Ange Pitou, Band 2
auf dem Pflaster des großen Hofes.
Geblendet, entzückt, bezaubert, trunken von allem, was sie empfunden, eilte die Königin die Stufen hinab, auf den König zu.
Ludwig XVI. hatte seinen Wagen verlassen und stieg so rasch als möglich unter seinen, durch die Ereignisse und ihren Triumph bewegten Offizieren die Treppe hinauf, während unten die Garden, ohne Umstände mit den Stallknechten und Stallmeistern vermischt, von den Wagen und Geschirren alle Kokarden abrissen, die der Enthusiasmus der Pariser daran befestigt hatte.
Der König und die Königin begegneten sich auf einem marmornen Ruheplatze. Mit einem Schrei der Freude und Liebe umarmte die Königin ihren Gemahl wiederholt.
Sie schluchzte, als ob sie ihn nie mehr zu sehen geglaubt hätte.
Ganz dieser Bewegung eines zu vollen Herzens hingegeben, sah sie den stillen Händedruck nicht, den Charny und Andree ausgetauscht hatten.
Es war nur ein Händedruck, aber Andree war die erste unten an den Stufen: sie hatte Charny zuerst gesehen und zuerst berührt.
Die Königin, nachdem sie ihre Kinder dem König vorgestellt, ließ diese Ludwig XVI. umarmen, und da rief der Dauphin, als er am Hute seines Vaters die neue Kokarde sah, auf welche die Fackeln ein blutiges Licht warfen, in seinem kindlichen Erstaunen: Ah! Papa, was haben Sie denn an Ihrer Kokarde, Blut?
Das war die rote Nationalfarbe.
Die Königin schrie und schaute ebenfalls.
Der König bückte sich, scheinbar um seine Tochter zu küssen, in Wirklichkeit aber, um seine Scham zu verbergen.
Marie Antoinette riß die Kokarde mit einem tiefen Ekel ab, ohne in ihrer fürstlichen Wut zu ahnen, daß sie dadurch das Volk in seinem Hetzen verwundete, das sich eines Tages dafür rächen würde.
Werfen Sie das weg, mein Herr, sagte sie, werfen Sie es weg.
Und sie schleuderte die Kokarde die Stufe hinab, so daß die Füße der ganzen Eskorte, die den König in seine Gemächer geleitete, darauf traten.
Dieser seltsame Übergang hatte bei der Königin alle eheliche Begeisterung ausgelöscht. Sie suchte mit den Augen Herrn von Charny, der sich als ein Soldat in seiner Reihe hielt.
Ich danke Ihnen, mein Herr, sagte sie, als sich ihre Blicke nach mehreren Sekunden des Zögerns von seiten des Grafen begegnet waren; ich danke Ihnen, Sie haben Ihr Versprechen gut gehalten.
Mit wem sprechen Sie? fragte der König.
Mit Herrn von Charny, antwortete sie mutig.
Ah! der arme Charny, er hat viel durchzumachen gehabt, um zu mir zu kommen. Und ... Gilbert, ich sehe ihn nicht? fügte er bei.
Aufmerksam seit der Lektion am Abend, sagte die Königin, das Gespräch wechselnd: Kommen Sie zum Abendbrot, Sire.
Herr von Charny, fuhr sie fort, suchen Sie die Frau Gräfin von Charny; sie mag mit uns kommen. Wir werden in Familie speisen.
Hier war sie Königin. Doch sie seufzte bedenklich, als sie Charny bei dieser Einladung, noch kurz vorher traurig, plötzlich heiter sah.
Foulon.
Billot schwamm in Freuden. Er hatte die Bastille genommen, er hatte Gilbert die Freiheit wiedergegeben, er war von Lafayette, der ihn bei seinem Namen nannte, ausgezeichnet worden.
Er hatte endlich die Beerdigung von Foulon gesehen.
Wenige Menschen waren in jener Zeit so verhaßt wie Foulon; ein einziger vielleicht hätte mit ihm konkurrierenkönnen, das war sein Schwiegersohn, Herr Berthier von Sauvigny.
Beide hatten auch am Tage nach der Einnahme der Bastille glücklich gespielt.
Foulon war gestorben, und Berthier hatte sich geflüchtet.
Foulons Unbeliebtheit beim Volke war dadurch auf den höchsten Grad gestiegen, daß er beim Rückzug des Herrn von Necker die Stelle des tugendhaften Genfers , wie man ihn damals nannte, angenommen, und daß er drei Tage Generalkontrolleur gewesen war.
Bei seiner Beerdigung hatten auch viele Gesänge und Tänze stattgefunden.
Man hatte wohl einen Augenblick den Gedanken gehabt, den Leichnam aus dem Sarge zu reißen und ihn aufzuhängen. Billot war aber auf einen Weichstein gestiegen und hatte eine Rede über die dem Toten gebührende Achtung gehalten, worauf der Leichenwagen weiter fahren durfte.
Pitou hatte den Stand eines Helden erreicht, er war der Freund von Herrn Elie und Herrn Hullin, welche die Gewogenheit hatten, ihm ihre Aufträge zu erteilen.
Er war überdies der Vertraute von Lafayette, der den Pächter mit seinen breiten Schultern und Herkulesfäusten zuweilen beauftragte, um ihn her die Polizei zu handhaben.
Seit der Fahrt des Königs nach Paris arbeitete Gilbert, durch Herrn von Necker mit
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