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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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hatten das alte volkstümliche Ça ira noch nicht wiedererweckt, in Betracht, daß man erst im Jahre der Gnade 1789 war.
    Pitou glaubte nur eine Rede gehalten zu haben; er hatte aber eine Revolution gemacht.
    Er kehrte in seine Wohnung zurück, bewirtete sich mit einem Stück Schwarzbrot und dem Käserest aus dem Gasthause zum Dauphin, den er sorgfältig in seinem Helme mitgebracht hatte; dann kaufte er Messingdraht, machte sich Schlingen und legte sie, als es nacht geworden war, im Walde.
    In derselben Nacht fing Pitou ein älteres und ein jüngeres Kaninchen.
    Gegen ein Uhr nach Mitternacht kehrte er mit dieser ersten Beute zurück, er hoffte wohl eine zweite bei den Fährten vom Morgen zu machen.
    Er legte sich nieder, bewahrte aber in seinem Innern noch einen so bittern Rest von dem Schmerz, der seine Beine am Tage vorher so sehr ermüdete, daß er auf der grausamenMatratze, die der Hauseigentümer selbst eine Galette nannte, nur sechs Stunden hintereinander hatte schlafen können.
    Pitou schlief also von ein Uhr bis sieben Uhr morgens. Die Sonne überraschte ihn schlafend bei offenem Laden.
    Durch diesen offenen Laden sahen ihm dreißig bis vierzig Einwohner von Haramont zu, wie er schlief.
    Er erwachte, lächelte seinen Landsleuten zu und fragte sie freundlich, warum sie in so großer Anzahl und so frühzeitig zu ihm kämen.
    Einer von ihnen nahm das Wort. Es war ein Holzhacker, Namens Claude Tellier.
    Ange Pitou, sagte er, wir haben die ganze Nacht überlegt; die Bürger müssen sich in der That, wie du es uns gestern gesagt hast, für die Freiheit bewaffnen.
    Ich habe es gesagt, erwiderte Pitou mit einem festen Ton, der verkündigte, er sei bereit, seinen Worten zu entsprechen.
    Nur fehlt es uns an einer Hauptsache.
    An was? fragte Pitou mit Teilnahme.
    An Waffen.
    Ah! das ist wahr!
    Wir haben aber genug überlegt, um unser Ueberlegen nicht zu verlieren, und wir werden uns um jeden Preis bewaffnen!
    Bei meinem Abgang, sprach Pitou, waren fünf Flinten in Haramont: drei Kommißflinten, eine Jagdflinte mit einem Lauf und eine andre Jagdflinte mit zwei Läufen.
    Es sind nur noch vier da, antwortete der Redner, die Jagdflinte ist vor einem Monat aus Altersschwäche zersprungen.
    Das war die Flinte von Desire Maniquet, bemerkte Pitou.
    Ja, und sie hat mir beim Zerspringen sogar zwei Finger mitgenommen, sagte Desire Maniquet, indem er seine verstümmelte Hand über seinen Kopf emporhob, und da mir derUnfall im Kaninchengehege des Aristokraten begegnet ist, den man Herrn von Longure nennt, so werden mir die Aristokraten das bezahlen.
    Pitou nickte mit dem Kopfe, um anzudeuten, er billige diese gerechte Rache.
    Nun! sprach Pitou, mit vier Flinten habt Ihr schon die Mittel, um fünf Männer zu bewaffnen.
    Wieso?
    Ja, der Fünfte wird eine Pike tragen; das ist so in Paris: auf vier mit Flinten bewaffnete Männer kommt immer einer mit einer Pike. Die Piken, das ist sehr bequem, das dient um die Köpfe darauf zu stecken, die man abgeschnitten hat.
    Ho! ho! rief eine kräftige, heitere Stimme, wir wollen hoffen, daß wir keine Köpfe abschneiden werden.
    Nein, erwiderte Pitou ernst, wenn wir das Geld der Herren Pitt Vater und Sohn zurückzuweisen wissen. Doch wir waren bei den Flinten; bleiben wir bei der Frage, wie Herr Bailly sagt. Wieviel Männer sind in Haramont fähig, Waffen zu tragen? Habt Ihr Euch gezählt.
    Ja, wir sind zweiunddreißig.
    Es fehlen also achtundzwanzig Flinten.
    Wie wird man sie bekommen? fragte der dicke Mann mit dem heiteren Gesichte.
    Oh! versetzte Pitou, man muß das wissen, Boniface.
    Was weißt du?
    Ich weiß, daß man sie sich verschaffen kann. Das Pariser Volk hatte auch keine Waffen. Nun wohl! Herr Marat, ein sehr gelehrter, aber sehr häßlicher Arzt, hat dem Pariser Volke gesagt, wo es Waffen gebe; das Pariser Volk ging dahin, wo Herr Marat sagte, und es fand Waffen.
    Und wohin hieß Marat die Leute gehen?
    Ins Invalidenhaus.
    Ja, doch wir haben kein Invalidenhaus in Haramont.
    Ich, ich weiß einen Ort, wo es mehr als hundert Flinten giebt.
    Und wo dies?
    In einem der Säle des College von Abbé Fortier.
    Der Abbé Fortier hat hundert Flinten? Er will also seine Chorknaben, diese kleinen Pfaffennarren, bewaffnen? versetzte Claude Tellier.
    Pitou hatte keine tiefe Zuneigung für den Abbé Fortier; doch dieser heftige Ausfall gegen seinen ehemaligen Lehrer verwundete ihn in seinem Innersten.
    Claude! rief er, Claude! Ich habe nicht gesagt, die Flinten gehören dem Abbé Fortier.
    Wenn sie

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