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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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von seiner Müdigkeit zu erholen, und damit man nicht sagen sollte, die Natur komme bei ihm zu kurz, etwas länger geschlafen.
    Kaum hatte man ihn angekleidet, als die Bitte der Königin, während er seinen Degen nahm, zu ihm gelangte:
    Er faltete leicht die Stirne und sagte: Wie, die Königin ist schon aufgestanden? Ist sie noch krank?
    Nein, Sire.
    Und was will die Königin so frühzeitig von mir?
    Ihre Majestät hat nichts geäußert.
    Der König nahm ein erstes Frühstück und ging zu Marie Antoinette.
    Er fand die Königin ganz angekleidet wie für einen feierlichen Empfang, schön, bleich, Ehrfurcht gebietend. Sie empfing ihren Gemahl mit jenem kalten Lächeln, das wie eine Wintersonne auf den Wangen der Königin glänzte, wenn sie an großen Empfangstagen des Hofes der Menge einen Strahl zuwerfen mußte.
    Der König begriff die Traurigkeit dieses Lächelns und dieses Blickes nicht. Er war nur über eines besorgt, nämlich über den wahrscheinlichen Widerstand, den Marie Antoinette in Beziehung auf den am Tage vorher gefaßten Plan leisten würde.
    Wieder eine neue Laune, dachte er.
    Darum faltete er die Stirne.
    Die Königin verfehlte nicht, durch die ersten Worte, die sie vernehmen ließ, diese Meinung bei ihm zu verstärken.
    Sire, sagte sie, ich habe seit gestern wohl überlegt.
    Ah! da kommt es, dachte der König.
    Ich bitte, Sire, schicken Sie alles weg, was nicht zum Vertrautesten gehört.
    Der König gab murrend seinen Hofleuten Befehl, sich zu entfernen.
    Eine einzige von den Frauen der Königin blieb bei Ihren Majestäten: das war Madame Campan.
    Da legte die Königin ihre schönen Hände auf den Arm des Königs und sprach:
    Warum sind Sie schon angekleidet? das ist schlimm.
    Wie, schlimm! warum?
    Ließ ich Sie nicht bitten, sich nicht anzukleiden, ehe Sie hieher kämen? Ich sehe Sie mit der Weste und dem Degen, während ich hoffte, Sie würden im Schlafrock kommen.
    Der König schaute sie ganz erstaunt an.
    Diese Laune der Königin erweckte in ihm eine Menge seltsamer Gedanken, deren Neuheit gerade den Eindruck des Sonderbaren noch verstärkte.
    Was haben Sie, sagte er zur Königin, beabsichtigen Sie das, worüber mir gestern miteinander übereingekommen, zu verzögern oder zu verhindern?
    Keineswegs, Sire.
    Ich bitte Sie, nur keinen Spott mehr über einen Gegenstand von solchem Ernst! Ich muß, ich will nach Paris gehen, ich kann mich nicht mehr hievon frei machen. Mein Hausstaat ist bestellt; die Personen, die mich begleiten werden, sind schon seit gestern bezeichnet.
    Sire, ich beabsichtige nichts, doch ...
    Bedenken Sie, sprach der König, der sich stufenweise belebte, um sich Mut zu geben, bedenken Sie, daß die Nachricht von meiner Reise nach Paris schon den Parisern hat zukommen müssen, daß sie sich vorbereitet haben, daß sie mich erwarten; daß die sehr günstige Stimmung, die nach der Vorhersagung diese Reise in den Geistern erregt hat, sich in eine unheilvolle Feindseligkeit verwandeln könnte. Bedenken Sie endlich ...
    Aber, Sire, ich bestreite Ihnen nicht, was Sie mir zu sagen mich beehren, ich habe mich gestern gefügt und bin auch heute ergeben.
    Warum dann diese Umschweife, Madame? Warum dann diese Fragen über meine Kleidung, über meine Pläne?
    Ueber die Kleidung, jawohl! erwiderte die Königin, indem sie abermals jenes Lächeln versuchte, das durch sein fortwährendes Verschwinden immer düsterer wurde. Ich wünschte, Sie würden Ihr Kleid ablegen.
    Scheint es Ihnen nicht anständig? Es ist ein seidenes Kleid von veilchenblauer Farbe. Die Pariser sind gewohnt, mich so gekleidet zu sehen; sie liebten bei mir diese Farbe, auf der überdies ein blaues Band gut steht. Sie haben es mir oft selbst gesagt.
    Sire, ich habe keine Einwendung gegen die Farbe Ihres Kleides zu machen.
    Gegen was denn?
    Gegen das Futter.
    Wahrhaftig, Sie machen mich neugierig mit diesem ewigen Lächeln ... das Futter ... welcher Scherz ...
    Ah! ich scherze nicht.
    Gut, nun betasten Sie meine Weste, mißfällt sie Ihnen auch? Taffet, weiß und Silber, eine Garnitur, die Sie mir selbst gestickt haben, eine von meinen Lieblingswesten.
    Ich habe auch nichts gegen die Weste.
    Wie sonderbar sind Sie: ist es der Busenstreif, ist es das Hemd von gesticktem Batist, was Ihnen mißfällt? Ei! muß ich mich nicht putzen, um meine gute Stadt Paris zu besuchen?
    Ein bitteres Lächeln faltete die Lippen der Königin, ihre Unterlippe besonders, die man ihr als Österreicherin so sehr zum Vorwurf machte, verdickte sich, als

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