Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
sie zu.
«Frannie.» Luc legt den Arm um mich und schaut mir fest in die Augen. «Sieh mich an!» Ich verrenke mir den Hals nach Angelique, aber Luc legt einen Finger an mein Kinn, damit ich mich ihm zuwende. «Hier, Frannie», sagt er und deutet mit Zeige- und Mittelfinger seiner freien Hand auf seine Augen.
Ich verliere mich in seinen tiefen schwarzen Augen, und er führt mich auf die Musik im Garten der Gallaghers zu, fort von Taylor. Aus dem Augenwinkel beobachte ich, dass Rhen, die glühenden Fäuste erhoben, unseren Rückzug deckt. Warum hilft er uns?
«Frannie», ruft Angelique, «lass nicht zu, dass er dich von mir fortbringt. Wir gehören zusammen.»
Ich knicke stöhnend ein; meine Beine wollen mich nicht mehr tragen. Luc hebt mich hoch und trägt mich aus dem Wald. Ich lasse den Kopf auf seine Schulter sinken und versuche, seine Kraft anzuzapfen.
Jemand schreit. Kate? Doch ich atme nur weiter Lucs Zimtduft ein und blende alles andere aus.
Ich höre, wie Luc sagt, jemand solle die Polizei rufen. Überall sind Leute. Jemand zieht an meinem Arm und will mich von Luc wegzerren. Ich klammere mich mit letzter Kraft an ihn.
«Oh mein Gott! Was hast du mit ihr gemacht? »
Diese Stimme … Das ist Kiffer. Kiffer brüllt Luc an. Ich will den Kopf heben, um ihm zu sagen, er solle aufhören, doch er ist zu schwer.
Lass ihn in Ruhe! , denke ich. Bitte!
Und dann sitze ich, in Lucs Arme geschmiegt, auf den Stufen der Veranda. Luc verströmt Hitze, und ich möchte mich an ihm wärmen, doch mir ist so kalt, dass ich nicht aufhören kann zu zittern. Schließlich kriege ich die Augen auf. Und da sehe ich das Blut – Taylors Blut – überall an mir. An meinen Händen. Meinen Kleidern.
O Gott … Taylor.
Aus meiner Brust dringt der Schrei einer Todesfee. Luc wiegt mich, so kommt es mir jedenfalls vor, aber ich kann mich trotzdem nicht beruhigen. Leute rufen, brüllen … Nein … warte, das bin ja immer noch ich. Und dann versinkt alles im Nichts.
Ich wache in meinem Bett auf, die Vorhänge flattern in einer warmen Morgenbrise, und ich bin eingehüllt in den Duft kühler Wintersonne. Als ich die Augen aufschlage, sitzt Gabe auf meinem Schreibtischstuhl am Fußende des Betts. Er lächelt und tätschelt durch die Decke meinen Fuß. «Hey.»
Augenblicklich ist alles wieder da, und die Last dessen, was ich getan habe, droht, mich wieder hinunterzuziehen.
Ich schließe die Augen. «Taylor?», krächze ich. Bei ihrem Namen erfasst kaltes Grauen mein Herz.
«Es tut mir schrecklich leid, Frannie. Ich hätte dort sein sollen.» Der Schmerz in seiner Stimme …
Was er nicht sagt, ist, dass es meine Schuld war, dass er nicht da war. Ich kann ein ersticktes Wimmern nicht unterdrücken, das in meiner Kehle aufsteigt, bevor die Tränen fließen. Gabe nimmt mich in die Arme und beruhigt mich. Mehr gibt es nicht zu sagen, und ich vergrabe das Gesicht an seinen Hals und weine.
Als meine Mutter hereinkommt, lassen die Tränen ein wenig nach, doch Wut brennt immer noch tief in meinem Innern – hauptsächlich Wut auf mich selbst. Gabe wischt mir mit dem Daumen die Tränen von der Wange und setzt sich wieder auf den Stuhl. Meine Mutter hockt sich auf die Bettkante und nimmt meine Hand. «Wie geht es dir, Schatz?»
Was für eine dämliche Frage. «Beschissen.»
Es ist ihr deutlich anzusehen, dass sie mich gern für meine Wortwahl schelten würde. Genau deshalb habe ich mich schließlich auch so ausgedrückt: um sie zu verärgern. Denn es geht mir beschissen, und allen anderen kann es ruhig auch beschissen gehen.
Sie atmet tief durch. «Brauchst du irgendwas?»
Ich sinke tiefer in die Kissen. Am liebsten würde ich ganz darin versinken. «Taylor.»
«Oh, Schatz …»
Ich drehe mich zur Wand.
«Frannie», sagt sie und zögert. «Es tut mir schrecklich leid.»
Wenn das noch einer sagt, schreie ich.
Das Bett knarrt, als sie aufsteht, und ich höre, wie die Tür geschlossen wird.
Ich bemerke kaum, wie Gabe sich ins Bett schleicht, aber ich weiß, dass er da ist, denn meine Wut verraucht allmählich.
«Ich weiß, dass das hart ist, aber es an deiner Mutter auszulassen hilft auch nicht.»
Ich will nicht, dass der Zorn sich legt. Ich brauche ihn, damit ich mich hassen kann. «Halt’s Maul! Raus hier!»
Aber er zieht nur die Beine an und lehnt sich ans Kopfteil.
Ich starre an die Wand. Die Bilder, die sich in meinem Kopf abspielen wie ein Horrorfilm, lassen sich nicht ausblenden. «O Gott», schluchze ich, «ich habe
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