Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
Traurigkeit – bewölkt. «Ich weiß es nicht.»
«Warum willst du dann überhaupt sichtbar sein?»
«Ich glaube einfach, dass es dann leichter wäre, dich zu beschützen. Es gefällt mir nicht, dass dieser verrückte Dämon hinter deinem Freund her ist.»
Ein eiskalter Finger fährt meine Wirbelsäule hoch, denn sofort habe ich das Bild aus dem Albtraum wieder vor Augen. Mit einem tiefen Seufzer schüttele ich es ab. «Tja, für mich wäre es auch leichter, wenn ich mitbekäme, wann du da bist.»
Ich erwische mich dabei, wie ich an meinem Sitz herumfummele, und halte inne. Er braucht nicht zu wissen, wie sehr es mich verunsichert, ständig beobachtet zu werden. Er tut nur seine Arbeit, und ich bin froh, dass ich ihn wiederhabe. Er soll sich nicht mies fühlen wegen der Umstände.
Er zuckt die Achseln. «Ich finde, ich könnte ruhig ein paar Leute aus Lucs Haus kennenlernen.» Wir biegen dort gerade um die Ecke auf den Parkplatz.
«Zum Beispiel Lili», sage ich und zeige auf sie, denn sie kommt gerade mit einer großen Mülltüte aus dem Haus.
Matts Kopf schießt herum. «Ähm …» Und damit verschwindet er.
Lachend fahre ich in eine Parklücke nahe der Haustür und mache den Motor aus.
«Hey, Frannie.» Lili geht an meinem Auto vorbei und wirft die Tüte in den Müllcontainer.
«Hey.»
Sie stellt sich neben die Fahrertür. «Ich habe mitgekriegt, dass Luc vor einer Weile weggefahren ist.»
«Oh.» Ich sehe mich um. «Wo ist er hin?»
Sie zuckt die Achseln. «Ich habe ihn nicht danach gefragt. Aber komm ruhig rein. Du kannst bei mir auf ihn warten.»
«Eigentlich bin ich auf dem Weg zur Arbeit.» Ich zupfe an meinem Ricco’s-T-Shirt.
«Oh … Okay.»
Ich fühle mich mies, denn mir geht auf, dass die Arme hier niemanden kennt. Wahrscheinlich ist sie einsam. «Ach, ein bisschen Zeit habe ich noch», sage ich und steige aus.
Lilis Augen leuchten auf, und sie schiebt sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Sie streckt die Hand aus und berührt das Kruzifix, das unter meinem T-Shirt hervorlugt.
«Cool. Ganz schön goth , das Teil. Woher hast du das?»
Ich ziehe es an der Kette raus, damit sie es besser betrachten kann. «Von Luc.»
Sie lächelt. «Ich dachte, von deiner Großmutter oder so. Das ist … ähm … romantisch?»
Ich lache. «Nicht besonders. Aber es hat schon eine Bedeutung für uns.»
Wir gehen zusammen in ihre Wohnung hinauf, und ich schwöre, da sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen – sie hat nur halb ausgepackt und offenbar nichts, um die Sachen unterzubringen. Eine ramponierte grüne Couch ist mit Papieren und Klamotten übersät, hauptsächlich Sweatshirts und Trainingshosen in verschiedenen Grautönen. Das einzige andere Möbelstück ist ein Barhocker an der kurzen Küchenarbeitsplatte. Kein Bett. Schlafen tut sie wohl auf dem Sofa.
«Möchtest du was trinken?», fragt sie und öffnet den uralten Kühlschrank in der winzigen Küche. «Ich habe … ähm …» Verlegen schließt sie ihn wieder. «Wasser.»
Ich schüttele den Kopf und setze mich auf das freie Ende der Couch. «Nein danke.»
Sie schlurft herüber, schiebt die Papiere auf den ramponierten Linoleumfußboden und hockt sich neben mich. Dann zieht sie die Knie an die Brust und schlingt die Arme darum. «Tut mir leid, dass die Bude so chaotisch ist. Ich lebe aus Kartons.»
Ich sehe mich um. Es ist wirklich ein einziges Chaos. «Brauchst du Hilfe beim Einrichten?»
«Nein … danke. So viel Zeug habe ich eigentlich gar nicht.» Sie wirkt noch verlegener, zieht die Knie noch näher an den Körper und befasst sich eingehend mit ihrem abblätternden grünen Nagellack. «Wenn ich ehrlich bin, habe ich nichts, um was zu verstauen. Nun ja, außer halt die Kartons.»
«Meine Mutter hat noch einen alten Kleiderschrank in der Garage … Wenn du willst …»
Ihre Antwort kommt zu schnell. «Nein …»
«Nimm ihn ruhig! Er steht eh nur im Weg rum und staubt ein. Meine Mutter wäre froh, wenn sie ihn los wäre.»
Sie reißt den Blick von ihren Fingernägeln los und sieht mich an. «Also, wenn ihr ihn wirklich nicht mehr braucht …»
«Bestimmt nicht. Wir können ihn auf deinen Pick-up laden und holen.» Ich schenke ihr ein beruhigendes Lächeln.
Sie erwidert es. «Danke.»
«Und wenn du erst was hast, wo du deine Klamotten unterbringen kannst …», sage ich und zeige auf das graue Sweatshirt auf der Armlehne der Couch, «dann kannst du ja vielleicht deine Garderobe ein wenig … erweitern?»
«Was
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