Angel City Love (German Edition)
Hintertür, die auf einen Parkplatz führte. Einer der Parkplatzwächter stand bei den Mülltonnen und rauchte.
»Hey, Mann«, raunte Jackson ihm zu. Die Augen des Mannes wurden ganz groß, als er ihn erkannte. »Würde es Ihnen was ausmachen, mir meinen Wagen zu bringen?« Er hielt ihm seine Marke für den Parkservice hin, zusammen mit einer Hundertdollarnote. »Und wenn Sie die Sache bitte mit absoluter Diskretion behandeln würden.«
7
Der Altarraum der katholischen Kirche Blessed Sacrament auf dem Sunset Boulevard war so gut wie leer. Detective David Sylvester, der mit seinen vierzig Jahren schon ziemlich alt aussah, saß allein inmitten der leeren Reihen. Er war unauffällig gekleidet, trug eine Nickelbrille und blickte fast immer finster drein. Seine gebückte Haltung schien zu signalisieren, dass er das Gewicht der Welt auf seinen Schultern trug. Seine Hände waren wie zum Gebet gefaltet und die Finger ineinander verschränkt, doch die Augen des Detective waren geöffnet. Sein Blick glitt über die Bleiglasfenster des Altarraums zur gewölbten Decke hinauf. Er wirkte interessiert, die Augen wachsam wie die eines Mannes, der in ein Gespräch und nicht in ein Gebet vertieft war.
Die klassische Kathedrale erstrahlte in all ihrer Pracht, auch wenn sie lediglich von sanftem Kerzenschimmer vom Altar her beleuchtet war. Auf einem Seitenaltar tanzte das flackernde Licht von Votivkerzen, die das sanfte und stets lächelnde Gesicht der Jungfrau Maria erhellten. Das alles gefiel Sylvester sehr gut. Er mochte alte, imposante Kirchen, in denen man die Präsenz Gottes fast spüren konnte, der durch die Wände zu einem sprach. Sylvester glaubte an das Vergangene. Er hörte noch immer Schallplatten und sein Telefon zu Hause verfügte ganz wie in alten Zeiten über eine Schnur. Sylvester glaubte auch an das Angel City der Vergangenheit, und wenn er ehrlich sein sollte, sogar an die Engel von früher.
Die Stille wurde erst durchbrochen, als das Handy des Detective klingelte. Er fischte es aus seiner Tasche und sah auf die Nummer auf dem Display.
»Sylvester hier«, sprach er angespannt ins Handy.
»Tut mir leid, wenn ich störe, Detective«, erklärte ein Officer aus dem Präsidium, »aber wir benötigen Ihre Unterstützung an einem Tatort. Jetzt gleich.«
Sylvester runzelte die Stirn. Er war schon seit Jahren nicht mehr in einen echten Fall involviert gewesen. Nachdenklich sah er sich in der menschenleeren Kirche um.
»Ich bin gerade ziemlich beschäftigt«, schwindelte er. »Sind Sie sicher, dass Sie mich brauchen?« Der Officer am anderen Ende der Leitung schien mürrisch zu grummeln.
»Jones oder Chu wären wohl tatsächlich geeigneter für den Job, wenn Sie mich fragen, aber der Chef will unbedingt, dass Sie uns bei diesem Fall behilflich sind. Er meinte, Sie hätten da die richtige Erfahrung.«
Sylvester dachte über diese Worte nach.
»Was ist passiert?«, fragte er nach einer kurzen Pause.
»Sie kommen am besten her und sehen sich das selbst an.«
Sylvester notierte sich die Adresse und steckte sein Handy wieder in die Tasche. Einen Moment blieb er noch sitzen und betrachtete den Altar mit dem flackernden Kerzenlicht. Warum rief man ihn? Und warum ausgerechnet jetzt? Er fragte sich, was wohl vor sich ging. Dann stand er auf, ohne sich noch einmal zu bekreuzigen, und marschierte zur Kirchentür raus.
In seinem Zivilfahrzeug fuhr Sylvester in Richtung Angel Boulevard, vorbei an geschlossenen Geschäften und verbarrikadierten Cafés. Die dunklen Palmen bewegten sich in der nächtlichen Brise. Die Stadt wirkte nackt ohne die Neonreklamen, Doppeldeckerbusse und den Besucherstrom aus aller Welt. Ein Pulk betrunkener Touristen stolperte in einer Seitenstraße über den Bürgersteig. Sie alle hatten sich die gleichen RETTE-MICH! -T-Shirts gekauft und fotografierten sich gegenseitig. Der Detective schüttelte den Kopf. Die Engel konnten nur ein paar wenige Auserwählte retten, und dennoch träumten Jahr für Jahr Millionen von Menschen davon, die Wahl könnte irgendwie auf sie fallen. Sie alle hofften, sie würden mit den Engeln und den anderen Schützlingen auf ANN zu sehen sein und dass sie gerettet werden und alle es mitkriegen würden. Sie glaubten fest daran, die Lotterie zu gewinnen. Oder zu Millionären zu werden. Und dann würden sie innerhalb kürzester Zeit ihren eigenen Schutzengel haben und ihren rechtmäßigen Platz in den Reihen der reichen und schönen Elite von Angel City einnehmen. Doch dem
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