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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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gegen Madame Campan gewendet, welche die Knöpfe an den Aermeln des Königs vollends zumachte.
    Madame Campan äußerte ihre Freude ebenso naiv, als die Königin.
    Ich habe meinen König gerettet! rief Marie Antoinette. Versuchen Sie diesen unsichtbaren Panzer, legen Sie ihn auf einen Tisch, versuchen Sie es, ihn mit einem Messer zu durchschneiden, versuchen Sie es, ihn mit einer Kugel zu durchbohren, versuchen Sie es! versuchen Sie es!
    Oh! machte der König mit einer Miene des Zweifels.
    Versuchen Sie es, wiederholte Marie Antoinette in ihrer Begeisterung.
    Ich würde es aus Neugierde gern thun, versetzte der König.
    Thun Sie es nicht, es ist unnötig, Sire.
    Wie, es ist unnötig, daß ich die Vortrefflichkeit Ihres Wunders probiere!
    Ah! so sind die Menschen! denken Sie, ich hätte dem Zeugnis eines andern, eines Gleichgültigen Glauben geschenkt, da es sich um das Leben meines Gatten, um das Heil Frankreichs handelt?
    Es scheint mir doch, das haben Sie gethan, Antoinette, Sie haben einem andern Glauben geschenkt.
    Sie schüttelte den Kopf mit einer reizenden Hartnäckigkeit.
    Fragen Sie, sagte sie auf Madame Campan deutend, fragen Sie diese gute Campan, was wir heute morgen gethan haben.
    Mein Gott! was denn? fragte der König im höchsten Maße neugierig.
    Heute morgen, was sage ich, heute nacht, haben wir, wie zwei Tolle, alles Dienstpersonal entfernt und uns in dessen Zimmer, das ganz hinten im Bau der Pagen liegt, eingeschlossen. Wir haben uns versichert, daß uns niemand überraschen konnte, ehe wir unsern Plan ins Werk gesetzt.
    Campan hielt den Sack, in dem dieser Brustharnisch verschlossen war, ich, ich trug ein langes deutsches Jagdmesser von meinem Vater, diese unfehlbare Klinge, die so viele Wildschweine tötete.
    Campan schloß drei Thüren und verpolsterte die dritte; wir befestigten den Brustharnisch an der Wand, auf der Gliederpuppe, die zum Ausspannen meiner Kleider dient, und ich versetzte mit einer festen Hand, das schwöre ich Ihnen, dem Küraß einen Messerstich; die Klinge bog sich, sprang aus meinen Händen und fuhr zu unserm großen Schrecken in den Boden.
    Teufel! rief der König,
    Warten Sie doch, sage ich Ihnen. Campan hob die Klinge auf und sprach zu mir: Sie sind nicht stark genug, Madame, und Ihre Hand zitterte vielleicht; ich, ich werde kräftiger sein. Sie werden sehen. Sie ergriff das Messer und gab der an der Wand befestigten Gliederpuppe damit einen so mächtigen Stoß, daß meine arme deutsche Klinge auf den Maschen völlig abbrach. Sehen Sie, hier sind die zwei Stücke, Sire. Ich will Ihnen aus dem, was übrig ist, einen Dolch machen lassen.
    Oh! das ist fabelhaft, rief der König; und keine Bresche?
    Eine Schramme auf dem obersten Kettenglied, und es sind, mit Ihrer Erlaubnis, drei übereinander.
    Ich möchte das sehen.
    Sie werden es sehen. Und die Königin entkleidete den König mit einer wunderbaren Behendigkeit, um ihn schneller ihre Ideen und ihre Großmut bewundern zu lassen.
    Hier ist eine etwas verdorbene Stelle, wie mir scheint,sagte der König, indem er mit dem Finger auf eine leichte, an der Oberfläche befindliche etwa einzöllige Niederdrückung deutete.
    Das ist von der Pistolenkugel, Sire.
    Wie, Sie haben auch mit der Pistole geschossen?
    Ich zeige Ihnen die abgeplattete, noch schwarze Kugel. Sehen Sie; glauben Sie nun, daß Ihr Leben in Sicherheit ist?
    Sie sind ein Schutzengel, sprach der König, während er langsam das Bruststück aufhakte, um die Spur des Messerstichs und der Kugel besser zu betrachten.
    Beurteilen Sie meine Angst, teurer König, als ich den Pistolenschuß auf den Panzer thun mußte, sagte Marie Antoinette. Ach! es war noch nichts, den abscheulichen Lärm zu machen, vor dem ich so sehr Angst hatte; aber, indem ich auf das für Ihren Schutz bestimmte Bruststück schoß, kam es mir vor, als schösse ich auf Sie selbst; ich hatte bange, Sie zu verwunden, ich befürchtete ein Loch zu sehen, und dann waren meine Arbeit, meine Bemühungen, meine Hoffnung auf immer ruiniert.
    Teure Antoinette, sagte Ludwig XVI., wieviel Dank bin ich Ihnen schuldig!
    Und er legte den Brustharnisch auf den Tisch.
    Ei! was machen Sie denn? fragte die Königin.
    Und sie nahm das Bruststück und reichte es zum zweiten Mal dem König.
    Doch er erwiderte mit einem Lächeln voll Anmut und Adel: Nein ich danke.
    Sie schlagen es aus? rief die Königin.
    Ich schlage es aus.
    Oh! bedenken Sie doch, Sire.
    Sire ... flehte Madame Campan.
    Es ist die Rettung; es ist das

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