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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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möglich, wiederholte Herr von Charny, offenbar geneigt, das Verhör nicht weiter zu treiben; doch zu dieser Stunde sind Sie beruhigt, nicht wahr?
    Vollkommen.
    Dann will ich Sie um eines bitten, Herr Graf, sagte die Königin. Suchen Sie die Herren von Besenval, von Broglie und von Lambescq auf, sagen Sie ihnen, sie sollen ihre Truppen in ihren gegenwärtigen Stellungen kantonieren lassen, der König werde morgen im Rate sehen, was zu thun ist.
    Der Graf verbeugte sich, doch im Begriff, wegzugehen, warf er einen letzten Blick auf Andree.
    Dieser Blick war voll liebreicher Besorgnis.
    Er entging der Königin nicht.
    Gräfin, sagte sie, kehren Sie nicht mit mir zum König zurück?
    Nein, Madame, nein, antwortete Andree lebhaft.
    Warum nicht?
    Ich bitte Eure Majestät um die Erlaubnis, mich in meine Wohnung zurückziehen zu dürfen; die Gemütsbewegungen, die ich erlitten habe, lassen mich das Bedürfnis nach Ruhe fühlen.
    Seien Sie offenherzig, Gräfin, sagte Marie Antoinette, haben Sie etwas mit dem König?
    Oh! nichts, Madame, durchaus nichts.
    Oh! sprechen Sie, wenn dies der Fall ist. Der König schont meine Freunde nicht immer.
    Der König ist wie gewöhnlich voll Güte gegen mich, aber ...
    Aber es ist Ihnen ebenso lieb, ihn nicht zu sehen, nicht wahr? Es steckt offenbar etwas dahinter, Graf, sagte die Königin mit einer geheuchelten Heiterkeit.In diesem Augenblick schaute Andree die Königin so ausdrucksvoll, so stehend, so voll von Offenbarungen an, daß Marie Antoinette begriff, es sei Zeit, diesen kleinen Krieg zu beendigen.
    In der That, Gräfin, sagte sie, lassen wir Herrn von Charny den Auftrag besorgen, den ich ihm gegeben habe, und gehen Sie in Ihre Wohnung oder bleiben Sie hier, wie es Ihnen beliebt.
    Ich danke, Madame, erwiderte Andree.
    Gehen Sie also, Herr von Charny, fuhr Marie Antoinette fort, während sie den Ausdruck von Dankbarkeit, der sich auf dem Gesichte von Andree verbreitete, bemerkte.
    Diesen Ausdruck bemerkte der Graf nicht; er nahm seine Frau bei der Hand und wünschte ihr Glück zu der Wiederkehr ihrer Kräfte und ihrer Farbe.
    Dann verbeugte er sich mit tiefer Ehrfurcht vor der Königin und ging weg.
    Während er aber wegging, kreuzte er einen letzten Blick mit Marie Antoinette.
    Der Blick der Königin sagte: Kommen Sie schnell zurück.
    Der des Grafen antwortete: So schnell als ich kann.
    Andree folgte stöhnend, mit gepreßter Brust jeder Bewegung des Grafen.
    Sie schien mit ihren Wünschen diesen langsamen, edlen Gang zu beschleunigen, der ihn der Thüre näher brachte, sie trieb ihn mit aller Macht ihres Willens hinaus.
    Sobald er die Thüre hinter sich hatte, verschwanden auch alle Kräfte, die Andree zu Hilfe gerufen, um der Lage die Stirne zu bieten; ihr Gesicht erbleichte, ihre Beine wankten unter ihr, und sie sank in einen Lehnstuhl, der sich in ihrer Nähe fand, während sie es versuchte, sich bei der Königin wegen dieses Verstoßes gegen die Etikette zu entschuldigen.
    Die Königin lief an den Kamin, nahm einen Flacon mit Riechsalz und ließ Andree daran riechen: die junge Frau kam diesmal mehr durch die Macht ihres Willens, als durch die Wirksamkeit der Pflege zu sich, die sie von einer königlichen Hand erhielt.Es waltete in der That etwas Seltsames zwischen diesen zwei Frauen ob. Die Königin schien Andree wohlgewogen zu sein, Andree hegte eine tiefe Ehrfurcht für die Königin, und nichtsdestoweniger schienen sie in gewissen Augenblicken, nicht eine wohlgewogene Königin, nicht eine ergebene Dienerin, sondern zwei Feindinnen zu sein.
    Ihr allmächtiger Wille hatte auch, wie gesagt, Andree bald ihre Stärke wiedergegeben. Sie erhob sich, schob ehrerbietig die Hand der Königin auf die Seite, neigte den Kopf vor ihr und sagte: Eure Majestät hat erlaubt, daß ich mich in mein Zimmer zurückziehe.
    Ja, allerdings, und Sie sind immer frei, liebe Gräfin, Sie wissen es wohl: die Etikette ist nicht für Sie gemacht. Aber haben Sie mir nicht etwas zu sagen, ehe Sie sich entfernen?
    Nein, in welcher Beziehung?
    In Beziehung auf Herrn Gilbert, dessen Anblick einen so starken Eindruck auf Sie gemacht hat.
    Andree bebte, schüttelte aber nur, ein Leugnen bezeichnend, den Kopf.
    Dann halte ich Sie nicht zurück, liebe Gräfin, Sie sind frei.
    Und die Königin machte einen Schritt, um in das an ihr Zimmer anstoßende Kabinett zu gehen.
    Andree aber schritt, nachdem sie vor der Königin eine tadellose Verneigung gemacht hatte, auf die Ausgangsthüre zu.
    Doch in dem Augenblick, wo

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