Ange Pitou, Band 2
Ironie bei, deren Gewicht der Graf begriff, sagen Sie es offenherzig, Sie sind eifersüchtig.
Eifersüchtig! rief der Graf errötend, eifersüchtig, auf wen? Das frage ich Eure Majestät.
Offenbar auf Ihre Frau, fuhr die Königin mit Bitterkeit fort.
Madame, stammelte Charny, völlig betäubt durch diese Herausforderung.
Das ist ganz natürlich, sprach trocken Marie Antoinette, es ist bei der Gräfin sicherlich der Mühe wert.
Charny schleuderte der Königin einen Blick zu, der sie aufmerksam darauf machen sollte, daß sie zu weit gehe.
Doch das war vergebliche Mühe, überflüssige Vorsicht. Wenn bei dieser verwundeten Löwin der Schmerz seinen brennenden Biß eindrückte, so hielt die Frau nichts mehr zurück.
Ja, ich begreife, daß Sie eifersüchtig sind, Herr von Charny, eifersüchtig und unruhig; das ist der gewöhnliche Zustand jeder Seele, die liebt und folglich wacht.
Madame, wiederholte Charny.
So erfüllt mich, fuhr die Königin fort, so erfüllt mich zu dieser Stunde durchaus dasselbe Gefühl wie Sie; ich habe zugleich Eifersucht und Unruhe (sie legte einen starken Nachdruck auf das Wort: Eifersucht); der König ist in Paris und ich lebe nicht mehr.
Aber, Madame, versetzte Charny, der nichts von diesem Sturm begriff, welcher sich immer mehr mit Blitzen und Donnern belud. Sie haben soeben Nachrichten vom König erhalten; diese Nachrichten waren gut und müßten Sie folglich beruhigen.
Sind Sie beruhigt gewesen, als die Gräfin und ich Sie vorhin unterrichteten?
Charny biß sich auf die Lippen.
Andree fing an, zugleich erstaunt und erschrocken das Haupt zu erheben: erstaunt über das, was sie hörte, erschrocken über das, was sie zu begreifen glaubte.
Das Stillschweigen, das einen Augenblick vorher bei der ersten Frage von Charny ihretwegen eingetreten war, beobachtete die Versammlung nur der Königin wegen.
In der That, fuhr die Königin mit einer Art von Wut fort, es liegt im Schicksal der Leute, die lieben, daß sie nur an den Gegenstand ihrer Zuneigung denken; ja unbarmherzig alles zu opfern, alles dem einzigen Gefühle, das sie beherrscht, bereitet den armen Herzen sogar eine Freude. Mein Gott! wie besorgt bin ich um den König!
Madame, wagte einer von den Anwesenden zu bemerken, andre Kuriere werden kommen.
Oh! warum bin ich nicht in Paris, statt hier zu sein; warum bin ich nicht beim König, sprach Marie Antoinette, die gesehen hatte, daß Charny unruhig wurde, seitdem sie ihn in den Zustand der Eifersucht zu versetzen suchte, die sie selbst so heftig empfand.
Charny verbeugte sich.
Wenn es nur das ist, Madame, sagte er, so will ich dahin gehen, und wenn, wie Eure Majestät denkt, eine Gefahr für den König stattfindet, wenn dieses edle Haupt preisgegeben ist, glauben Sie mir, Madame, so wird es nicht meine Schuld sein, daß ich nicht das meinige preisgegeben habe. Ich gehe.
Er verbeugte sich in der That und machte einen Schritt, um sich zu entfernen.
Andree aber warf sich ihm entgegen und rief:
Mein Herr, mein Herr, schonen Sie sich!
Es fehlte bei dieser Szene nichts mehr, als der Ausbruch der Befürchtungen von Andree.
Kaum hatte auch Andree, unwillkürlich aus ihrer gewöhnlichen Kälte herausgerissen, diese unvorsichtigen Worte ausgesprochen und diese außerordentliche Besorgnis geäußert, als die Königin entsetzlich bleich wurde.
Ei! Madame, sagte sie zu ihr, wie kommt es, daß Sie sich hier die Rolle der Königin anmaßen?
Ich, Madame? stammelte Andree, indem es ihr zum Bewußtsein kam, sie habe das in ihrer Seele schon so lang verschlossene Feuer zum erstenmal über ihre Lippen springen lassen.
Wie! fuhr Marie Antoinette fort, Ihr Gatte ist im Dienste des Königs, er will den König aufsuchen; wenn er sich einerGefahr aussetzt, so geschieht es für den König, und während es sich um den Dienst des Königs handelt, ermahnen Sie Herrn von Charny, sich zu schonen!
Bei diesen niederschmetternden Worten verlor Andree das Bewußtsein; sie schwankte und wäre auf den Boden gefallen, hätte sie nicht Charny, hastig auf sie zutretend, in seinen Armen aufgefangen.
Eine Gebärde der Entrüstung, die Charny nicht zu beherrschen vermochte, brachte die Königin vollends in Verzweiflung, sie glaubte nur eine verwundete Nebenbuhlerin zu sein, während sie eine ungerechte Fürstin gewesen war.
Die Königin hat recht, sprach endlich Charny mit einer gewissen Anstrengung, und Ihre Gemütsbewegung, Frau Gräfin, ist schlecht berechnet gewesen; Sie haben keinen Gatten, Madame,
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