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Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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Elektrisierend und heiß schießt es durch mich hindurch. Plötzlich begehre ich sie mit überwältigender Macht. Ich erhöhe den Druck auf das Messer, spüre, wie die Spitze der Klinge über Knochen gleitet und in das weichere Gewebe zwischen ihren Rippen eindringt. Ihre Hände zerren an mir, um unseren Kuss zu vertiefen und das Messer tiefer in die Wunde zu treiben.
    Als ich mich löse, werde ich von schierer Blutlust überwältigt. Ich setze mich rittlings auf sie und halte das Messer mit beiden Händen hoch über ihrem Herzen.
    Sie stöhnt, aber nicht vor Schmerz oder Angst. Ihre Augen blitzen, und sie streckt die Hände nach meinen Händen aus. «Tu’s!», schreit sie.
    Unbeschreibliche Freude fährt knisternd durch mich hindurch. Ich schließe die Augen und hole mit dem Messer in weitem Bogen aus. Aber bevor es niedersaust und sein Ziel findet, werde ich zu Boden gestoßen. Mein Griff löst sich, und das Messer fliegt über den Farn in die Büsche neben dem Schuppen.
    «Nein!», brülle ich. Und Angeliques Schrei ertönt wie ein Echo meines eigenen über dem pochenden Rhythmus der Musik.
    Lucs Stimme, die leise an mein Ohr dringt, vertreibt den Nebel. Allmählich nehme ich meine Umgebung wahr. Die Kälte der Erde steigt von unten in meinen Körper, und von oben brennt Lucs Herz durch meine Kleider. Er liegt auf mir und nagelt mich am Boden fest, drückt mein Gesicht in den Schmutz.
    «Geh runter!», schreie ich. Während ich versuche, mich unter ihm hervorzuwinden, graben meine nackten Zehen sich in den feuchten Boden. Trotz des starken Moders und der Fäulnis direkt unter meiner Nase empfinde ich den salzigen Kupfergeschmack von Taylors Blut stärker. Mein Magen verkrampft sich, und ich schlucke Galle hinunter.
    Ein animalisches Stöhnen steigt aus meinem Innern auf. «Zum Teufel, geh endlich von mir runter!», brülle ich und bäume mich auf.
    «Frannie, hör auf! Genau das will Lilith doch.» Er streicht mir das strubbelige Haar aus dem Gesicht und legt seine Wange an meine. «Sie will, dass du Angelique umbringst. Sie will deine Markierung umkehren.»
    «Nein!» Mit aller Macht stemme ich mich gegen ihn, um freizukommen. Als er nicht nachgibt, drehe ich mich unter ihm um, umklammere ihn mit den Beinen, rolle herum und schleudere ihn zu Boden.
    Jetzt hocke ich auf ihm, und er sieht mich mit sanftem Blick an. «Hör auf mich, Frannie! Du musst auf mich hören!»
    Die Welt scheint wieder ins Lot zu geraten. Ich atme stoßweise, bekomme aber trotzdem kaum Luft.
    Er sieht mich immer noch an, als sei alles andere unwichtig. «Wenn du das tust, gewinnt sie. Wenn du Angelique umbringt, ist deine Seele für die Hölle markiert, und Lilith steht es frei, in deinen Körper einzudringen. Dann gehörst du ihr.»
    Lucs Zimtduft reißt mich schließlich aus dem Nebel. Blinzelnd schaue ich mich um. Zwei Dämonen stehen links und rechts vom Schuppen, die rotglühenden Fäuste gegeneinander erhoben. Marc und Rhen. Das verstehe ich überhaupt nicht, aber das ist egal. Taylor liegt am Boden, das T-Shirt rot von Blut, dessen Geruch schwer in der Abendluft liegt.
    Ich gebe Luc frei und setze mich neben ihn. Mein Magen zieht sich wieder zusammen, und ich übergebe mich in den Farn zwischen meinen Füßen.
    «Ich konnte sie nicht retten …» Meine Stimme ist ein zitterndes Flüstern, kaum hörbar.
    «Du konntest nichts tun, Frannie.»
    «Meine Macht. Ich hätte es schaffen müssen, sie zurückzuholen.»
    «Nicht aus der Hölle. Noch nicht jedenfalls. Vielleicht wird deine Macht eines Tages stark genug sein …»
    Ich rappele mich mühsam auf. Als mir plötzlich einfällt, was ich als Letztes zu Taylor gesagt habe, taumele ich, und Luc fängt mich auf. Fahr doch zur Hölle! , habe ich gesagt. Ich habe ihr gesagt, sie soll zur Hölle fahren.
    Ich beuge mich vor und kotze mir die Seele aus dem Leib.
    Dann höre ich ein Rascheln im Laub. Ich drehe mich um, und mein Blick fällt auf Angelique, die in ihrem blutverschmierten T-Shirt dasitzt, mit dem Rücken an den Schuppen gelehnt. Sie sieht mich mit einem gequälten Lächeln an. «Er versteht das nicht, Fee. Er kapiert nicht, dass wir einander brauchen.» Sie kriecht ein Stück in die Sträucher und kommt mit dem Messer wieder heraus. «Wir gehören zusammen. Du bist eine von uns, Fee.» Langsam steht sie auf und streckt mir das Messer mit dem Heft entgegen.
    Luc hält mich fest. «Nein, Frannie!»
    Aber ich kann ihrer Anziehungskraft nicht widerstehen und mache einen Schritt auf

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