Angel City Love (German Edition)
Rover.
Dann stürmten die Ereignisse auf sie ein: der Zusammenstoß, das Geräusch ihrer knackenden Knochen, der Rover, dessen Front sich in ihren Eingeweiden vergraben hatte. Es war alles zu real, um nur ihrer Fantasie zu entspringen, zu furchtbar, um nur ausgedacht zu sein. Es gab nur eine mögliche Erklärung.
Sie hatte wieder eine ihrer Vorahnungen gehabt. Die grausige Vision war die intensivste, die sie je erlebt hatte. Weil sie sie selbst betraf.
Während die Scheinwerfer weiter auf sie zukamen, war sich Maddy einer Sache absolut sicher, mehr als je zuvor in ihrem Leben: Sie hatte soeben ihren eigenen Tod vorhergesehen. Und wenn sie nicht in der nächsten Sekunde handelte, um die kommenden Ereignisse abzuwenden, würde sie zweifelsohne sterben.
Grelles Licht fiel auf sie, diesmal allerdings aus der entgegengesetzten Richtung. Sie riss ihren Kopf herum und sah in die Scheinwerfer des Range Rovers. Da war er also, fast so etwas wie eine Todeskutsche. Das Gefährt des Sensenmanns. Die Hupe des Rovers dröhnte laut, und sie musste hilflos zusehen, wie er in ihre Richtung schlingerte und die Reifen auf den Bürgersteig holperten. Mit absoluter Klarheit konnte Maddy erkennen, dass es bereits zu spät war. Für sie war es vorbei, und sie konnte nur noch hilflos zusehen, wie es geschah. Noch einmal erblickte sie ihr Spiegelbild in der Windschutzscheibe, nur dass ihr Gesicht diesmal keineswegs überrascht wirkte, noch nicht einmal Entsetzen zeichnete sich dort ab. Es wirkte vielmehr sonderbar gefasst. Fast schon friedlich. Sie schloss die Augen und wartete auf den Aufprall.
Dann wurde sie hart getroffen.
Schmerz durchzuckte ihren Körper, doch er kam nicht aus der erwarteten Richtung. Was auch immer sie da getroffen hatte, war nicht die Motorhaube des Rovers. Dann fühlte sie noch etwas anderes.
Eine Hand.
Ehe Maddy sichs versah, lag sie seitlich auf dem Bürgersteig und blickte auf Straße, während der Range Rover sich in den Laternenmast bohrte. Das Kreischen des sich verbiegenden Metalls erfüllte die Luft, die Motorhaube hob sich krachend. Tödliche Geschosse flogen durch die Nacht, Teile der Karosserie und der Windschutzscheibe. Das Hinterteil des Rovers hob vom Gehsteig ab, schleuderte herum und kam in ihre Richtung gesegelt.
»Nein«, rief eine herrische Stimme über ihr. Eine Stimme? Dann folgte ein Geräusch, als würde man direkt in die Nacht hinein ein Loch schlagen, gefolgt von einem grellen Blitz, der alles einschloss. Anschließend herrschte Stille. Als Maddy die Augen aufschlug, bot sich ihr ein Anblick, wie sie ihn sich nie hätte erträumen können.
Die Welt war wie zu Eis erstarrt.
Alles war zum Stillstand gekommen. Es war, als hätte Maddy sich einen Film über ihren eigenen Tod angesehen und zwischendurch auf Pause gedrückt. Der Range Rover schwebte unmittelbar vor ihr in der Luft, der hintere Teil hatte vom Boden abgehoben. Abgesplittertes Holz und Scherben von der Windschutzscheibe hingen überall wie funkelnde Sterne. Die Welt hatte den Atem angehalten, stand auf des Messers Schneide, ausgeliefert an die Zeit, und harrte der Dinge, die noch kommen mochten.
Maddy hob den Blick. Im hellen Licht der Straßenlaterne glaubte sie eine Gestalt auszumachen, die sich über sie beugte, um sie mit ihrem Körper abzuschirmen, und ihre Hand hielt. Plötzlich schoss Schmerz durch sie hindurch und trübte ihr sowieso schon beeinträchtigtes Bewusstsein. Sie fühlte, wie ihr die Augen zuzufallen drohten, doch ehe es so weit war, sah sie noch einmal zu der Gestalt auf und war fast schon überzeugt, sie könnte die unverkennbaren Umrisse von Schwingen ausmachen.
Dann überwältigte sie der Schock. Um sie herum wurde alles schwarz.
Maddy wusste nicht, ob sie lebte, tot war oder einfach nur träumte. Sie hatte das vage Gefühl, zu fliegen. Der kühle Wind auf ihrem Gesicht war fast unerträglich. Ein Gewirr sonderbarer, unerklärlicher Bilder wirbelte in ihrem Kopf umher, wie Bruchstücke eines Albtraums. Nahende Scheinwerfer, verzerrte Schreie, ein schwebendes Auto und eine mysteriöse, schattenhafte Gestalt. Sie wusste nicht, ob das alles real war oder ihrer Fantasie entsprang. Das Einzige, dessen sie sich sicher war, war der Schmerz. Ein bohrendes Stechen pulsierte in ihrem unteren Rücken und ihre linke Schulter brannte. Im trüben Niemandsland ihres Dämmerzustandes suchte Maddy krampfhaft nach etwas Wirklichem, an das sie sich klammern konnte. Mit großer Willenskraft versuchte sie, ihre Augen
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