Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
Vom Netzwerk:
Majestät zum erstenmal.
    Man wird sich wohl daran gewöhnen müssen, murmelte Ludwig XVI. mit dem fügsamen, gesunden Verstand, der seine Hauptstärke bildete.
    Nie! rief Marie Antoinette, nie!
    Hören Sie doch! hören Sie! rief der König; ich finde, daß das, was der Doktor sagt, ganz vernünftig ist.
    Die Königin setzte sich zitternd nieder.
    Gilbert fuhr fort:
    Ich sagte, Madame, ich habe Paris gesehen, und Siehaben nicht einmal Versailles gesehen. Wissen Sie, was Paris in diesem Augenblick thun will?
    Nein, erwiderte der König unruhig.
    Es will vielleicht nicht zum zweitenmal die Bastille nehmen, versetzte die Königin mit Verachtung.
    Sicherlich nicht, Madame, erwiderte Gilbert; aber Paris weiß, daß es eine andre Festung zwischen dem Volke und seinem König giebt. Paris hat im Sinne, die Abgeordneten der zwanzig Bezirke, die es bilden, zu versammeln und diese Abgeordneten nach Versailles zu schicken.
    Sie mögen kommen, sie mögen kommen, rief die Königin mit einer wilden Freude. Oh! sie werden hier gut empfangen werden.
    Warten Sie, Madame, entgegnete Gilbert, und nehmen Sie sich in acht, diese Abgeordneten werden nicht allein kommen.
    Und mit wem werden sie kommen?
    Sie werden kommen, unterstützt von zwanzigtausend Mann Nationalgarde.
    Nationalgarde! versetzte die Königin, was ist das?
    Oh! Madame, sprechen Sie nicht so leicht von diesem Institut, es wird eines Tags eine Macht werden, es wird binden und lösen.
    Zwanzigtausend Mann! rief der König.
    Ei! mein Herr, sprach die Königin, Sie haben hier zehntausend Mann, die soviel wert sind, als hunderttausend Empörer. Rufen Sie sie, sage ich Ihnen; die zwanzigtausend Schurken werden hier die Bestrafung und das Beispiel finden, wie es dieser ganze revolutionäre Auswurf nötig hat, den ich in acht Tagen ausfegen würde, wenn man nur eine Stunde auf mich hören wollte.
    Gilbert schüttelte traurig den Kopf und erwiderte: Oh! Madame, wie täuschen Sie sich, oder wie hat man Sie vielmehr getäuscht. Ach! ach! bedenken Sie, den Bürgerkrieg durch eine Königin herausgefordert! Eine einzige hat das gethan, und sie hat den gräßlichen Beinamen: die Fremde mit ins Grab genommen.
    Herausgefordert, von mir, mein Herr, wie verstehen Sie das? Habe ich ohne Herausforderung gegen die Bastille geschossen ?
    Ei! Madame, sagte der König, statt zur Gewaltthätigkeit zu raten, hören Sie zuerst die Vernunft!
    Die Schwäche!
    Hören Sie, Antoinette, hören Sie, sprach der König mit strengem Tone, die Ankunft von zwanzigtausend Mann, die man wird hier mit Kartätschen niederschießen müssen, ist keine geringfügige Sache.
    Dann sich an Gilbert wendend: Fahren Sie fort, -- mein Herr.
    Alle diese Gehässigkeiten, die sich durch die Entfernung erhitzen, alle diese Prahlereien, die bei Gelegenheit Mut werden; all dieses Gemenge einer Schlacht, deren Ausgang unsicher ist, ersparen Sie es dem König und sich selbst, Madame, sprach der Doktor; Sie können durch die Milde diese Ankunft zerstreuen, die Ihre Gewaltthätigkeiten vielleicht verstärken werden. Die Menge will zum König ziehen; kommen wir ihr zuvor, lassen Sie den König zu der Menge gehen; lassen Sie ihn umgeben, wie er es heute von seinem Heere ist, morgen eine Probe von Kühnheit und politischem Geist ablegen. Diese zwanzigtausend Mann, von denen wir sprechen, könnten vielleicht den König erobern. Lassen wir den König allein diese zwanzigtausend Mann erobern, denn diese zwanzigtausend Mann, Madame, die sind das Voll.
    Der König konnte sich nicht enthalten, ein Zeichen des Beifalls zu geben, das Marie Antoinette nicht entging.
    Unglücklicher, sagte sie zu Gilbert, Sie wissen also nicht, was die Gegenwart des Königs in Paris, unter den Bedingungen, wie Sie es verlangen, wird besagen wollen? Das will besagen: Ich billige ... das will besagen: Ihr habt wohl daran gethan, meine Schweizer zu töten ... das will besagen; Ihr habt wohl daran gethan, meine Offiziere niederzumetzeln, meine schöne Hauptstadt mit Feuer und Schwert zu verheeren; Ihr habt wohl daran gethan, mich zu entthronen! Ich danke, meine Herren, ich danke.
    Und ein verächtliches Lächeln zog über die Lippen von Marie Antoinette.
    Nein, Madame, erwiderte Gilbert, Eure Majestät täuscht sich, das wird nichts andres besagen, als: der Schmerz des Volkes hat einige Gerechtigkeit für sich. Ich habe verziehen, ich bin das Haupt und der König; ich bin an der Spitze der Revolution, wie sich einst Heinrich III. an die Spitze der Ligue gestellt hat.

Weitere Kostenlose Bücher