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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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auf den Thron von Frankreich gekommen; wir müßten die Kraft haben, den mit Sensen bewaffneten Karren, den man die Revolution nennt, vorwärts zu stoßen, und an dieser Kraft fehlt es uns.
    Das ist gerade schlimm! rief Marie Antoinette, denn er wird über unsre Kinder hinfahren.
    Ach! ich weiß es; doch wir werden ihn nicht vorwärts stoßen?
    Wir werden ihn zurückweichen machen, Sire.
    Oh! versetzte Gilbert mit einem tiefen Ausdruck, nehmen Sie sich in acht, Madame, zurückweichend wird, er Sie zermalmen.
    Mein Herr, sagte die Königin ungeduldig, ich bemerke, daß Sie die Freimütigkeit Ihrer Ratschläge weit treiben.
    Ich werde schweigen, Madame.
    Ei! mein Gott, Madame, lassen Sie ihn doch sprechen, rief der König, wenn er das, was er Ihnen da verkündigt, nicht in zwanzig Blättern gelesen hat, die es seit acht Tagen sagen, so hat er es nicht lesen wollen. Wissen Sie ihm wenigstens Dank, daß er die Wahrheit seines Wortes nicht in Bitterkeit hüllt.
    Marie Antoinette schwieg eine Zeit lang.
    Dann sprach sie mit einem schmerzlichen Seufzer:
    Ich fasse mich kurz oder ich wiederhole mich vielmehr: gehen Sie aus eigenem Antrieb nach Paris, so sanktionieren Sie dadurch alles, was geschehen ist.
    Ja, sprach der König, ich weiß es wohl.
    Sie demütigen, Sie verleugnen Ihr Heer, das Sie zu verteidigen sich anschickte.
    Es wird aber dadurch das französische Blut gespart.
    Sie erklären, daß fortan der Aufruhr und die Gewaltthat dem Willen des Königs die den Aufrührern und Verrätern beliebige Richtung geben können.
    Madame, ich glaube, Sie haben vorhin die Güte gehabt, zu gestehen, ich sei so glücklich gewesen, Sie zu überzeugen.
    Ja, vorhin, ich gestehe es, hat sich eine Ecke des Schleiers vor mir erhoben. Jetzt, mein Herr, oh! jetzt werde ich wieder blind, wie Sie sagen, und ich will lieber in meinem Innern die Herrlichkeiten sehen, an die mich die Erziehung, die Überlieferung, die Geschichte gewöhnt haben; ich will mich immer lieber als Königin sehen, als eine schlechte Mutter für dieses Volk sein, das mich beleidigt und haßt.
    Antoinette! Antoinette! rief Ludwig XVI., erschrocken über die plötzliche Blässe, die sich der Wangen der Königin bemächtigte, was nichts andres war, als das Vorzeichen eines heftigen Zornausbruches.
    Oh! nein, nein, Sire, ich werde sprechen, erwiderte die Königin.
    Nehmen Sie sich in acht, Madame, sagte Ludwig XVI.,während er sie durch einen Augenwink aufmerksam machte auf die Anwesenheit des Doktors.
    Ei! der Herr weiß alles, was ich sagen werde. Er weiß sogar, was ich denke, fügte sie mit einer bitteren Erinnerung an die Szene bei, die kurz zuvor zwischen ihr und Gilbert stattgefunden hatte; warum sollte ich mir also Zwang anthun? Ueberdies haben wir den Herrn als einen Vertrauten aufgenommen, und so wüßte ich nicht, warum ich etwas fürchten sollte! Ich weiß aber, daß man Sie entführt, fortreißt, Sire. Wohin gehen Sie ... Ich weiß es nicht; doch Sie gehen dahin, von wo Sie nie mehr zurückkommen werden!
    Ei, nein, Madame, ich gehe ganz einfach nach Paris, antwortete Ludwig XVI.
    Marie Antoinette zuckte die Achseln.
    Halten Sie mich für toll? sagte sie mit einer dumpf gereizten Stimme. Sie gehen nach Paris; gut. Doch wer sagt Ihnen, Paris sei nicht der Schlund, den ich nicht sehe, aber errate? Warum sollte man Sie in dem Tumult, der notwendig um Sie her stattfinden wird, nicht töten? Wer weiß, woher die verlorne Kugel kommt? wer kennt unter hunderttausend drohenden Fäusten eben diejenige, die den Stoß mit dem Dolch geführt hat?
    Oh! von dieser Seite fürchten Sie nichts, Madame, sie lieben mich, rief der König.
    Oh! sagen Sie mir das nicht, Sie würden mein Mitleid erregen, Sire. Sie lieben Sie und töten und erwürgen und schlachten diejenigen, welche auf Erden in Ihrem Namen, in des Königs Namen handeln! Sie, Sie sind das Ebenbild Gottes! Der Gouverneur der Bastille, das war Ihr Vertreter, das war das Ebenbild des Königs. Glauben Sie mir, ich werde mich nicht der Übertreibung beschuldigen lassen: wenn sie de Launay, diesen brauen und treuen Diener getötet haben, so hätten sie, wären Sie an de Launays Statt in ihrer Gewalt gewesen, auch den König getötet, und zwar noch leichter als ihn, denn sie kennen Sie und wissen, daß Sie, statt sich zu verteidigen, ihnen die Seite dargeboten hätten.
    Machen Sie Ihren Schluß, sprach der König.
    Ich glaube ihn gemacht zu haben, Sire.
    Sie werden mich töten?
    Ja, Sire.
    Nun!
    Und meine Kinder? rief die

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