Ange Pitou, Band 2
ob sie von allen Giften des Hasses und des Zornes geschwollen wäre.
Nein, Sire, sagte sie, ich tadle nicht Ihre schöne Toilette, es ist immer das Futter, immer, immer.
Das Futter meines gestickten Hemdes! ah! erklären Sie sich endlich!
Nun wohl, ich erkläre mich. Der König, gehaßt, überlästig, der sich in die Mitte von siebenmalhunderttausend triumph- und revolutionstrunkenen Parisern werfen will, der König ist kein Fürst des Mittelalters; und dennoch müßte erheute seinen Einzug in Paris in einem guten eisernen Panzer, unter einem Helm von gutem Mailänder Stahl halten; dieser Fürst müßte es so einrichten, daß keine Kugel, kein Pfeil, kein Stein, kein Messer den Weg zu seinem Fleische finden könnte.
Das ist im Grunde wahr, sagte Ludwig XVI. nachdenkend; doch, meine Freundin, da ich weder Karl VIII., noch Franz I., noch sogar Heinrich IV. heiße, da die Monarchie von heute nackt ist unter dem Sammet und der Seide, so werde ich nackt unter meinem seidenen Kleide gehen, ja, ich werde mit einem Zielpunkte gehen, der Kugeln lenken kann. Ich habe den Ordensstern auf dem Herzen.
Die Königin gab einen erstickten Seufzer von sich.
Sire, sagte sie, wir fangen an uns zu verstehen. Sie werden sehen, Ihre Frau scherzt nicht.
Sie machte Madame Campan, die im Hintergrunde des Zimmers geblieben war, ein Zeichen, und diese nahm aus einer Schublade einen Gegenstand von breiter, flacher, länglicher Form, der in ein seidenes Tuch gehüllt war.
Sire, sagte die Königin, das Herz des Königs gehört vor allem Frankreich, das ist wahr, doch ich glaube auch, daß es seiner Frau und seinen Kindern gehört. Ich, für meinen Teil, will nicht, daß dieses Herz den feindlichen Kugeln ausgesetzt sei. Ich habe meine Maßregeln getroffen, um meinen Gemahl, meinen König, den Vater meiner Kinder vor allem zu schützen.
Zu gleicher Zeit nahm sie aus der seidenen Umhüllung ein Bruststück von seinen, stählernen, mit einer so wunderbaren Kunst gekreuzten Panzerringelchen, daß man hätte glauben sollen, es sei ein arabischer Stoff, dergestalt war durch den Einschlag der Mohr nachgeahmt, so viel Geschmeidigkeit und Elasticität fand sich im Gewebe und Spiel der Oberflächen.
Was ist das? sagte der König.
Betrachten Sie es, Sire.
Ein Bruststück wie mir scheint.
Ja, Sire, ein Bruststück, das bis an den Hals schließt,mit einem kleinen Kragen, der, wie Sie sehen, den Kragen der Weste zu verdoppeln bestimmt ist.
Der König nahm die Unterweste in seine Hände und untersuchte sie neugierig.
Als die Königin diese wohlwollende Aufmerksamkeit sah, war sie erfüllt von Freude.
Der König schien ihr mit Wonne jede der Maschen dieses wunderbaren Netzes zu zählen, das mit der Dehnbarkeit einer wollenen Strickerei unter seinen Fingern wogte.
Das ist wunderbarer Stahl, sagte er, und eine herrliche Arbeit.
Nicht wahr?
Ich weiß wahrhaftig nicht, wo Sie sich das haben verschaffen können.
Ich habe es gestern von einem Manne gekauft, der es mir seit langer Zeit für den Fall, daß Sie in den Krieg ziehen würden, angeboten.
Das ist wunderbar! wunderbar! sagte der König, der die Sache als Künstler prüfte.
Und das muß Ihnen stehen, Sire, wie eine Weste von Ihrem Schneider.
Oh! glauben Sie?
Probieren Sie es.
Der König sprach nicht ein Wort; er mißtraute selbst seinem veilchenblauen Kleid.
Die Königin zitterte vor Freude; sie half Ludwig XVI. die Orden ablegen und Madame Campan das übrige.
Der König legte selbst seinen Degen ab. Wer in diesem Augenblick das Antlitz der Königin betrachtet hätte, würde es von jener Klarheit des Triumphes erleuchtet gesehen haben, welche die höchste Glückseligkeit widerstrahlt. Der König ließ sich seine Halsbinde ausziehen, und die zarten Hände der Königin steckten den stählernen Kragen darunter.
Dann befestigte Marie Antoinette selbst die Spangen dieses Bruststücks, das, um den Druck des Stahls auf das Fleisch zu schwächen, mit seinem Büffelleder gefüttert, auf eine bewunderungswürdige Art an die Körperform sich schmiegte.Dieses Bruststück ging tiefer herab, als ein Küraß, und beschützte den ganzen Körper.
Waren Weste und Hemd darüber angezogen, so bedeckten sie es völlig. Es vermehrte nicht um eine halbe Linie die Dicke des Leibes und gestattete, ohne irgend eine Beengung zu verursachen, jede Bewegung.
Ist es sehr schwer? fragte die Königin.
Nein.
Sehen Sie doch meinen König an! welch ein Wunder, nicht wahr? sagte die Königin händeklatschend und
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