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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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gesagt, Sie haben ihn zu sich gerufen?
    Hier ist der Doktor Gilbert, erwiderte die Königin, während sie die Fenstervertiefung enthüllte, in welcher der Doktor bis zu diesem Augenblick verborgen gewesen war.
    Die Stirne des Königs klärte sich sogleich auf.
    Ah! ich vergaß! sagte er. Sie haben den Doktor gerufen; Sie sind also leidend.
    Die Königin errötete.
    Sie erröten? rief Ludwig XVI.
    Sie wurde purpurrot.
    Abermals ein Geheimnis? sagte der König.
    Welches Geheimnis, mein Herr? unterbrach ihn die Königin mit Stolz.
    Sie verstehen mich nicht, ich sage Ihnen, Sie, die Sie Ihre Lieblingsärzte haben, konnten den Doktor Gilbert nicht rufen, ohne den bewußten Wunsch ...
    Welchen Wunsch meinen Sie?
    Den, es immer zu verbergen, wenn Sie leiden.
    Ah! machte die Königin, ein wenig beruhigt.
    Ja, fuhr Ludwig XVI. fort, doch nehmen Sie sich in acht, Herr Gilbert gehört zu meinen Vertrauten, und wenn Sie ihm etwas erzählen, so wird er es mir berichten.
    Gilbert lächelte.
    Was das betrifft, nein, Sire, sagte er.
    Gut, so verdirbt die Königin meine Leute.
    Marie Antoinette ließ jenes kurze erstickte Lachen hören, das nur bedeutet, daß man das Gespräch abbrechen will, oder daß man es sehr langweilig findet.
    Gilbert begriff, der König begriff nicht.
    Hören Sie, Doktor, sprach er, da es die Königin belustigt, erzählen Sie mir, was sie Ihnen sagte.
    Ich fragte den Doktor, unterbrach ihn Marie Antoinette, warum Sie ihn so frühzeitig gerufen haben. Ich gestehe in der That, daß seine Gegenwart in Versailles schon am frühen Morgen mich neugierig macht und beunruhigt.
    Ich erwartete den Doktor, um über Politik mit ihm zu reden, erwiderte der König, während seine Miene sich verfinsterte.
    Ah! sehr gut, sprach die Königin.
    Und sie setzte sich, als wollte sie zuhören.
    Kommen Sie, Doktor, sagte der König, indem er sich nach der Thüre wandte.
    Gilbert verbeugte sich tief vor der Königin und schickte sich an, Ludwig XVI. zu folgen.
    Wohin gehen Sie? rief die Königin; wie! Sie entfernen sich?
    Wir haben nicht über sehr heitere Dinge zu reden, Madame, und es ist besser, wir machen der Königin eine Sorge weniger.
    Sie nennen Sorgen Schmerzen! rief majestätisch die Königin.
    Ein Grund mehr, meine Teure.
    Bleiben Sie, ich will es haben, sprach Marie Antoinette. Herr Gilbert, ich denke, Sie werden mir nicht ungehorsam sein.
    Herr Gilbert! rief der König sehr unwillig.
    Nun! was?
    Ei! Herr Gilbert! der mir einen Rat geben, der frei und nach seinem Gewissen mit mir sprechen sollte, Herr Gilbert wird hier Anstand nehmen.
    Warum denn? versetzte die Königin.
    Weil Sie da sein werden, Madame.
    Gilbert machte eine eigentümliche Geberde, der die Königin sogleich eine wichtige Bedeutung beilegte.
    In welcher Hinsicht, sagte sie, um ihn zu unterstützen, in welcher Hinsicht wird Herr Gilbert Gefahr laufen, mir zu mißfallen, wenn er nach seinem Gewissen spricht?
    Das ist leicht zu begreifen, Madame, erwiderte der König: Sie haben Ihre eigene Politik; sie ist nicht immer die unsre ... so daß ...
    So daß Herr Gilbert -- Sie sagen mir das klar -- in seinen Ansichten sehr weit von meiner Politik abweicht.
    Nach den Ideen, Madame, die Eure Majestät als die meinigen kennt, ist das nicht anders möglich. Nur darf Eure Majestät versichert sein, daß ich die Wahrheit eben so frei vor ihr, als in Gegenwart des Königs allein sagen werde. Ah! das ist schon etwas, sprach Marie Antoinette.
    Die Wahrheit ist nicht immer gut zu sagen, murmelte Ludwig XVI.
    Wenn sie nützlich ist? versetzte Gilbert.
    Oder auch nur auf einer guten Absicht beruht, fügte die Königin bei.
    Was das betrifft, so werden wir nicht daran zweifeln, sprach der König. Doch wenn Sie vernünftig wären, Madame, so würden Sie dem Doktor die volle Redefreiheit lassen, die mir gegenwärtig Bedürfnis ist.
    Sire, erwiderte, Gilbert, da die Königin die Wahrheitselbst herausfordert, da ich weiß, daß der Geist Ihrer Majestät edel und mächtig genug ist, um sie nicht zu fürchten, so spreche ich lieber vor meinen beiden Souveräns.
    Sire, sagte die Königin, ich bitte darum.
    Ich hege Vertrauen zu der Weisheit Eurer Majestät, sprach Gilbert, indem er sich vor der Königin verbeugte. Es handelt sich um das Glück und den Ruhm Seiner Majestät des Königs.
    Sie haben recht, wenn Sie Vertrauen hegen, versetzte die Königin. Fangen Sie an, mein Herr.
    Alles das ist sehr schön, entgegnete der König, der seiner Gewohnheit nach hartnäckig wurde; aber die

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