Ange Pitou, Band 2
Beauvau, welchen Befehl giebt Eure Majestät in Betreff Ihres Gefolges?
Wie steht es mit dem Streite der Nationalgarden mit meinen Offizieren?
Oh! Sire, alles verdunstet, verschwunden; die braven Leute sind so glücklich, daß sie nun sagen: Wir werden gehen, wohin man uns stellt; der König gehört so gut uns, als den andern; wohin er gehen mag, wird er uns gehören.
Der König schaute Marie Antoinette an. Marie Antoinette zog mit einem höhnischen Lächeln ihre hoffärtigen Lippen zusammen.
Sagen Sie den Nationalgarden, sprach Ludwig XVI., sie mögen ihre Stellung nehmen nach ihrem Belieben.
Eure Majestät wird nicht vergessen, daß es ein unveräußerliches Recht Ihrer Garde-du-corps ist, den Wagen zu umgeben, sprach die Königin.
Als die Offiziere den König ein wenig unschlüssig sahen, traten sie hinzu, um die Königin zu unterstützen.
Das ist im Grunde richtig, versetzte der König. Nun! man wird sehen.
Herr von Beauvau und Herr von Villeroy gingen ab, um ihre Stellen einzunehmen und ihre Befehle zu geben.
Es schlug zehn Uhr in Versailles.
Auf, sagte der König, ich werde morgen arbeiten. Diese braven Leute sollen nicht warten.
Der König erhob sich.
Marie Antoinette öffnete die Arme und umschlang den König. Die Kinder hingen sich weinend an den Hals ihres Vaters. Gerührt, bemühte sich der König, sich sachte ihren Umarmungen zu entziehen: er wollte die Gemütsbewegung verbergen, die wohl bald überströmt wäre.
Die Königin hielt alle Offiziere zurück, faßte diesen beim Arm, jenen bei seinem Degen.Alle legten die Hand an ihr Herz und an ihren Degen.
Die Königin lächelte, um zu danken.
Gilbert war unter den Letzten.
Mein Herr, sprach die Königin zu ihm. Sie haben dem König diese Fahrt nach Paris geraten; Sie haben den König bestimmt, trotz meines Flehens. Bedenken Sie, mein Herr, daß Sie eine furchtbare Verantwortlichkeit vor der Gattin und vor der Mutter übernommen haben!
Ich weiß es, Madame, antwortete Gilbert kalt.
Und Sie werden mir den König unversehrt zurückbringen! sprach die Königin mit einer feierlichen Gebärde.
Ja, Madame.
Bedenken Sie, daß Sie mir mit Ihrem Kopf für ihn haften!
Gilbert verbeugte sich.
Bedenken Sie, mit Ihrem Kopfe! wiederholte Marie Antoinette mit der Drohung und der unbarmherzigen Autorität einer absoluten Königin.
Mit meinem Kopfe, sprach der Doktor, sich verbeugend; ja, Madame, und dieses Pfand würde ich als einen Leibbürgen von geringem Werte betrachten, wenn ich den König bedroht glaubte; doch ich habe es gesagt, Madame, heute führe ich Seine Majestät zum Triumph.
Ich will alle Stunden Nachricht haben, fügte die Königin bei.
Sie werden sie erhalten, Madame, ich schwöre es Ihnen.
Gehen Sie nun, mein Herr, ich höre die Trommeln; der König begiebt sich auf den Weg.
Gilbert verbeugte sich und begegnete, auf der großen Treppe verschwindend, einem Adjutanten von den Haustruppen des Königs, der ihn auf Befehl Seiner Majestät suchte. Man ließ ihn in einen Wagen steigen, der Herrn von Beauvau, dem Oberstzeremonienmeister gehörte, denn man wollte ihn nicht in einer königlichen Kutsche fahren lassen, da er keine Adelsprobe für sich hatte.
Gilbert lächelte, als er sich allein in diesem mit Wappen geschmückten Wagen sah. Herr von Beauvau ritt nämlich, und tummelte sein Pferd neben dem königlichen Kutschenschlag.Dann kam ihm der Gedanke, es sei lächerlich von ihm, so einen Wagen einzunehmen, der Wappen und Krone habe.
Dieses Bedenken währte noch fort, als er unter der Menge der Nationalgarden, die den Wagen umschloß, von Leuten, die sich neugierig vorbeugten, folgende Worte flüstern hörte:
Ah! dieser da ist der Prinz von Beauvau!
Ei! sagte ein Kamerad, du täuschest dich.
Doch, doch, da am Wagen das Wappen des Prinzen ist.
Das Wappen! das Wappen! Ich sage dir, daß das nichts zur Sache thut.
Bei Gott! das Wappen, was beweist das?
Das beweist, daß, wenn das Wappen des Herrn von Beauvau am Wagen ist, Herr von Beauvau selbst darin sein muß.
Herr von Beauvau, ist das ein Patriot? fragte eine Frau.
Ah! jawohl! versetzte ein Nationalgardist.
Gilbert lächelte abermals.
Aber ich sage dir, wiederholte der erste Widersprecher, ich sage dir, daß es nicht der Prinz ist; der Prinz ist fett, dieser ist mager. Der Prinz trägt den Rock eines Kommandanten der Garden, dieser hat einen schwarzen Rock; es ist der Intendant.
Ein nicht sehr freundliches Gemurmel empfing die Person des durch diesen wenig schmeichelhaften
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