Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
stimmt denn nicht mit meiner Garderobe?» Ihr verkniffenes Gesicht und ihr defensiver Tonfall verraten mir, dass ich sie gekränkt habe.
«Tut mir leid. Eigentlich nichts. Aber es ist Juni, und es wird noch wärmer. Hast du nicht Lust, dich ein bisschen … sommerlicher zu kleiden?»
Sie wirkt unsicher, senkt den Blick, und plötzlich geht mir auf, dass sie wahrscheinlich kein Geld dazu hat. «Ich komme schon zurecht.»
«Im Einkaufszentrum gibt’s schon Sommersachen im Schlussverkauf. Es ist die beste Zeit, ein paar tolle Schnäppchen zu machen.» Ich würde ihr ja anbieten, sich von meinen Sachen was auszusuchen, aber damit würde ich sie sicher noch mehr kränken. Außerdem hat sie auch nicht meine Größe. Sie ist mindestens fünfzehn Zentimeter größer als ich. Wegen ihres sackartigen Sweatshirts ist es schwer zu entscheiden, ob sie ein wenig übergewichtig ist oder nur einen ordentlichen Vorbau hat.
«Mir ist es ziemlich egal, was ich trage», sagt sie und zupft an ihrem Sweatshirt herum.
«Bloß ein paar neue Tops oder vielleicht ein T-Shirt?»
«Vielleicht … Na gut. Ja, okay.» Auf ihrem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus. «Toll. Wann?»
Ich überlege rasch, wann ich diese Woche arbeiten muss. «Am Donnerstagnachmittag. Ich schau mal, ob meine Freundinnen Taylor und Riley Lust haben mitzukommen. Mädelstag.»
Ihr Lächeln verblasst. «Oh … Wenn du lieber mit deinen Freundinnen gehst …»
«Keine Sorge, du wirst sie mögen. Und dann kannst du gleichzeitig ein paar Leute kennenlernen. Die beiden gehen auch hier aufs College.»
Sie wirkt immer noch unsicher und kratzt an ihrem Nagellack. «Na gut.»
«Es wird bestimmt lustig. Dann holen wir am Donnerstag auch den Kleiderschrank ab.»
Durch das offene Fenster dringt das Schnurren des Shelby an mein Ohr, und ich lächele.
«Hört sich an, als wäre Luc wieder da», sagt sie und steht auf.
Ich bin überrascht, dass sie das Motorengeräusch des Shelby so leicht erkennt. Ich folge ihr ans Fenster. «Du bist gut.»
Luc steigt aus dem Wagen, nimmt zwei Einkaufstüten vom Beifahrersitz und nähert sich dem Haus.
Ihr Lächeln wird plötzlich breit. «Nein. Du bist gut. Ich hab nur wegen deiner Reaktion gewusst, dass es er ist.»
«Oh.» Ich gebe vor, die Hitze, die mir in die Wangen steigt, gar nicht zu bemerken.
«Wenn du gehen willst …», setzt sie an.
«Warum kommst du nicht mit rüber zu Luc? Er hat bestimmt nichts dagegen.»
«Ja, das fehlt euch gerade noch. Eine Zuschauerin.»
Meine Wangen werden noch heißer. «Wir … Ich meine …» Ich überlege, warum es mich kümmert, was diese Fremde sich über Luc und mich wohl für Vorstellungen macht.
«Nun geh schon», sagt sie und weist mit dem Kinn zur Tür. «Ist schon in Ordnung.»
«Na gut. Aber am Donnerstagmittag komme ich vorbei, und dann holen wir den Schrank ab.»
Die Haare fallen ihr ins Gesicht, als sie mich zur Tür bringt. «Okay.»
Matt
Frannie tritt just in dem Moment in den Flur, als Luc seine Wohnungstür erreicht, und mir geht auf, dass ich immer noch neben Lili an ihrer Wohnungstür verharre.
«Hey, Luc», sagt sie und winkt. Als sie zurücktritt, um die Tür zu schließen, wünschte ich mir, sie täte es nicht. Wenn die Tür zufällt, ist Lili fort.
Bevor ich weiß, was ich da tue, habe ich mich schon in Bewegung gesetzt. Ich trete fest gegen eine der Einkaufstüten, die Luc in den Händen trägt, sodass seine Einkäufe sich im Flur ergießen und Tomaten und Orangen in alle Richtungen kullern.
Lili kommt zurück in den Flur und hebt auf dem Weg zu Luc eine Orange und zwei Tomaten auf. Luc starrt wütend in die Luft.
«Gütiger Himmel!» Überrascht bückt Frannie sich, um eine Zwiebel aufzuheben. «Ähm …», fügt sie hinzu, als sie einen tropfenden Eierkarton hochhebt.
Lili reicht Luc die Früchte, die sie aufgesammelt hat. «Seltsam. Als wäre in der Tüte eine Bombe explodiert.»
«Danke.» Luc nimmt ihr die Sachen ab. Sein Blick huscht durch den Flur.
Lili hebt einen Beutel Salat auf und drückt ihn Frannie in die Hand.
«Danke, Lili. Ich glaube, wir haben alles.»
«Kein Problem.» Lili wendet sich wieder ihrer Wohnungstür zu.
Ich kann einfach nicht anders, ich muss ihr folgen, und als sie die Tür hinter sich schließt, formt sich in mir ein harter Knoten. Ich hebe die Hände, lege sie flach auf ihre Wohnungstür und muss mich sehr beherrschen, um mich nicht hindurchzuschieben. Als ich mich wieder einigermaßen unter Kontrolle habe, drehe
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