitung sprach die Furcht, unter dem Schleier dieser schüchternen Zurückhaltung war die Angst versteckt.
Lassen Sie hören, Herzogin, sagte sie, sprechen Sie, was für ein Opfer ist das?
Oh! es ist durchaus nur ein Opfer für uns, Madame, antwortete die Herzogin. Wir sind, Gott weiß warum, in Frankreich verhaßt. Indem wir Ihren Thron von unsrer Last befreien, werden wir ihm den Glanz, die ganze Wärme der Liebe des Volkes wiedergeben, eine Liebe, die durch unsre Gegenwart erstickt oder zurückgedrängt worden ist.
Sie sollen sich entfernen, rief die Königin betroffen aus, wer hat das gesagt? wer hat das verlangt?
Und sie schaute die Gräfin, die den Kopf senkte, voll Bestürzung an, und schob sie sanft mit der Hand von sich.
Ich nicht, erwiderte die Gräfin Jules. Ich verlange im Gegenteil zu bleiben.
Doch diese Worte wurden mit einem Ton gesprochen, der besagen wollte: Befehlen Sie mir zu reisen, Madame, und ich werde reisen.
Marie rächte sich für den Schmerz, den sie empfand, nur durch den eiskalten Blick, mit dem sie ihre Freundin umhüllte.
Ah! Herzogin Diana, das ist Ihre Ansicht? sagte sie, während sie ihre Brust mit ihrer fieberhaften Hand zusammenpreßte.
Ach! Madame, erwiderte diese, es ist nicht meine Wahl, es ist nicht mein Wille, der mir diktiert, was ich zu thun habe, es ist das Gebot des Geschicks.
Ja, Herzogin, sprach Marie Antoinette. Und sich zur
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