Ange Pitou, Band 3
Ihnen, ich habe meine Nahrung, Gott sei Dank, und will niemand zur Last sein.
Ah! machte der Abbé.
Ich lebe, wie alle Wesen leben, ohne zu betteln, von der Industrie, welche die Natur in mich gelegt hat. Ich lebe von meinen Arbeiten; ja, ich bin meinen Mitbürgern so entfernt nicht zur Last, daß mich mehrere von ihnen zu ihrem Anführer gewählt haben.
Wie! sagte der Abbé mit einem solchen Erstaunen und Schrecken zugleich, daß man hätte glauben sollen, er sei auf eine Natter getreten.
Ja, ja, sie haben mich zum Anführer gewählt, wiederholte Pitou wohlgefällig.
Anführer von was? fragte der Abbé.
Anführer von einer Schar freier Männer.
Oh! mein Gott! rief der Abbé, der Unglückliche ist ein Narr geworden.
Chef der Nationalgarde von Haramont, vollendete Pitou, Bescheidenheit heuchelnd.
Der Abbé neigte sich zu Pitou herab, um in seinem Gesichte die Bestätigung seiner Worte besser zu sehen.
Es giebt eine Nationalgarde in Haramont? rief er.
Ja, Herr Abbé.
Und du bist ihr Chef?
Ja, Herr Abbé.
Der Abbé hob seine Hände zum Himmel empor, wie der Oberpriester Phineas.
Greuel der Verwüstung! murmelte er.
Herr Abbé, sprach Pitou mit sanftem Tone, Sie wissen, also nicht, daß die Nationalgarde ein Institut ist, das die Bestimmung hat, das Leben, die Freiheit und das Eigentum der Bürger zu schützen?
Oh! oh! fuhr der Greis, in seine Verzweiflung versunken, fort.
Und daß man, sprach Pitou, und daß man diesem Institute nicht genug Stärke zu geben vermöchte, -- besonders auf dem Lande wegen der Banden.
Der Banden, von denen du der Anführer bist, rief der Abbé, der Räuberbanden, der Mordbrennerbanden, der Mörderbanden.
Oh! verwechseln Sie nicht, lieber Herr Abbé; Sie werden meine Soldaten sehen, wie ich hoffe, und nie sind ehrlichere Bürger ...
Schweige! schweige!
Stellen Sie sich im Gegenteil vor, Herr Abbé, daß wir Ihre Beschützer sind, und zum Beweise mag dienen, daß ich gerade zu Ihnen gekommen bin.
In welcher Absicht?
Ah! das ist es, sagte Pitou, indem er sich hinter dem Ohr kratzte und den Ort betrachtete, wohin sein Helm gefallen war, um zu sehen, ob er sich, wenn er diesen wesentlichen Teil seiner militärischen Haltung aufhob, nicht zu weit von seiner Rückzugslinie entferne.
Der Helm war nur ein paar Schritte von der großen Thüre gefallen, die nach der Rue de Soissons ging.
Ich habe dich gefragt, in welcher Absicht?
Nun denn, sprach Pitou, indem er zwei Schritte rückwärts zu seinem Helm machte, erfahren Sie den Gegenstand meiner Sendung ... Herr Abbé, erlauben Sie mir, daß ich ihn vor Ihrem Scharfsinn entwickle.
Eingang, murmelte der Abbé.
Pitou machte noch zwei Schritte zu seinem Helme.
Aber durch ein ähnliches Manöver, das Pitou beunruhigen mußte, machte der Abbé, wie Pitou zwei Schritte zu seinem Helm, gerade ebenso zwei Schritte gegen Pitou.
Nun also! fuhr Pitou fort, der durch die Nähe seiner Verteidigungswaffe Mut zu fassen anfing, jeder Soldat braucht notwendig eine Flinte, und wir haben keine.
Uh! Ihr habt keine Flinten, rief der Abbé, trippelnd vor Freude. Ah! sie haben keine Flinten! Soldaten die keine Flinten haben! Ah! bei meiner Treue, das sind schöne Soldaten!
Aber, Herr Abbé, entgegnete Pitou, während er zwei neue Schritte gegen seinen Helm machte, wenn man keine Flinten hat, sucht man.
Ja, sagte der Abbé, und Ihr sucht?
Pitou war so nahe zu seinem Helme gekommen, daß er ihn zu erreichen vermochte; er zog ihn mit dem Fuß an sich, und mit dieser Ausführung beschäftigt, antwortete er dem Abbé nicht sogleich.
Und Ihr sucht? wiederholte dieser.
Ja, Herr Abbé.
Wo dies?
Bei Ihnen, antwortete Pitou, während er seinen Helm auf seinen Kopf drückte.
Flinten bei mir! rief der Abbé.
Ja, es fehlt Ihnen nicht daran.
Ah! mein Museum! rief der Abbé. Du kommst, um mein Museum zu plündern? Kürasse von unsern alten Tapfern auf dem Rücken von solchen Burschen! Herr Pitou, ich habe Ihnen vorhin schon gesagt, Sie sind ein Narr. Die Schwerter der Spanier von Almanza, die Piken der Schweizer von Marignan, um Herrn Pitou und Konsorten zu bewaffnen! Ha! ha! ha!
Der Abbé schlug ein Gelächter so voll verächtlicher Drohung auf, daß Pitous Adern ein Schauer durchlief.
Nein, Herr Abbé, sagte er, nicht die Picken der Schweizer von Marignan, nicht die Schwerter der Spanier von Almanza; nein, diese Waffen wären unnütz. Es ist ein Glück, daß du das anerkennst.
Nein, Herr Abbé, nicht diese Waffen.
Welche denn?
Die guten
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