Angel City Love (German Edition)
Süden!«
Maddy drehte wieder das Lenkrad, um zu überholen. Sie reihte sich knapp vor dem Gegenverkehr wieder ein, überquerte gleich mehrere Spuren auf einmal und erwischte gerade noch die Ausfahrt. Wildes Protestgehupe folgte ihnen.
»Wir schaffen es, halt dich fest!«, rief Maddy. Als sie bei der Ausfahrt aus Versehen auf den Randstein fuhr, wurden ihre Köpfe zurückgeschleudert. Doch Maddy hatte das Lenkrad schnell wieder unter Kontrolle und brauste nun auf die Autobahn.
Gwen war kreidebleich geworden. »Du bist hinterher garantiert deinen Führerschein los!«
Während sie sich in den Verkehr auf der Autobahn einfädelten, lag die Innenstadt im rötlichen Licht der Abenddämmerung vor ihnen. Der Himmel schien in Flammen zu stehen.
Die Engelskolonne reihte sich auf der Überholspur ein und Maddy tat es ihnen gleich. Sie zählte fünf Fahrzeuge zwischen ihnen. Immer weiter schloss sie auf, indem sie dauernd die Spur wechselte und sich im Zickzack durch den Verkehr schlängelte.
»Woher kannst du eigentlich so gut fahren?«, brüllte Gwen über das Heulen der sechshundert Pferdestärken hinweg.
»Ich habe Jackson beobachtet.« Sie trieb den Motor weiter an und setzte sich vor einen weiteren Wagen.
»Wie bitte?«
»Na ja, ich hab zugesehen, wie er schaltet.«
Gwen schnappte nach Luft. »Du hast dir seinen Schaltknüppel angesehen?«
»Hältst du jetzt bitte die Klappe!« Wieder rückte sie eine Position in der Reihe von Fahrzeugen vor.
Jetzt lagen nur noch drei Fahrzeuge zwischen ihnen und dem Escalade mit dem schwarz getönten Rückfenster, in dem Jackson saß. Auf dem Nummernschild standen keine Ziffern. Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Wo sie Jackson wohl hinbrachten? Womöglich schafften sie ihn aus der Stadt. Aber es war einerlei. Allmählich nahm ein Plan in ihrem Kopf Gestalt an. Er war schlicht, aber effektiv. Sie würde ihnen etwas anbieten. Etwas, an dem sie sicher interessiert wären.
Maddy wechselte die Fahrspur und überholte wieder ein Fahrzeug. Der übernächste Wagen war nun schon einer der Escalades. Sie hatte es trotz des dichten Verkehrs geschafft, aufzuschließen.
»Wir haben sie gleich eingeholt«, sagte sie und spürte, wie Hoffnung in ihr aufwallte.
Da geschah es.
Zunächst konnte Maddy das, was sie sah, gar nicht richtig einordnen. Sie nahm erst nur einen Umriss wahr, eine dunkle Gestalt, die auf dem Dach des hintersten Escalades landete. Sie hörte das Geräusch von sich verbiegendem Metall, dann prasselte zerborstenes Sicherheitsglas gegen die Windschutzscheibe des Ferraris.
Langsam, ganz langsam begann ihr Gehirn die Bilder vor ihren Augen zu verarbeiten und der Umriss bekam zunehmend Kontur: Die Gestalt hatte einen glänzenden schwarzen Körper und riesige fledermausähnliche Flügel.
Und sie hatte mehr als nur einen Kopf . Wie schwarze Schlangen ragten sie aus dem Rumpf empor, mit knorrigen Hörnern obendrauf. Ein langer schwarzer Schwanz peitschte gegen die hohen Palmen am Straßenrand. Umgeben von der berühmten Skyline, die jenseits der verkehrsreichen Autobahn emporstieg, drehte das glühende Ding sich jetzt nach ihr um und sah sie mit sonderbar leuchtenden Augen an. Plötzlich überkam sie ein überwältigendes Gefühl. Es war dasselbe Gefühl, das sie im Biolabor in der vorherigen Nacht empfunden hatte. Eine Art lähmender Todesangst.
In diesem Augenblick war Maddy klar, was sie vor sich hatte. Sie wusste genau, was da soeben auf dem Dach des Escalade gelandet war. Starr vor Furcht, saß sie auf dem Fahrersitz.
»Was ist das?«, kreischte Gwen.
»Ein Dunkler Engel«, flüsterte Maddy.
»Was?«, rief Gwen.
Maddy beobachtete, wie der Dämon von dem fahrenden Escalade auf den nächsten sprang. Der Wagen schlingerte und fuhr gegen die kleine Betonmauer auf dem Mittelstreifen, ehe er in die Gegenrichtung drehte, direkt auf sie zu. Der Ferrari grollte wie ein wildes Tier, als Maddy dem entgegenkommenden Fahrzeug auswich.
Gwen brüllte irgendetwas, aber Maddy konnte sie nicht verstehen. Wie hypnotisiert beobachtete sie, wie der Dämon das Dach des Escalades mit seinen diversen Mäulern aufriss, nacheinander Engel aus dem Wageninneren zerrte und auf die Fahrbahn schleuderte. Schutzengel wurden in Stücke zerfetzt, die Schwingen wurden ihnen vom Leib abgetrennt. Der Dämon griff wieder in den Wagen und zog einen zappelnden Engel heraus, als handle es sich um eine wehrlose Puppe. Maddy hämmerte das Herz in der Brust.
»Jackson!«, schrie sie.
Er war in
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