Angel City Love (German Edition)
einen so finsteren Blick zu, dass dieser betreten wegsah.
Durch die Tür konnte er das Geraune der Menge hören, die ungeduldig darauf wartete, dass die Werbepause endete. Die Zeremonie verfolgte man selbstverständlich überall auf der Welt live, daher hatte man sich nach den Gepflogenheiten der Fernsehanstalten zu richten. Endlich vernahm Jackson eine weibliche Stimme. Mit großem Pomp machte sie ihre Ankündigung.
»Meine Damen und Herren, meine lieben Engel, willkommen zur hundertzweiten jährlichen Approbation der Schutzengel, veranstaltet von der Nationalen Gesellschaft für Engeldienste. Und jetzt bitte Applaus für die diesjährigen Anwärter auf die Zulassung als Schutzengel.«
Wie auf Kommando ging die Tür auf, die Musik schwoll an und die zwanzig nominierten Engel marschierten in Reih und Glied ins Tempelinnere. Die Moderatorin verlas jeden Namen einzeln, sobald der jeweilige Kandidat das weitläufige Auditorium betrat.
»Jackson Godspeed.« Bei diesen Worten brachen vereinzelte Jubelschreie aus, die um ein Haar die Moderatorin übertönten.
Jackson trat als letzter Engel vor. Er war schon viele Male zuvor im Tempel gewesen, aber er kam trotzdem nicht gegen seine Aufregung an, als er nun inmitten tosenden Applauses durch den Mittelgang schritt. Er blickte sich in der riesigen Haupthalle mit der Doppelreihe Säulen, die zu einem auf einer erhöhten Bühne stehenden Altar führten, um. Einst war dies ein schlichter Altarraum gewesen, doch schon vor langer Zeit hatte man den Tempel zu einem modernen Saal mit topmoderner Licht- und Soundanlage umgebaut. Zwei riesige Bildschirme zu beiden Seiten der Bühne zeigten sein dramatisches Erscheinen in Großaufnahme.
Rechts und links von ihm war alles bis zum letzten Platz besetzt von den berühmtesten Engeln, den angesehensten Politikern und den reichsten Schützlingen. Die erwartungsvolle Atmosphäre im großen Saal mischte sich mit dem Applaus und dem Jubel. Jeder schien nur darauf zu warten, dass man endlich die Umschläge öffnete und die Namen der Schützlinge vorlas. Jacksons Blick huschte zu einer Reihe vertrauter Gesichter. Da saßen sie, die Engel, die er schon sein Leben lang kannte. Kris und Chloe. Mitch, der ihm verstohlen den erhobenen Daumen hinreckte. Auch Vivian war anwesend, zusammen mit ihren Eltern. Angesichts der anschwellenden Musik, der Jubelschreie und der allgemeinen Aufregung der Menge in dem prunkvollen Tempel drang Jackson unweigerlich die wachsende Freude, die in ihm brannte, ins Bewusstsein. Hatte er im Laufe der letzten paar Tage wirklich vergessen, was es bedeutete, ein Schutzengel zu sein? Hatte er vergessen, wofür er so hart gekämpft hatte? Während er das Glück des Augenblicks genoss, wusste er ohne jeden Zweifel, dass er hierhergehörte und nirgends sonst.
Jackson folgte den anderen Anwärtern, die soeben die Stufen zur Bühne hochstiegen. Dort stand ein herrlicher Altar in Rot und Gold, zu dessen Seite je vier Reihen zu fünf Stühlen standen, einer für jeden Nominierten. Oberhalb der Bühne war auf den riesigen Bleiglasfenstern die Geschichte der Engel auf Erden dargestellt: von den schleierhaften Anfängen über das Große Erwachen bis hin zum Abbild eines Schutzengels, der erhaben über dem Angel-City-Schriftzug schwebte. Am Altar angekommen, blieb Jackson stehen. Er richtete den Blick nach unten. Auf einem Stück rotem Samt ruhten zwanzig Göttliche Ringe. Einer von ihnen war sein Göttlicher Ring. Neben den Ringen lag ein kleiner Stapel Umschläge, und Jackson wusste, dass sie Namen enthielten. Die Namen der Schützlinge.
Aus irgendeinem Grund kam ihm plötzlich Maddys Stimme in den Sinn: »Warum darfst du nicht selbst entscheiden, wen du beschützen willst?« Schnell verscheuchte er die Erinnerung und nahm Platz.
Die Musik endete mit einem Paukenschlag, und einen Augenblick lang herrschte gespannte Stille, ehe wieder die weibliche Stimme durch die Lautsprecher drang.
»Und jetzt, meine Damen und Herren, heißen Sie bitte die Erzengel willkommen.«
Wieder schwoll die Musik an. Applaus erfüllte den Tempel, als eine Gruppe Erzengel in roten Roben die Bühne durch einen Hintereingang betrat und die Plätze in den ersten beiden Reihen des Publikums einnahm. Jackson blickte auf einige der berühmtesten Erzengel aller Zeiten. Mark war selbstverständlich unter ihnen. Das Gesicht seines Stiefvaters wirkte ernst und angespannt, aber in seinen Augen blitzte der Anflug eines Lächelns auf.
Als die Musik und der Applaus
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