Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
Vom Netzwerk:
seine Heimat zurückgekommen war, stolz, Mars mit Venus zu verbinden, wie sein berühmter Landsmann Demoustier in seinen Briefen an Emilie über die Mythologie gesagt hatte, -- er fühlte sich, sobald er sah, daß es in Villers-Cotterets und seiner Umgegend mehr Verliebte gab, als ihm nötig schien, sehr bestürzt und unglücklich.
    Er, der einen so thätigen Anteil an dem Kreuzzuge der Pariser gegen die Edelleute genommen, fand sich gegenüber dem Landadel, vertreten durch Herrn Isidor Charny, äußerst klein.
    Ach! ein so schöner Junge, ein Mann imstande, beim ersten Anblick zu gefallen, ein Kavalier, der eine lederne Hose und eine Sammetweste trug!
    Wie mit einem solchen Manne kämpfen! Wie gegen einen solchen Nebenbuhler in die Schranken treten! Wie sollte er gleichzeitig die Last der Scham und der Bewunderung ertragen,zwei Gefühle, die im Herzen des Eifersüchtigen eine doppelte Qual sind.
    Pitou kannte also die Eifersucht, eine unheilbare Wunde, die mit ihren furchtbaren Schmerzen dem naiven, redlichen Herzen unsres Helden bisher unbekannt war.
    Ein derart zerrüttetes Herz bedarf einer sehr tiefen Philosophie, um seine gewöhnliche Ruhe wiederzuerlangen.
    War Pitou ein Philosoph, er, der am ersten Tage, nachdem ihn dieses schreckliche Gefühl erfaßt, den Gedanken hatte, Krieg gegen die Kaninchen und Hasen des Herzogs von Orleans zu führen, und am zweiten Tage herrliche Reden hielt?
    Hatte sein Herz die Härte des Kieselsteins, aus dem jeder Schlag einen Funken springen macht, oder einfach den sanften Widerstand des Schwamms, der die Fähigkeit hat, die Thränen einzuschlucken und ohne Verwundung im Schlage der Unfälle weich zu werden?
    Nachdem er seinen Besuch erhalten und seine Reden beendigt hatte, war Pitou durch seinen Appetit genötigt, zu geringeren Sorgen herabzusteigen; er kochte sein Kaninchen, aß es und bedauerte, daß es kein Hase war.
    Nach dem Mahle war Pitou in den Wald gegangen, um sich ein hübsches Winkelchen zum schlafen zu suchen.
    Es ist erklärlich, daß der Unglückliche, sobald er nicht mehr von der Politik sprach und sich wieder mit sich selbst allein befand, unablässig das Schauspiel des Herrn Isidor in seinem Liebeshandel mit Jungfer Katharine vor Augen hatte.
    Die Natur, die beinahe immer dem befriedigten Magen zulächelt, machte zu Pitous Gunsten eine Ausnahme, und kam ihm wie eine weite, schwarze Wüste vor, in der nur noch Kaninchen, Hasen und Rehe blieben. Sobald er unter den großen Bäumen seines heimatlichen Waldes verborgen war, begeisterte sich Pitou durch ihren Schatten und ihre Kühle in seinem heldenmütigen Entschluß, aus den Augen Katharines zu verschwinden; sie frei zu lassen, sich nicht übermäßig über ihre Bevorzugungen zu betrüben, sich nicht tiefer, als es sich geziemte, durch die Vergleichung demütigen zu lassen.
    Es war eine sehr schmerzliche Anstrengung, Jungfer Katharine nicht mehr zu sehen; aber ein Mann mußte ein Mann sein.
    Die Frage beschränkte sich indessen nicht allein hierauf.
    Es handelte sich hier nicht gerade darum, Jungfer Katharine nicht mehr zu sehen, sondern nicht mehr von ihr gesehen zu werden.
    Was würde aber ein Hindernis dagegen sein, daß von Zeit zu Zeit der lästige Verliebte, wenn er sich sorgfältig verbärge, im Vorübergehen die schöne Spröde erblickte? Nichts.
    Was war die Entfernung von Haramont nach Pisseleux? Kaum anderthalb Meilen.
    So feig es vonseiten Pitous wäre, nach dem, was er gesehen, sich um die Gunst von Katharine zu bewerben, so geschickt wäre es, fortwährend über ihre Handlungen und Thaten durch eine Leibesübung, in die sich Pitous Gesundheit vortrefflich schicken würde, auf dem Laufenden zu bleiben.
    Dabei hatten die hinter Pisseleux liegenden und bis nach Boursonne sich erstreckenden Bezirke des Waldes Ueberfluß an Hasen.
    Pitou würde bei Nacht dahin gehen, um seine Schlingen zu legen, und am andern Morgen würde er von einem Hügel herab die Ebene erforschen und die Ausgänge von Jungfer Katharine belauern. Das war sein Recht, das war bis auf einen gewissen Grad seine Pflicht, so wie er vom Vater Billot mit Vollmachten versehen war.
    Auf diese Art durch sich selbst gegen sich selbst gestärkt, glaubte Pitou das Seufzen aufgeben zu können. Als der Abend kam, legte er ein Dutzend Schlingen und streckte sich auf dem noch von der Sonne des Tages erwärmten Heidekraut aus.
    Hier schlief er wie ein Mensch in der Verzweiflung.
    Die Kühle der Nacht weckte ihn auf. Er untersuchte seine Schlingen,

Weitere Kostenlose Bücher