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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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du machst wohl den Großprahler, daß du uns lächerlich nennst!
    Lächerlich bist du, erwiderte Pitou majestätisch.
    Aber schau' dich doch an, sagte Boniface.
    Ich mag mich immerhin anschauen, entgegnete Pitou, ich werde vielleicht etwas ebenso Häßliches sehen, wie du, aber nie etwas so Dummes.
    Pitou hatte kaum geendigt, als ihm Boniface, -- man ist beinahe Stierkämpfer in Haramont, -- einen Faustschlag versetzte, den Pitou mit scharfem Auge geschickt parierte und gleichzeitig mit einem echten Pariser Fußtritt erwiderte.
    Auf diesen ersten Fußtritt folgte ein zweiter, der den Skeptiker niederwarf.
    Dann bückte sich Pitou zu seinem Gegner hinab, als wollte er dem Siege höchst fatale Folgen geben, und jeder eilte schon Boniface zu Hilfe, als sich Pitou wieder erhob und sprach:
    Erfahre, daß die Sieger der Bastille nicht auf Faustschläge kämpfen. Ich habe einen Säbel, nimm einen Säbel und machen wir ein Ende. Hernach zog Pitou vom Leder, vergessend oder nicht vergessend, daß es in Haramont nur seinen Säbel und den des Flurschützen gab, der anderthalb Fuß kürzer war als der seinige.
    Um das Gleichgewicht herzustellen, setzte er seinen Helm auf.
    Diese Seelengröße elektrisierte die Versammlung; man kam überein, Boniface sei ein Lümmel, ein dummer Kerl, ein Einfaltspinsel, unwürdig, an der Verhandlung der öffentlichen Angelegenheiten teilzunehmen.
    Demzufolge stieß man ihn aus.
    Ihr seht das Bild der Revolutionen von Paris, sprach sodann Pitou. Wie es Herr Prudhomme oder Loustalot gesagt hat, ich glaube, es ist der tugendhafte Loustalot ... ja, er ist es, ich bin dessen sicher:
    Die Großen scheinen uns nur groß, weil wir auf den Knieen sind; stehen wir auf!
    Dieser Spruch hatte nicht die geringste Beziehung zu der Lage der Dinge. Doch vielleicht gerade deshalb brachte er eine wunderbare Wirkung hervor.
    Der Skeptiker Boniface, der ungefähr zwanzig Schritte entfernt stand, war davon betroffen, kam demütig herbei und sagte zu Pitou: Du mußt uns nicht böse sein, Pitou, wenn wir die Freiheit nicht so gut kennen, als du.
    Das ist nicht die Freiheit, erwiderte Pitou. Das sind die Menschenrechte.
    Dieses Wort fiel als zweiter Keulenschlag, mit dem Pitou die Versammlung zum zweiten Mal niederschmetterte.
    Pitou, sprach Boniface, du bist entschieden ein Gelehrter, und wir bezeigen dir unsre Ehrfurcht.
    Pitou verbeugte sich.
    Ja, sagte er, die Erziehung und die Erfahrung haben mich über Euch gestellt, und wenn ich soeben ein wenig hart mit Euch sprach, so geschah es aus Freundschaft für Euch.
    Der Beifallssturm brach los. Pitou sah, daß er sich kühn in die Brust werfen konnte.
    Ihr habt von Arbeit gesprochen, sagte er; aber wißt Ihr wohl, was Arbeit ist? Für Euch besteht die Arbeit im Holzspalten, im Schneiden der Ernte, im Buchelnlesen, im Binden der Garben, im Setzen von Steinen und Befestigen derselben durch Mörtel ... Das ist die Arbeit für Euch. Nun! Ihr täuscht Euch, ich allein arbeite mehr, als Ihr alle, denn ich denke auf Eure Emanzipation, sinne Tag und Nacht auf Eure Freiheit und Gleichheit. Ein einziger von meinen Augenblicken ist so viel wert, als hundert von Euren Tagen. Die Ochsen, die arbeiten, thun alle dasselbe; aber der Mensch, der denkt, übertrifft alle Kräfte der Materie. Ich allein bin so viel wert, als Ihr alle.
    Seht Herrn von Lafayette: das ist ein magerer, blonder Mann, nicht viel größer als Claude Tellier; er hat eine spitzige Nase, kleine Beine, und Arme wie dieses Stuhlbein; was die Hände und Füße betrifft, so lohnt es sich nicht der Mühe, davon zu sprechen, es wäre ebensogut, gar keine zu haben.Nun! dieser Mann hat zwei Welten auf seinen Schultern getragen, eine mehr als Atlas, und seine Hände, sie haben die Ketten Amerikas und Frankreichs gebrochen ...
    Da nun seine Arme dies gethan haben, Arme so schwach wie Stuhlbeine, so beurteilt einmal, was erst die meinigen werden thun können.
    Und dieses sprechend zeigte Pitou seine Arme, die so knorrig waren, wie Stechpalmenstämme.
    Nach dieser Vergleichung hielt er inne, überzeugt, ohne besonderen Redeschluß, eine ungeheure Wirkung hervorgebracht zu haben.
    Er hatte sie wirklich hervorgebracht.

Pitou als Verschwörer.
    Pitou hatte sich nach seiner Entdeckung am Saume des Waldes von einer großen Verachtung gegen die Dinge dieser Welt ergriffen gefühlt.
    Er, der gehofft hatte, die kostbare und seltene Pflanze, die man Liebe nennt, in seinem Herzen blühen zu lassen; er, der mit einem Helme und Säbel in

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