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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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zurückzuschlagen, garnicht für den Angriff, sondern für die Verteidigung . Das ist mein Wahlspruch.
    Ach! seufzte die Königin.
    Ich verstehe Sie, Madame. Es ist schmerzlich für Sie, Ihre Seele in den Händen des Arztes zu sehen, für Sie, die Sie sich zuweilen empörten, ihm Ihren Körper zu überlassen. Fassen Sie Mut. Derjenige will Ihnen wohl raten, welcher Ihnen heute den Beweis von Langmut gegeben, den Sie von mir erhalten haben. Ich will Sie lieben, Madame; ich will daß man Sie liebe. Die Ideen, die ich schon dem König gegeben, werde ich Ihnen erörtern.
    Doktor, nehmen Sie sich in acht! versetzte ernst die Königin; Sie haben mich in der Falle gefangen, nachdem Sie dem Weibe bange gemacht, glauben Sie die Königin beherrschen zu können?
    Nein, Madame, erwiderte Gilbert, ich bin kein elender Spekulant. Ich habe meine Ideen, ich begreife, daß Sie die Ihrigen haben. Ich weise von diesem Augenblick an die Beschuldigung zurück, die Sie ewig gegen mich vorbringen würden, die Beschuldigung, ich habe Sie in Schrecken gesetzt, um Ihre Vernunft zu unterjochen. Ich sage mehr: Sie sind die erste Frau, in der ich gleichzeitig alle Leidenschaften des Weibes und alle Herrscherfähigkeiten des Mannes vereinigt finde. Sie können zugleich eine Frau und ein Freund sein. Die ganze Menschheit wird sich zur Not in Ihnen zusammenfassen. Ich bewundere Sie, und ich werde Ihnen dienen. Ich werde Ihnen dienen, ohne etwas von Ihnen zu empfangen, einzig und allein, um Sie zu studieren, Madame. Ich werde noch mehr für Ihren Dienst thun; für den Fall, daß ich Ihnen als ein zu sehr beengendes Palastgeräte erscheinen würde, für den Fall, daß der Eindruck der heutigen Szene sich nicht inIhrem Gedächtnis verwischen sollte, verlange ich von Ihnen, bitte ich Sie, mich entfernen zu dürfen.
    Sich entfernen? rief die Königin mit einem Ausdruck, der Gilbert nicht entging,
    Wohl denn, das ist beschlossen, Madame, sprach er mit einer bewunderungswürdigen Kaltblütigkeit. Ich werde dem König nicht einmal sagen, was ich ihm zu sagen hatte, und abreisen. Muß ich so weit gehen, um Sie zu beruhigen?
    Sie schaute ihn an, erstaunt über diese Verleugnung.
    Ich sehe, sprach er, was Eure Majestät denkt. Mehr als man glaubt, von den Geheimnissen des magnetischen Einflusses unterrichtet, die Sie vorhin erschreckten, sagt sich Eure Majestät: ich würde in der Entfernung gefährlich und nicht weniger beunruhigend sein.
    Wieso? fragte die Königin.
    Ja, ich wiederhole es, Madame, wenn irgend jemand durch die Mittel, die Sie soeben meinen Meistern und mir vorgeworfen haben, schaden wollte, so könnte er seine schädliche Tätigkeit ebensogut ausüben auf die Entfernung von hundert oder tausend Meilen, als auf die Distanz von drei Schritten. Seien Sie sorglos, Madame, so was werde ich niemals versuchen.
    Die Königin blieb einen Augenblick nachdenkend und wußte nicht, was sie diesem seltsamen Mann, der ihre festesten Entschlüsse wanken machte, zur Antwort geben sollte.
    Plötzlich vernahm man in der Tiefe des Korridors ein Geräusch von Tritten, und Marie Antoinette richtete sich auf.
    Der König, sagte sie, der König kommt.
    Dann, Madame, antworten Sie mir, ich bitte Sie, soll ich bleiben, soll ich gehen?
    Aber ...
    Beeilen Sie sich, ich kann dem König ausweichen; wenn Sie es wünschen, so wird mir Eure Majestät eine Thüre bezeichnen, durch welche ich mich entferne.
    Bleiben Sie, sagte die Königin.
    Gilbert verbeugte sich, während Marie Antoinette inseinen Zügen zu lesen suchte, in welchem Grade der Triumph verräterischer wäre, als es der Zorn oder die Unruhe gewesen.
    Gilbert blieb unempfindlich.
    Er hätte wenigstens Freude offenbaren müssen, sagte die Königin zu sich selbst.

Der Rat.
    Der König trat nach seiner Gewohnheit lebhaft und zugleich schwerfällig ein.
    Er hatte eine geschäftige, neugierige Miene, die seltsam mit der eisigen Strenge in der Haltung der Königin kontrastierte.
    Die frische Farbe hatte den König nicht verlassen. Er war frühzeitig aufgestanden, und das Gefühl guter Gesundheit, das er mit der Morgenluft eingeschlürft, machte ihn ganz stolz; er atmete geräuschvoll und trat mit dem Fuß sehr kräftig auf dem Boden auf.
    Der Doktor? sagte er, was ist aus dem Doktor geworden?
    Guten Tag, Sire. Wie geht es Ihnen heute? Sind Sie sehr müde?
    Ich habe sechs Stunden geschlafen, das ist meine Zeit. Ich befinde mich sehr wohl. Der Geist ist scharf. Sie sind ein wenig bleich, Madame. Der Doktor, man hat mir

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