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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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giebt.
    Herr von Beauvau ging zum zweiten Mal hinab, überbrachte den Schaffnern die Befehle des Königs und kam dann wieder herauf.
    Nun? fragte die Königin.
    Sire, Ihre Pariser sind in einem großen Streit mit den Herren von der Garde begriffen.
    Wie! rief der König, es findet ein Streit statt?
    Oh! ein Streit der reinen Höflichkeit. Da sie erfahren haben, der König breche erst in zwei Stunden auf, so wollen sie den Abgang des Königs abwarten und hinter dem Wagen Seiner Majestät marschieren.
    Aber sie sind zu Fuß, denke ich? fragte die Königin.
    Ja, Madame.
    Wohl! der König hat Pferde an seinem Wagen, und der König fährt rasch, sehr rasch. Sie wissen, Herr von Beauvau, daß der König sehr rasch zu fahren pflegt.
    Diese Worte so betont bedeuteten:
    Binden Sie Flügel an den Wagen Seiner Majestät.
    Der König winkte mit der Hand, daß man das Gespräch abbreche.
    Ich werde im Schritt fahren, sagte er.
    Die Königin stieß einen Seufzer aus, der einem Schrei des Zornes glich.
    Es ist nicht billig, fügte Ludwig XVI. ruhig bei, daß ich diese braven Leute, die sich, um mir Ehre anzuthun, Mühe gemacht haben, laufen lasse; ich werde im Schritt fahren, und zwar im kurzen Schritt, damit mir alle Welt folgen kann.
    Die Versammelten bezeigten ihre Verwunderung; doch zu gleicher Zeit sah man auf mehreren Gesichtern den Ausdruck der Mißbilligung, ganz besonders deutlich hervortretend in den Zügen der Königin, die in so großer Seelengüte nichts als Schwäche sehen wollte.
    Ein Fenster öffnete sich.
    Die Königin wandte sich erstaunt um: es war Gilbert, der in seiner Eigenschaft als Arzt von seinem Rechte Gebrauch machte, ein Fenster öffnen zu lassen, um die im Saale durch den Geruch der Speisen und das Atmen von mehr als hundert Personen verdichtete Luft zu erneuern.
    Der Doktor stellte sich hinter die Vorhänge des geöffneten Fensters, und durch das offene Fenster drangen die Stimmen der im Hofe versammelten Menge ein.
    Was ist das? fragte der König.
    Sire, antwortete Gilbert, es sind die Nationalgarden, die es unter den Sonnenstrahlen auf dem Pflaster sehr heiß haben müssen.
    Warum ladet man sie nicht ein, mit dem König zu frühstücken? sagte leise zur Königin einer von ihren Lieblingsoffizieren.
    Man soll sie in den Schatten führen, in den Marmorhof, unter die Vorplätze, kurz überall hin, wo ein wenig Kühle ist, sprach der König.
    Zehntausend Menschen unter die Vorplätze? sagte die Königin.
    Nach allen Seiten hin verteilt, werden sie Raum haben, sprach der König.
    Überall verteilt? versetzte Marie Antoinette, aber Sire, Sie sind im Begriff, ihnen den Weg zu Ihrem Schlafzimmer zu weisen.
    Eine entsetzliche Prophezeiung, die sich in Versailles selbst noch vor Ablauf dreier Monate verwirklichen sollte.
    Sie haben viele Kinder bei sich, Madame, bemerkte Gilbert mit sanftem Tone.
    Kinder? fragte die Königin.
    Ja, Madame, viele von ihnen haben ihre Kinder wie auf einen Spaziergang mitgenommen. Die Kinder sind als kleine Nationalgarden gekleidet, so groß ist die Begeisterung für das neue Institut.
    Die Königin öffnete den Mund, neigte aber beinahe in demselben Augenblick das Haupt. Sie hatte Lust gehabt, ein gutes Wort zu sagen, der Stolz und der Haß hielten sie wieder zurück.
    Gilbert schaute sie aufmerksam an.
    Ei! rief der König, diese armen Kinder! ... wenn man Kinder mit sich führt, hat man nicht Lust, einem Familienvater ein Leid anzuthun; ein Grund mehr, die armen Kleinen in den Schatten zu bringen. Führt sie herein; führt sie herein!
    Gilbert schüttelte sachte den Kopf und schien zur Königin, die geschwiegen hatte, zu sagen:
    Madame, so hätten Sie sprechen sollen, ich bot Ihnen die Gelegenheit dazu. Das Wort wäre wiederholt worden, und Sie hätten dabei auf zwei Jahre die Liebe des Volkes gewonnen.
    Die Königin verstand diese stumme Sprache Gilberts, und die Röte stieg ihr zur Stirne.
    Sie fühlte ihren Fehler und entschuldigte sich sogleich durch ein Gefühl des Hochmuts und des Widerstandes, das sie als Antwort an Gilbert zurücksandte.
    Mittlerweile entledigte sich Herr von Beauvau des ihm vom König erteilten Auftrags.
    Da hörte man von der bewaffneten Menge, während man sie auf Befehl des Königs in das Innere des Palastes zuließ, laute Freudenrufe und Segnungen.Die Zurufe, die Glückwünsche, die Vivats stiegen in Wirbeln bis zu dem königlichen Ehepaar empor und beruhigten es über die Stimmung von dem so sehr gefürchteten Paris.
    Sire, fragte Herr von

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