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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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auch sein mochte, Katharine schlug Cadet mit ihrer Stechpalmreitgerte, und Cadet, der einen Augenblick geschnauft hatte, schlug den starken Trab an.
    Infolge der vermehrten Schnelligkeit traf sie nach Verlauf von fünf Minuten mit einem Reiter zusammen, der ihr mit demselben Eifer entgegeneilte, mit dem sie ihm entgegengekommen.
    Katharine hatte sich so rasch und so unerwartet vorwärts bewegt, daß der arme Pitou, ohne sich zu rühren, an derselben Stelle geblieben war und sich nur auf die Fußspitzen erhoben hatte, um weiter zu sehen.
    Es war fast zu sehr entfernt, um etwas genauer zu sehen.
    Doch wenn er es nicht sah, so war das, was Pitou wie einen elektrischen Schlag fühlte, die Freude und das Erröten des Mädchens, es war das Beben, das ihren ganzen Körper bewegte, es war das Sprühen ihrer gewöhnlich so sanften, so ruhigen, und nun so funkelnden Augen. Er sah auch nicht so genau, wer der Reiter war, um seine Züge zu unterscheiden. Doch da er an seiner Haltung, an seinem Jagdrock von grünem Sammet, an seinem Hut mit breiter Rundschnur, an seiner freien und anmutigen Kopfbedeckung erkannte, daß er der höchsten Klasse der Gesellschaft angehören mußte, so richtete sich sein Geist sogleich auf den hübschen jungen Mann, auf den schönen Tänzer von Villers-Cotterets zurück. Sein Herz, sein Mund, alle seine Fibern bebten zugleich und murmelten den Namen Isidor von Charny.
    Er war es in der That.
    Pitou stieß einen Seufzer aus, der einem Gebrülle glich, drang abermals in das Gestrüppe und gelangte bis auf eine Entfernung von zwanzig Schritten zu den jungen Leuten, dieindessen zu sehr aufeinander aufmerksam waren, um sich darum zu bekümmern, ob das Geräusch, das sie hörten, von einem vierfüßigen oder einem zweifüßigen Tiere herrührte.
    Der junge Mann drehte sich indessen gegen Pitou um, erhob sich auf dem Steigbügel und schaute mit einem unbestimmten Blicke umher; doch um der Erspähung zu entgehen, warf sich Pitou sogleich auf den Bauch und drückte das Gesicht gegen die Erde.
    Dann kroch er, wie eine Schlange, noch einen Raum von zehn Schritten weiter, gelangte so in den Bereich der Stimmen und horchte.
    Guten Morgen, Herr Isidor, sagte Katharine.
    Herr Isidor, murmelte Pitou, ich wußte es wohl.
    Da fühlte er es auf seinem armen Herzen wie das ungeheure Gewicht eines Pferdes, als ob es ihn mit Füßen getreten hätte!
    Da fühlte er durch Mark und Seele die ungeheure Ermüdung von all der Arbeit, die der Zweifel, das Mißtrauen und die Eifersucht ihn seit einer Stunde hatten durchmachen lassen.
    Einander gegenüber hatten die beiden jungen Leute den Zügel fallen lassen und sich bei den Händen genommen; sie hielten sich aufrecht und bebend, stumm und lächelnd, während die zwei Pferde, ohne Zweifel aneinander gewöhnt, sich mit den Nüstern liebkosten und mit ihren Füßen auf dem Moose der Straße spielten.
    Sie sind heute verspätet, Herr Isidor, sagte Katharine, das Stillschweigen unterbrechend.
    Heute! murmelte Pitou, es scheint, an den andern Tagen ist er nicht verspätet.
    Das ist nicht meine Schuld, liebe Katharine, erwiderte der junge Mann; ich bin durch einen Brief von meinem Bruder zurückgehalten worden, der mir heute früh zugekommen ist, und auf den ich mit umgehendem Kurier antworten mußte. Doch seien Sie unbesorgt, morgen werde ich pünktlicher sein.
    Katharine lächelte, und Isidor drückte die Hand noch zärtlicher, die man ihm überließ.
    Ah! das waren ebensoviele Dornen, die das Herz des armen Pitou bluten machten.
    Sie haben also frische Nachrichten von Paris? fragte sie.
    Ja.
    Nun, ich auch, sprach sie lächelnd. Haben Sie mir nicht eines Tags gesagt, wenn zwei Personen, die sich lieben, etwas Aehnliches begegne, so nenne man das Sympathie?
    Ganz richtig, und wie haben Sie Nachrichten erhalten, meine schöne Katharine?
    Durch Pitou.
    Was ist das, Pitou? fragte der junge Adelige mit einer unbefangenen, heiteren Miene.
    Sie wissen es wohl, sagte sie: Pitou, der arme Junge, den mein Vater im Pachthofe aufgenommen hatte und der mir an einem Sonntag den Arm gab.
    Ah! ja, versetzte der Edelmann; derjenige, welcher Kniee hat wie Serviettenknoten.
    Katharine lachte. Pitou fühlte sich gedemütigt, in Verzweiflung. Er schaute seine in der That Knoten ähnlichen Kniee an, indem er sich auf seine beiden Hände stützte und sich erhob; dann fiel er mit einem Seufzer wieder auf seinen Bauch nieder.
    Ah! sagte Katharine, zerreißen Sie mir nicht zu sehr meinen armen Pitou. Wissen

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