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Angeklagt - Dr. Bruckner

Titel: Angeklagt - Dr. Bruckner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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schüttelte ihren Kopf. »Ich frühstücke nie im Bett. Du hast schon … Laß mich noch einen Augenblick liegen!«
    Sie legte sich zurück und schloß die Augen. Es war irgendwie wunderbar, von jemand morgens geweckt zu werden, mit jemand zusammen frühstücken zu können. Ihre Gedanken wanderten zum gestrigen Abend zurück. Sie mußte daran denken, wie sie ihn zunächst getröstet hatte, ihn in den Armen hielt, ihm Gesicht und Haare streichelte … Aus der anfänglichen Zuneigung hatte sich bald jenes Gefühl entwickelt, das man gewöhnlich Liebe nennt.
    Aber wahrscheinlich hatte sie ihn vom ersten Augenblick an geliebt, als er damals seine Mutter in die Klinik brachte, sie die beiden in Empfang genommen und sich um die alte Dame gekümmert hatte. Er war jeden Tag zu Besuch gekommen. Barbara hatte täglich Gelegenheit gehabt, mit ihm zu sprechen, ihn zu sehen. Schon damals hatte sie gewünscht, daß sich eine engere Beziehung entwickeln möge. Sie hatte nicht ahnen können unter welch traurigen Umständen diese Beziehung Wirklichkeit werden würde.
    Sie öffnete kurz ihre Augen, als sich Peter neben sie auf die Bettkante setzte, ihr zart das Haar streichelte, sich über sie beugte und ihr einen Kuß auf die Stirn drückte. »Ich möchte wissen, woran du denkst!« Seine Stimme klang sehr zart. »Du siehst so glücklich aus.«
    Sie dachte an gestern Abend, an die Flasche Chablis, die er aus dem Kühlschrank nahm. Sie sah ihn noch einmal die Gläser füllen und stieß mit ihm in Gedanken an. Er hatte eine Schallplatte aufgelegt: »Das Lied von Barbara«, gesungen von Yves Montand. Es war immer schon eines ihrer Lieblingslieder …
    »Il pleut sans cesse sur Brest …« Sie hatte die Worte leise mitgesummt, hatte sich von ihm in die Arme nehmen lassen, hatte alles um sich herum vergessen.
    Sie öffnete die Augen. Es war eigentlich jetzt zum erstenmal, daß sie bewußt seine Augenfarbe sah: Augen, die grau-grün leuchteten – unergründlich wie die Augen einer Sphinx.
    »Ich liebe dich.« Sie erschrak vor ihren eigenen Worten, die ihr jetzt, als sie sie aussprach, kitschig und albern vorkamen. Wie oft hatte sie diese drei Wörter in ihren Gedanken gesagt, aber nie gewagt, sie auszusprechen. Jetzt klangen sie ihr schrecklich fremd. Sie beobachtete ihn erschrocken. Würde er genauso darauf reagieren, sie am Ende für ein dummes Mädchen halten, das Wörter sagt, die in Kitschromanen oder in schlechten Filmen vorkommen?
    Er schien die Banalität der Worte nicht zu spüren. Er zog sie an sich. »Ich liebe dich auch«, war die Antwort.
    Draußen erklang irgendwo ein Lied. Jemand hatte wohl ein Radio eingeschaltet. Die Töne ernüchterten beide. Er ließ von ihr ab. »Ich glaube, wir müssen uns beeilen. Sonst kommst du zu spät und hast Ärger.«
    »Ich bin noch nie zu spät gekommen. Warum sollte ich es heute nicht einmal tun? Dies ist ein besonderer Tag!« Sie schloß wieder die Augen und kuschelte sich in die Kissen.
    Peter Schnell schob seine Arme unter sie. Er hob sie empor, trug sie aus dem Bett ins Nebenzimmer und setzte sie auf einen Stuhl. »Alles Schöne muß einmal ein Ende haben. Unser gemeinsames Frühstück wird auch sehr schön. Möchtest du Sahne in den Kaffee?«
    »Sahne und Zucker.« Sie schaute zu, wie er mit nervösen Fingern eingoß und sie dabei fragend anschaute. »Sag mir, wenn es genug ist!«
    »Es ist nie genug«, antwortete sie. »Aber mit der Sahne habe ich jetzt genug.«
    »Ich streiche dir ein Brötchen. Das habe ich für Mutter auch immer getan.« Er griff in den Brotkorb, holte ein Brötchen hervor, schnitt es durch, strich Butter und Marmelade darauf und reichte es ihr. »Ich bin froh, daß du da bist. Du kannst es gar nicht ermessen. Ich hoffe, wir werden uns sehr, sehr oft sehen.«
    Sie biß in das Brötchen und schaute ihn erstaunt an. »Hat der Bäcker die schon gebracht?«
    Peter schüttelte lachend den Kopf. »Natürlich nicht, es sind tiefgekühlte Brötchen. Ich habe sie aufgebacken. Da schmecken sie fast wie frisch.« Er schaute ihr zu, wie sie ihr Brötchen aß, und füllte die Tasse erneut, als sie sie leergetrunken hatte.
    »Und nun –«, er deutete auf eine kleine Tür im Hintergrund, »ab ins Bad! Duscht du oder soll ich dir ein Bad zubereiten?« Er war aufgestanden und hatte die Tür zum Badezimmer geöffnet.
    »Ich dusche!« Sie hatte einen verstohlenen Blick auf die Uhr geworfen. Es war wirklich höchste Zeit, daß sie in die Klinik ging. Sie hatte vorhin zwar

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