Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
Ich lache. «Wir wollten einen Hund, und Mom hat gesagt, wir sollten anfangen zu sparen.»
«Mom hat uns gezwungen, das Pater Mahoney zu beichten …»
«Und der hat gesagt, wir hätten zu wenig für sie verlangt.» Ich lache mich schlapp.
Matt rollt sich lachend auf den Rücken. Dann stützt er sich auf die Ellbogen. Sein Gelächter verklingt, aber er schmunzelt immer noch. «Pater Mahoney lag gar nicht so verkehrt. Der Himmel ist bei weitem nicht so langweilig, wie die Leute glauben.»
Ich werfe mich neben ihn auf den Rücken und starre an die Decke. Wie wäre es wohl, wenn Matt noch am Leben wäre? Bis Marys Auszug vor einem Monat war ich die Einzige, die ein Zimmer für sich allein hatte, weil mein Bruder gestorben war. Obwohl Matt und ich bestimmt längst kein gemeinsames Zimmer mehr hätten, wäre er sicher immer noch mein bester Freund.
«Ich hab über die Sache mit der Macht nachgedacht …» Ich weiß nicht recht, wie ich fortfahren soll.
«Ja, ich habe den Kampf im Park letzte Woche gesehen. Saubere Arbeit, Schwesterchen.» Er grinst, und ich würde ihm am liebsten eine runterhauen.
«Weißt du was? Vergiss es einfach!»
«Tut mir leid», sagt er, doch er grinst immer noch. «Was ist denn damit?»
Ich atme tief durch. «Wenn ich Luc sterblich gemacht habe …»
Er rollt sich auf die Seite und schubst mich an der Schulter. «Jeder macht mal Fehler.»
Ich höre das Lachen in seiner Stimme, und plötzlich bin ich stocksauer. Ich setze mich auf und starre ihn wütend an. «Herrgott noch mal, Matt! Ich versuche gerade, ein ernstes Gespräch zu führen.»
Er macht große Augen und geht auf Rückzug. «Tut mir leid …»
«Ich will, dass auch du sterblich bist», platze ich heraus. «Ich will dich wiederhaben.»
Er setzt sich ebenfalls auf, und seine Augen werden noch größer. Dann starrt er mich eine ganze Weile an, ohne dass einer von uns etwas sagt. Schließlich schüttelt er den Kopf. «Nein, Frannie. Dazu ist es zu spät. Ich habe jetzt eine Aufgabe.» Er rückt näher. «Eine wichtige Aufgabe. Und ich könnte eh nicht mehr dein Bruder sein. Wenn ich sterblich wäre, müsste ich irgendwo anders wieder ganz von vorn anfangen. So kann ich wenigstens bei dir sein.» Dann lächelt er. «Und ein Engel zu sein hat durchaus Vorteile.»
Ich weiß ja, dass er recht hat, trotzdem werde ich sehr traurig. «Mehr als das hier geht also nicht?»
«So schlecht ist es doch gar nicht. Ich kann dir auch so einen angelutschten Finger ins Ohr stecken», sagt er und tut’s.
Ich springe vom Bett und ziehe ein Papiertuch aus der Schachtel auf dem Nachttisch. «Iiiiih! Ist das eklig!» Damit wische ich mir die Spucke aus dem Ohr.
«Engelsspucke besitzt magische Eigenschaften. Das solltest du aufheben.» Grinsend zeigt er auf das Taschentuch.
Ich starre ihn böse an und halte das Papiertuch an einem Zipfel auf Armeslänge von mir weg. «Zum Beispiel …?»
Überrascht verzieht er das Gesicht. «Kann sein, dass ich gerade gelogen habe.»
«Ich hab doch gewusst, dass du kein Engel bist», sage ich und werfe das Taschentuch in den Papierkorb. Da ruft meine Mutter die Treppe rauf, das Abendessen sei fertig. Ich werfe ein Grinsen über die Schulter, Matt verschwindet, und ich öffne die Tür und gehe hinunter.
Als ich die Küche betrete, schlägt gerade die Hintertür zu.
«Großvater!», rufe ich und laufe zu ihm, um ihn zu umarmen.
«Mein Mädchen», sagt er.
Maggie kommt rein und zieht ein langes Gesicht. Ich war immer schon Großvaters Liebling, seit Matt und ich ihm bereits als kleine Kinder unbedingt in der Garage helfen wollten – nicht, dass wir damals viel ausrichten konnten. Meine Schwestern haben sich nie dafür interessiert, an alten Autos herumzuschrauben; daher bin ich seit Matts Tod vor zehn Jahren immer am Sonntag nach der Kirche mit Großvater allein. Mein mitternachtsblaues Mustang-Cabriolet Baujahr 65 war unser letztes Restaurierungsprojekt.
«Hast du den Shelby bekommen?», frage ich und ziehe ihn an der Hand zum Tisch.
«Ist auf dem Weg.» Er zieht sich einen Stuhl heran und setzt sich neben mich.
«Muss er völlig wieder aufgebaut werden?»
«Ja. Hübscher Murks. Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich machen soll, wenn du aufs College gehst.»
«Komm bloß nicht auf die Idee, den Motor ohne unsere Hilfe rauszuholen.»
« Unsere Hilfe?»
Ich zucke zusammen. «Luc will nach der Kirche auch rüberkommen.»
«Luc will helfen? Wie das?», fragt er und reibt sich über den nahezu
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