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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Eure Generale sind meine Offiziere; Eure Nationalgarden meine Soldaten; Eure Behörden meine Geschäftsführer; statt mich anzutreiben, folgt mir, wenn Ihr könnt. Die Größe meines Schrittes wird abermals beweisen, daß ich der König von Frankreich, der Nachfolger von Karl dem Großen bin.
    Er hat recht, sagte der König traurig.
    Oh! rief die Königin, ich flehe Sie an, hören Sie diesen Mann nicht, dieser Mann ist Ihr Feind.
    Madame, sprach Gilbert, Seine Majestät wird Ihnen selbst sagen, was sie von meinen Worten denkt.
    Ich denke, mein Herr, daß Sie bis jetzt der einzige gewesen sind, der es gewagt hat, mir die Wahrheit zu sagen, versetzte der König.
    Die Wahrheit! rief die Königin. Oh! was sagen Sie mir da, großer Gott!
    Ja, Madame, sprach Gilbert, und glauben Sie, die Wahrheit ist in diesem Augenblicke die einzige Fackel, deren Licht es verhindern kann, daß der Thron und das Königtum nicht in den Abgrund rollen.
    Nachdem er so gesprochen, verbeugte sich Gilbert demütig bis auf die Kniee vor Marie Antoinette.

Die Entscheidung.
    Zum erstenmale schien die Königin tief bewegt zu sein. War es von der Vernunftsprache des Doktors, war es von seiner Demut? Der König war mit einer entschlossenen Miene aufgestanden.Aber gewohnt, nichts zu thun, ohne die Königin um Rat zu fragen, sagte er zu dieser: Madame, billigen Sie ...
    Ich muß es wohl, mein Herr, antwortete Marie Antoinette.
    Ich verlange von Ihnen diese Verleugnung nicht, Madame, sagte der König ungeduldig. Ich verlange von Ihnen eine Ueberzeugung, welche die meinige bestärkt.
    Sie verlangen von mir eine Ueberzeugung? Oh! wenn es nur das ist, ich bin überzeugt, mein Herr.
    Von was?
    Davon, daß der Augenblick gekommen ist, der aus der Monarchie den beklagenswertesten und erniedrigendsten Stand machen wird, den es auf der Welt giebt.
    Oh! sagte der König, Sie übertreiben. Beklagenswert, das will ich zugeben, aber erniedrigend, das ist unmöglich.
    Mein Herr, es ist Ihnen von den Königen, Ihren Ahnen, ein trauriges Erbe vermacht worden, sprach düster Marie Antoinette.
    Ja, sagte Ludwig XVI., ein Erbe, das ich Sie zu meinem Schmerze teilen lasse, Madame.
    Wollen Sie erlauben Sire, versetzte Gilbert, den im Grunde seines Herzens Mitleid mit diesen gefallenen Fürsten ergriff; ich glaube nicht, daß Eure Majestät Ursache hat, die Zukunft so entsetzlich anzusehen, als sie sagt. Eine despotische Monarchie hat aufgehört, eine konstitutionelle Regierung beginnt.
    Ei! mein Herr, sprach der König, bin ich denn der Mann, den Frankreich braucht, um eine solche Regierung zu gründen?
    Warum nicht, Sire? versetzte die Königin, ein wenig gestärkt durch die Worte Gilberts.
    Madame, sagte der König, ich bin ein Mann von gutem Verstand und ein unterrichteter Mann. Ich sehe klar, statt trübe zu sehen, und ich weiß genau, was ich alles nicht zu wissen brauche, um dieses Land zu regieren. Von dem Tage an, wo man mich von der Unverletzlichkeit der absoluten Fürsten herabstürzt, -- von dem Tage an, wo man in mir den einfachen Menschen entblößt läßt, verliere ich die ganze scheinbare Stärke, die allein für die Regierung Frankreichs nötig war, wie sich,genau genommen, Ludwig XIII., Ludwig XIV. und Ludwig XV. durchaus und nur mittelst dieser scheinbaren Stärke erhalten haben. Was brauchen die Franzosen heute? Einen Herrn. Ich fühle mich nur fähig, ein Vater zu sein. Was brauchen die Revolutionäre? Ein Schwert. Ich fühle nicht die Kraft in mir, zu schlagen.
    Sie fühlen nicht die Kraft in sich, zu schlagen, rief die Königin, Leute zu schlagen, welche die Güter Ihrer Kinder rauben, und alle Kleinodien der Krone Frankreichs, eines nach dem andern, auf Ihrer Stirne zerbrechen wollen?
    Was werde ich antworten? sagte ruhig Ludwig XVI.; werde ich Nein antworten? Ich werde abermals Stürme bei Ihnen hervorrufen, die mich in meinem Leben stören. Sie vermögen zu hassen! Oh! desto besser für Sie; Sie vermögen sogar ungerecht zu sein, ich mache Ihnen das nicht zum Vorwurf, das ist eine ungeheure Eigenschaft bei Herrschern.
    Würden Sie mich zufällig ungerecht gegen die Revolution finden? sprechen Sie.
    Bei meiner Treue, ja.
    Sie sagen ja, Sire, Sie sagen ja?
    Wenn Sie eine einfache Bürgerin wären, meine liebe Antoinette, so würden Sie nicht sprechen, wie Sie es thun.
    Ich bin es nicht.
    Darum entschuldige ich Sie; doch das will nicht heißen, daß ich Ihre Ansicht billige. Nein, Madame, nein, fügen Sie sich; wir sind in einem Augenblicke des Sturms

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