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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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weil sich die Athleten nackt übten.
    Dies alles hast du doch nur von mir gelernt! rief der Abbé getröstet über den Sieg seines Zöglings.
    Das ist wahr.
    Welch ein Glück, daß du das zugestehst!
    Mit Dankbarkeit, Herr Abbé. Wir sagten also, Sie wissen nichts ...
    Genug! Es ist sicher, daß ich mehr nicht weiß, als ich weiß.
    Sie bekennen also, daß viele Menschen mehr wissen, als Sie.
    Das ist möglich.
    Das ist sicher, und je mehr der Mensch weiß, desto mehr bemerkt er, daß er nichts weiß. Dieses Wort ist von Cicero.
    Schließe!
    Ich schließe.
    Laß den Schluß hören, er wird herrlich sein.
    Ich schließe, daß Sie infolge Ihrer relativen Unwissenheit mehr Nachsicht mit dem relativen Wissen der andern Menschen haben sollten. Das erzeugt eine doppelte Tugend, die die von Fenelon war, der doch wohl ebensoviel wußte, als Sie: die christliche Liebe und Demut.
    Der Abbé brüllte vor Zorn.
    Schlange! schrie er; du bist eine Schlange!
    Du beleidigst und antwortest mir nicht, erwiderte ein Weiser Griechenlands. Ich würde es Ihnen gern griechisch sagen, aber ich habe es Ihnen ungefähr schon lateinisch gesagt.
    Gut, rief der Abbé, das ist abermals eine Wirkung der revolutionären Lehren.
    Was?
    Sie haben dich überredet, du wärest meinesgleichen.
    Und hätten sie mich überredet, so wären Sie darum doch nicht mehr berechtigt, einen Fehler im Französischen zu machen!
    Wie beliebt?
    Ich sage, Sie haben einen ungeheuren Fehler im Französischen gemacht, mein Meister.
    Ich! das ist hübsch, und welchen?
    Hören Sie. Sie haben gesagt: die revolutionären Lehrer haben dich überredet, du wärest meinesgleichen .
    Nun?
    Nun, wärest bezeichnet das Imperfectum.
    Bei Gott! ja.
    Das Präsens muß es sein.
    Ah! machte der Abbé errötend.
    Übersetzen Sie ein wenig die Phrase ins Lateinische, und Sie werden sehen, welch ungeheurer Solöcismus daraus wird, sobald Sie das Zeitwort im Imperfectum nehmen.
    Pitou! Pitou! rief der Abbé, der etwas Übernatürliches in einer solchen Gelehrsamkeit zu erblicken glaubte, Pitou, was für ein Dämon giebt dir alle diese Angriffe gegen einen Greis und gegen die Kirche ein?
    Herr Abbé, erwiderte Pitou, ein wenig bewegt von dem Ausdruck wahrer Verzweiflung, mit dem diese Worte gesprochen worden, nicht ein Dämon giebt mir etwas ein, und ich greife Sie nicht an. Sie behandeln mich nur immer als einen Dummkopf, und vergessen, daß alle Menschen gleich sind.
    Der Abbé geriet abermals in Zorn.
    Nie, sprach er, nie werde ich es dulden, daß man in meiner Gegenwart solche Lästerungen ausspricht. Du, du willst gleich sein mit einem Manne, zu dessen Bildung Gott und die Arbeit sechzig Jahre gebraucht haben? Nie! nie!
    Ei! fragen Sie Herrn von Lafayette, der die Menschenrechte proklamiert hat.
    Ja, führe als Autorität den schlechten Unterthan des Königs, die Fackel aller Zwietracht, den Verräter an!
    Wie! rief Pitou entsetzt, Herr von Lafayette ein schlechter Unterthan des Königs! Herr von Lafayette eine Fackel der Zwietracht! Herr von Lafayette ein Verräter! Sie lästern, Herr Abbé! Sie haben also seit drei Monaten in einer Schachtel gelebt? Sie wissen also nicht, daß dieser schlechte Unterthan des Königs der einzige ist, der dem König dient? Daß diese Fackel der Zwietracht das Unterpfand des öffentlichen Friedens ist! Daß dieser Verräter der Beste der Franzosen ist!
    Oh! versetzte der Abbé, hätte ich je geglaubt, das Ansehen des Königs könnte so tief fallen, daß ein solcher Taugenichtswie du den Namen von Lafayette anrufen würde, wie man einst den von Aristides oder Phokion anrief.
    Herr Abbé, entgegnete Pitou etwas unbedächtig. Sie dürfen sich Glück dazu wünschen, daß Sie das Volk nicht hört.
    Ha! rief der Abbé triumphierend, endlich verrätst du dich! Du drohst. Das Volk! ja das Volk, das die Offiziere des Königs feig ermordet, das die Eingeweide seiner Opfer durchwühlt hat. Ja, das Volk des Herrn von Lafayette, das Volk des Herrn Bailly, das Volk des Herrn Pitou! Nun, warum denunzierst du mich nicht auf der Stelle bei den Revolutionären von Villers-Cotterets? Warum schleppst du mich nicht nach dem Pleux? Warum schlägt du nicht deine Aermel hinauf, um mich an die Laterne zu hängen? Auf, Pitou, macte animo , Pitou! Sursum! sursum ! Pitou. Vorwärts, wo ist der Strick? wo ist der Galgen? Da steht der Henker: Macte animo generoso Piteo !
    Sic itur ad astra , fuhr Pitou zwischen seinen Zähnen fort, einzig und allein in der Absicht, den Vers zu

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