Angel City Love (German Edition)
verantwortlich sind für die Gefahr, die dieser Stadt derzeit droht.«
Stumm musterte Mark den Detective, der spürte, wie sein Zorn ihm jetzt die Zunge lockerte.
»Ich verlange von euch, dass ihr mir das Gegenteil beweist. Zeigt mir, dass ihr euch immer noch der guten alten Zeiten entsinnt. Dass ihr nicht vergessen habt, wer ihr wirklich seid. Ich möchte sehen, dass ihr denen helft, die sich nicht selbst verteidigen können, den Opfern, den Leidtragenden und denen, die in Todesgefahr schweben. Beweist mir, dass ihr eure Pflicht tun könnt.« Er blickte reihum in ihre makellosen Gesichter. »Diese Stadt braucht euch. Also erhebt euch und beschützt die Menschen hier.«
Ein blonder Engel mit symmetrischen Gesichtszügen stand auf.
»David, wir arbeiten daran. Aber über diese Dinge muss man erst einmal reden. Wir müssen unsere Pläne mit der Stadt abstimmen und uns selbstverständlich auch einen angemessenen Preis überlegen.«
Sylvesters Miene verfinsterte sich.
»Du musst verstehen, dass wir nicht einfach so zulassen können, dass Schutzengel ihr Leben riskieren …«
Doch das hörte Sylvester schon nicht mehr. Er zog seinen Dienstrevolver.
Die Augen des blonden Erzengels wurden groß.
Sylvester richtete die Waffe auf den großen Glasschaukasten in der Ecke, der die alte Rüstung und das Schwert eines Kampfengels beherbergte, und drückte ab. Sofort ging das Glas zu Bruch und die Scherben fielen zu Boden. Die Kugel prallte von der Rüstung ab und bohrte sich in die Deckenkacheln. Im Raum wurde es totenstill.
Die Rüstung und das Schwert standen inmitten des zerbrochenen Schaukastens, so als ob sie warten würden.
Sylvester schloss die Hand um den Griff des altertümlichen, schweren Schwertes und zog es heraus. Dann drehte er sich zu den Erzengeln um und schleuderte die Waffe auf den Konferenztisch, sodass sich unter ihrem beträchtlichen Gewicht Sushirollen im Raum verteilten und Wassergläser zersprangen.
Sylvester blickte in die verblüfften Gesichter der verstummten Erzengel.
»Nun«, sagte er schließlich mit entschlossener Stimme, »wo sind die anderen?«
38
Die Kälte an seinem Gesicht war das Erste, was er spürte, seit Jackson auf der Rückbank des Escalades gesessen hatte. Seine Finger ertasteten einen kalten, festen Boden. Während er so dalag, kehrte der Albtraum bruchstückhaft in seine Erinnerung zurück. Lauter schreckliche Bilder wirbelten ihm durch den Kopf. Erzengel, die aus den Sitzen neben ihm gerissen wurden. Autos, die miteinander kollidierten. Schwarz-orangefarbene Flammen des Todes. Und dann gab es noch ein fürchterliches Ding . Ein Monster. Doch die furchtbarste aller Szenen war viel simpler als die anderen: Wie ein Horrorfilm spulte sie sich unaufhörlich vor seinen Augen ab.
Ein Bahnhof und ein Abschied.
Er schlug die Augen auf und sah auf eine seitlich gekippte Welt. Die Lichter der Stadt der Unsterblichen glitzerten um ihn herum. Der Mond ging bereits auf, blass und aufgeblasen wirkte er. Jackson musste sich auf einem Dach befinden. Dann stellte er fest, dass er nicht alleine war. Er konnte die Präsenz des Dämons, die Hitze seines fürchterlichen Leibes spüren und sein Schimmern sehen.
Erst in diesem Augenblick bemerkte er noch eine andere aufrechte Gestalt, deren Silhouette sich vor der großen aufsteigenden Mondscheibe abzeichnete. Die Gestalt trat einen Schritt ins Licht hinein und lächelte.
»Du …«, murmelte Jackson ungläubig.
»Ja«, bestätigte die Gestalt. »Ich.«
Maddy lief in der beengten Fahrstuhlkabine nervös hin und her und lauschte auf ihr Herzklopfen und auf das mechanische Surren, das ihre Fahrt nach oben über dreiundsiebzig Stockwerke begleitete. Die spiegelverkleideten Wände warfen ihr Abbild hundertfach zurück. Sie betrachtete die vielen Maddys um sie herum, die sie anstarrten. Ihr Haar war geplättet, das Gesicht von Furcht und Entschlossenheit, Schmerz und Schuldgefühlen gezeichnet. Jacksons Göttlicher Ring baumelte in der Nähe des Herzens um ihren Hals. Maddy schlug mit der flachen Hand gegen die glänzende Kabinenverkleidung.
»Komm schon, komm schon!«
Während sie im Fahrstuhl zur Untätigkeit verdammt war, blieb ihr nichts weiter übrig, als sich ihren rasenden Gedanken zu stellen. Ganz gleich wer oder was oben auf sie wartete – dieser Jemand oder dieses Etwas wollte Jackson mortalisieren und ihn tot sehen. Maddy traf ihre Entscheidung. Es war keine wirklich schwere Wahl: Sie würde sich selbst opfern. Sie würde ihr
Weitere Kostenlose Bücher