Angel City Love (German Edition)
stellte er fest, dass sein Puls schneller zu schlagen begonnen hatte, als es dem Ende zuging: Er war unheimlich nervös. Marks Stimme schien wie aus einem fernen Tunnel zu ihm zu dringen, als er die letzten verbliebenen Engel aufrief, darunter Steven und Sierra. Schließlich waren sämtliche Engel aufgerufen worden, hatten ihre Ringe erhalten und sich wieder gesetzt.
Dann wandte Mark sich an Jackson.
»Dies hier ist der Beste und der Strahlendste, den wir zu bieten haben. Jackson Godspeed steht für das Beste in uns. Er ist nicht nur einer der talentiertesten und mächtigsten Engel, er gibt sich auch voll und ganz den Idealen des Rats und der NGE hin.« Die Erzengel in den vorderen Reihen nickten anerkennend. »Bitte komm jetzt zu mir.«
Jackson stand auf und ging auf seinen Stiefvater zu. Alle im Tempel schienen vor freudiger Erwartung die Luft anzuhalten, als er auf den Altar zutrat, um endlich, nach all dem Warten, seine Approbation zu erhalten. Seine Schritte hallten durch das mit einem Mal völlig stille Auditorium.
»Jackson Godspeed«, fing Mark an. »Wirst du dich dem Dienst an der Menschheit opfern?«
Jackson blickte Mark in die Augen. Er kannte den Schwur längst auswendig.
»Ja, das werde ich«, sagte er.
»Schwörst du, diejenigen, die unter deinem Schutz stehen, jederzeit zu beschützen?«
»Ja, das schwöre ich«, sagte Jackson.
»Übernimmst du die schwere Aufgabe, Gutes zu wirken auf Erden, aus freien Stücken?«
»Ja, die übernehme ich.«
Mark ließ den Ring Jackson über den Finger gleiten. »Hiermit ernenne ich dich zum Schutzengel Jackson aus dem Rang der Godspeeds.«
Jackson spürte das Gewicht des Rings. Er betrachtete das Schmuckstück, das funkelnd an seinem Finger steckte und das er sich immer ersehnt hatte. Der Ring der Schutzengel. Der Ring der Helden. Eine Nahaufnahme des glitzernden Rings an seinem Finger prangte nun auf den beiden Bildschirmen hinter ihnen. Gleich würde Mark die Namen der Schützlinge verlesen und dann wäre Jacksons Schicksal endlich besiegelt.
»Glückwunsch, Jackson«, sagte Mark. »Und nun dreh dich um und lass dich preisen.«
Doch Jackson blieb reglos stehen. Ganz unvermittelt hatten seine Gedanken sich von seinem Stiefvater vor ihm, von den anderen neuen Schutzengeln, von der Menge, von der Approbationsfeier abgewandt. Sein Gesicht war kreidebleich, sein Blick leer und abwesend.
»Jackson?«, sagte Mark mit sorgenerfüllter Miene.
Alle im Tempel saßen angespannt da und warteten.
»Jackson?«, sagte nun auch Kris, die von ihrem Stuhl aufgestanden war.
Was als Nächstes geschah, vollzog sich derart schnell, dass es unmöglich jemand registrieren konnte. Das Glas in den Fenstern des Tempels kräuselte sich wie Wasser – einer Welle gleich, die sich ausgehend vom vorderen Bereich des Tempels bis ganz nach hinten ausbreitete –, ehe die Fenster eins ums andere barsten. Glassplitter regneten auf das Publikum herab, wie Diamanten in unzähligen Farben, dann flogen mit einem Schlag die Türen zum Tempel auf. Der Wind fegte heulend durch den Mittelgang und verwirbelte sich zu einem turbulenten Sog. Die Menge draußen warf sich zu Boden, einige bedeckten sich die Ohren.
Mark wurde zu Boden geschleudert. Irritiert blickte er auf.
Doch Jackson war bereits aus dem Tempel geflogen und nirgends mehr zu sehen.
23
Maddy schlug die Augen auf. Ihr war schwindelig und sie hatte hämmernde Kopfschmerzen. Sie fühlte, wie sich etwas Kaltes und Hartes in ihren Rücken bohrte. Sie griff nach hinten und ertastete die glatte Oberfläche.
Der Laternenpfahl.
Vor ihr blickte sie in die Scheinwerfer zweier sich nähernder Fahrzeuge. Wo war sie? Und was passierte hier? Erinnerungsfetzen wirbelten durch ihren Kopf. Die Party. Das Gespräch mit Ethan. Sie hatte ihn geküsst? War das wirklich geschehen? Und dann war da noch ein Junge namens Simon, und …
»Sie … veranstalten ein Rennen«, sagte sie flüsternd zu sich selbst. Es war nicht so sehr eine Feststellung, vielmehr kam es ihr so vor, als würde sie die einzelnen Teile eines flüchtigen Traumes zusammensetzen. Scheinwerfer rasten auf sie zu. Die Wagen schlingerten. Jemand schien zu lachen.
Was zum Teufel geht hier vor sich?
Sie zwang ihren Verstand, endlich zu funktionieren. Sie hatte die Party verlassen, sich auf den Nachhauseweg gemacht und dann …
Ein schrecklicher Gedanke tauchte unvermittelt an die Oberfläche und durchschnitt sämtliche anderen vagen Erinnerungen wie ein Schrei.
Der Range
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